Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 2 (1857), ab Seite: 383. (Quelle)
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Clauß, Wilhelmine[BN 1] (Pianistin, geb. zu Prag 1822, nach Andern 1823). Verlor frühzeitig den Vater, der Kaufmann war. Schon in den ersten Jahren zeigte die kleine Wilhelmine große Begabung für die Musik und erhielt auch bald den blinden und berühmten Musikus Proksch zum Meister. Nachdem die technischen Schwierigkeiten überwunden waren, weihte er das begabte Mädchen in den Geist der großen Meister ein, und Bach, Beethoven, Scarlatti erschlossen dem Kinde das wundervolle Reich der Harmonie. Bald hatte die Schülerin ihren Lehrer übertroffen. Bereits im J. 1850 trat sie ihre erste Kunstreise an, spielte in Leipzig, Dresden und in mehreren Hauptstädten Deutschlands. 1851 reiste sie nach Paris, wo sie, ungeachtet sie in einer von Berlioz dirigirten Matinée und in einem Concerte Julliens spielte, unbeachtet blieb. Als sie eben ein selbstständiges Concert veranstaltete, wurde dieses durch den plötzlichen Tod ihrer Mutter vereitelt. Da nahm sich der rath- und hilflosen Weise die berühmte Ungher-Sabathier (siehe diese) liebevoll an, und da Wilhelmine selbst leidend war, blieb sie mehrere Monate bei ihrer Wohlthäterin in Tour des Farges bei Montpellier. Erst 1852 konnte sie wieder ihre künstlerischen Zwecke verfolgen u. gab am 2. Febr. des gen. J. ihr erstes Concert in Paris. Der Erfolg war glänzend und der Ruf der Künstlerin festgestellt. Anfangs April reiste sie zur Saison nach London und spielte auch dort mit großem Erfolge. In den J. 1852 und 1853 trat sie abwechselnd in Paris u. London auf; später 1855 kam sie nach Prag und Wien, wo sie auch vielen Beifall erntete. Sie spielt meistens classische Musik: Bach, Beethoven, Mozart, Mendelssohn, Schumann u. A. und trägt ihre Tonstücke mit der Virtuosität und Technik eines Liszt, Thalberg, Dreischock vor. Berlioz im Journal des Debats nennt sie „die erste unter den Pianistinnen, und ihre Ueberlegenheit besteht, seiner Ansicht nach, noch weniger in ihrem herrlichen Talent der Ausführung, als in ihrem tiefen Verständniß aller Meisterwerke und in der gewissenhaften, poetischen Treue welche sie bei deren Vorführung zeigt“. Die Künstlerin hat sich in letzter Zeit in Paris mit dem dort lebenden Schriftsteller Szarvady vermält.

Der Tagesbote aus Böhmen (Prag, Redacteur David Kuh) im April 1855 mit einem Gedicht von Moriz Hartmann an die Künstlerin. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für gebildete Stände (Hildburghausen 1845, Bibl. Inst., Lex. 8°.) II. Suppl. Bd. S. 1058. – L’Illustration, welche in Paris herauskommt, und die Weber’sche „Illustrirte Zeitung“ in Leipzig enthalten das wohlgetroffene Porträt der jungen Künstlerin.[BN 2]

Berichtigungen und Nachträge

  1. E Clauß, Wilhelmine, jetzt Clauß-Szarvady [Bd. II, S. 383].
    Neues Univ.-Lexikon der Tonkunst von Bernsdorff-Schladebach, Bd. I, S. 571 [wäre nach diesem am 13. December 1834 geboren, was wohl um ein Decennium geirrt sein dürfte]. [Band 24, S. 381]
  2. Nachträgliche Quellen zur Biographie der Frau Wilhelmine Clauß-Szarvady.
    Humorist. Von M. G. Saphir (Wien) 1855, Nr. 21: „Wilhelmine Clauß“. – Kölnische Zeitung 1861, Nr. 351 im Feuilleton. – Neue Freie Presse 1865, Nr. 249 im Feuilleton von Sigmund Kolisch. – Neues Universal-Lexikon der Tonkunst. Angefangen von Dr. Julius Schladebach, fortgesetzt von Eduard Bernsdorf (Dresden, Robert Schäfer, gr. 8°.) Band I, S. 571 [nach diesem geboren 13. December 1834. Verfasser dieses sah die Künstlerin im Jahre 1855 wiederholt in Concerten und im Theater, und es schien ihm, als habe sie die Mitte der Zwanziger entschieden überschritten].
    [182] Porträte. 1) Unterschrift: „Mlle Wilhelmine Clauss“ in der Pariser „Illustration“ 1855. Ein Cliché davon in der „Leipziger Illustrirten Zeitung“. – 2) Facsimile des Namenszuges: „Wilhelmine Szarvady“. Nach einer Photographie. Stich und Druck von Weger in Leipzig, Verlag von Baumgartner’s Buchhandlung (4°.). [Band 41, S. 181 f.]