Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Cornet, Heinrich
Band: 3 (1858), ab Seite: 3. (Quelle)
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Cornet, Julius (Director des k. k. Hofoperntheaters zu Wien, geb. zu Innichen (St. Candido) in Tyrol 1796). Sein Vater war k. k. Forstmeister und Bergwerks-Verwalter von Auronzo. Julius ist von 11 Kindern das jüngste. 1806 besuchte er das Innsbrucker Gymnasium (damals unter k. bair. Regierung). Als Seminarist des Prämonstratenser-Stiftes Wiltau (Veldidena), erhielt er den ersten Musik- u. Gesangsunterricht. Seiner schönen Sopranstimme wegen wurde er zu allen großen Concerten als Solist geladen. Im J. 1811 floh er, gedrängt von der französisch-illyrischen Conscription aus Tyrol und nach Admont, wo er am Lyceum die philosophischen Studien begann, welche er 1813 [4] in Graz fortsetzte. Nach Vollendung derselben wendete er sich dem Studium der Seite Rechte zu, welche er unter Jenull und Kudler, und 1815 und 1816 in Wien unter Dolliner hörte, und die Absicht hatte, das juridische Doctorat zu erwerben. In letzterem Jahre gab er aber seine Rechtsstudien auf, u. widmete sich, durch einen glücklichen Zufall auf die neue Bahn geführt, ausschließlich der Kunst. Es wurde nämlich im Jahre 1816 zur Vermälungsfeier Sr. Majestät des Kaisers Franz I. in der k. k. Reitschule unter Leitung Salieri’s und des Hofraths von Mosel das Oratorium: „Die Befreiung von Jerusalem“ des Abbé Stadler von 537 Musikern aufgeführt. Ob Erkrankung des ersten Tenorsängers, welcher den Solopart des Tancred singen sollte, mußte C. die Solostimme während der Probe suppliren, und löste seine Aufgabe so gelungen, daß er die Partie auch für die Aufführung des Concertes behielt. Salieri erbot sich nun auch C. im italienischen Gesange und in der Composition Unterricht zu geben, und von nun an wurde C. im Verein mit Franz Schubert, Moscheles, Anselm Hüttenbrenner, Schüler des großen Meisters. Im J. 1817 aber, als die italienische Operngesellschaft Rossini’s „Tancred“ und „Italienerin in Algier“ mit glänzendem Erfolge in Wien darstellte, trat C. auf einen Antrag des Grafen Pallfy in die italienische Oper ein, 1818 zur deutschen Oper über, und ging, um sich die gehörige Theaterroutine zu erwerben, mit dem verstorbenen Seydelmann auf Ein Jahr nach Graz. Dort hörte ihn der bekannte Dramaturg Dr. Aug. Klingemann, Intendant des Braunschweiger Hoftheaters, und engagirte C. sogleich von 1820 an auf 5 Jahre, mit dem für jene Zeit hohen Gehalte jährlicher 3000 Thlr. Freiherr von Seckendorf, Prof. der Aesthetik am Carolinum zu Braunschweig, förderte C.’s weitere künstlerische Ausbildung, welche durch Gastrollen in Berlin, Hamburg, Hannover, Bremen, Cassel, Frankfurt, München und 1829 in Paris vollendet wurde, ihm bedeutenden Ruf und überdies auch großen Gewinn verschafften. In Paris studirte ihm Auber selbst, der damals eben seine „Stumme von Portici“ componirt hatte, die Rolle des Masaniello und die des Fritz Brown in der „Braut“ (la fiancée) ein. Die Leistung C.’s als Masaniello steht – dem einstimmigen Ausspruche der Kritik zu Folge – in den Annalen der Oper unerreicht da. In Paris trat C. auch mit Nourrit in näheren Verkehr, und wenn er an diesem großen Mimen und Sänger sich selbst bildete, so war wieder er der Erste, der Nourrit mit den Liedern von Schubert u. mit Beethovens „Adelaide“ bekannt machte. Im J. 1826 vertauschte C. seinen Posten in Braunschweig mit dem gleichen in Hamburg, kehrte aber 1832 wieder nach Braunschweig als 1. Tenor, Oberregisseur und Kammersänger zurück, u. blieb daselbst bis 1838, in welchem Jahre C. sich nach Tyrol zurückzog, wo er sich mittlerweile das Gräflich Memming’sche Allodialgut Fraysburg bei Meran gekauft hatte. Doch schon 1839 folgte er einem Rufe, das Hamburger Stadttheater zu übernehmen, übersiedelte nach Hamburg, und übernahm im April 1841 die Direction des Stadttheaters. Die Katastrophe des großen Brandes an und für sich, und dazu die Concurrenz, welche durch den Aufbau eines neuen Theaters Cornet anwuchs, trübten bald die günstigen Aussichten des ersten Jahres, und 1847 trat C. mit großen Verlusten, doch mit Erfüllung aller seiner Verbindlichkeiten von der Direction dieser Bühne zurück. Das Jahr darauf (1848) begründete er in Hamburg ein privates Gesangsconservatorium, um junge Talente für die Oper [5] auszubilden. Dasselbe besteht noch jetzt unter der Leitung von C.’s Frau. Im J. 1851 erhielt C. von dem k. k. östr. Ministerium des Innern in Wien den Antrag, die Direction des k. k. Hofoperntheaters zu übernehmen. Seit Oct. 1852 trat nun C. seine neue Stelle an, die ihn seinem Vaterlande zurückgab und in welcher er noch jetzt wirkt. Auch als Fachschriftsteller war C. thätig, und schon von 1816–1819 in Wien Mitarbeiter an der von Dr. August Kanne (s. d.) redigirten „Musikzeitung“; ferner so lange Rochlitz die „Leipziger musikalische Zeitung“ redigirte, Correspondent derselben, und in den „Hamburger Nachrichten“ begründete er in Gemeinschaft mit Dr. Reinhold das Feuilleton, welches noch jetzt unter Redaction von Robert Heller besteht. Ferner schrieb er eine kleine Broschüre über eine Opernschule, und das Werk: „Die Oper in Deutschland“, wovon – da es bereits vergriffen – eine zweite Auflage angekündigt ist. Ein zweiter Theil, betitelt: „Die Oper in Wien und Paris“ liegt zum Drucke bereit. Während der 5jähr. Leitung des Wiener Hofoperntheaters hat C. für diese Bühne gewonnen: den Kapellmeister Eckert, die Sängerinnen La Grua, L. Meyer, Tietjens und Caßh (die beiden letzteren Schülerinnen ´seiner Frau), und die Sänger: Steger, Walter, Beck und Dr. Schmid, und hat auf dieser vordem ganz in Verfall gerathenen Bühne ein Repertoir von 46 Opern aufgestellt.Franciska[WS 1] (Sängerin, geb. zu Kassel 1802), Gemalin des Vorigen und Tochter des Sängers Kiel, glänzte als Sängerin und Klaviervirtuosin. Als Leonore in Beethovens „Fidelio“ und in der Titelrolle von Paërs „Sargines“ feierte sie große Triumphe. Sie besaß eine Sopranstimme von seltener Reinheit, eine vortreffliche Schule und war gleich glücklich in Durchführung komischer wie ernster Rollen. Nachdem sie sich von der Bühne zurückgezogen, begründete sie mit ihrem Gemal in Hamburg ein Gesangs-Conservatorium, aus welchem schon manche tüchtige Künstlerin hervorgegangen.

Oestr. National-Encyklopädie (von Gräffer u. Czikann), (Wien 1835, 6 Bde.) I. Bd. S. 601 [steht irrig Cornet L. statt Cornet Julius, und gibt ihn im J. 1790 geb. an]. – Schilling (G. Dr.), Das musikalische Europa (Speyer 1842, J. C. Neidhard, gr. 8°.) S. 61 [gibt das Jahr 1792 als C.’s Geburtsjahr an]. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für gebildete Stände (Hildburghausen 1845, Bibl. Inst., Lex. 8°.) VII. Bd. 3. Abtheil. S. 104 [gibt das Jahr 1797 als C.’s Geburtsjahr an).

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Franziska Cornet (Wikipedia).