BLKÖ:Ayrenhoff, Cornelius von

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
fertig
Nächster>>>
Azaria, Aristaces
Band: 1 (1856), ab Seite: 98. (Quelle)
Cornelius Hermann von Ayrenhoff bei Wikisource
Cornelius Hermann von Ayrenhoff in der Wikipedia
Cornelius Hermann von Ayrenhoff in Wikidata
GND-Eintrag: 118869647, SeeAlso
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Ayrenhoff, Cornelius von|1|98|}}

Ayrenhoff, Cornelius von (dramatischer Dichter und Feldmarschalllieutenant, geb. zu Wien 28. Mai 1733, gest. das. 15. Aug. 1819). Nach vollendeten Studien, in denen er vorzüglich die französische Literatur pflegte, trat er in den Militärstand und wurde 1756 Officier, 1769 Major, später Oberstlieutenant im Regimente Hildburghausen, 1776 Oberst im Iftr.-Rgmt. Karl Graf Colloredo, 1783 Generalmajor und 1794 Feldmarschalllieutenant. Seine freie Zeit widmete er dramatischen Arbeiten, die damals, weil man eben nichts Besseres hatte, freundliche Aufnahme fanden, jetzt aber verschollen sind. Zwei seiner Stücke: „der Postzug“ und „die grosse Lotterie“ gefielen sogar in Deutschland, und ersteres war ein Lieblingsstück Friedrich II. von Preußen. Ayrenhoff, noch zur Zeit als seine Stücke gespielt wurden, scharf, am schärfsten aber von Sonnenfels angegriffen, hatte das bittere Loos, als dramatischer Dichter sich selbst zu überleben; denn als er starb, waren seine Arbeiten längst durch die mittlerweile in’s Repertoire aufgenommenen Meisterstücke Shakespeare’s, Calderon’s, Goethe’s, Schiller’s, über welche A. ein, zum mindesten gesagt, sehr einseitiges Urtheil gefällt, verdrängt worden, und nur Wenige nahmen bei seinem Tode Notiz davon, daß ein dramatischer Dichter gestorben. Seine Werke erschienen zuerst anonym unter dem Titel: „Dramatische Unterhaltungen eines k. k. Officiers“ (Wien 1772); in der zweiten Ausgabe (Wien und Leipzig 1789, 4 Bde.) trat A. schon mit Namen auf. Die 3. und letzte Auflage, [99] welche Baron Retzer betrieb, und selbst verbessert und vermehrt herausgeben wollte (siehe Gräffers Dosenstücke), erschien in 6 Bänden (Wien 1814), wovon die ersten 4 Bde. 5 Trauerspiele, 6 Lustspiele, 1 Sittengemälde und eine Posse, der 5. kleine Gedichte, Erzählungen und ein Trauerspielfragment, der 6. Briefe über Italien, in Absicht auf dessen sittlichen, literarischen und politischen Zustand an den Herrn Grafen Max von Lamberg (18 Briefe) geschrieben, enthält. Gervinus, Deutschlands größter Literaturhistoriker, schreibt über ihn: „Herr von Ayrenhoff betrieb es am systematischsten, den Racine’schen Geschmack herzustellen. Ihm war Shakespeare ein Ungeheuer, Götz von Berlichingen ein Greuel; er schien es für ein Leichtes zu nehmen, den Kampf gegen die neuen Genialitäten aus Shakespeare’s Schule mit den alten verrosteten Waffen der Corneille und Racine zu führen und er suchte Wieland noch spät in der Widmung seines Antonius für sich zu gewinnen.“

v. Ayrenhoff, Schreiben an J. F. v. Retzer über einige meiner militär. und literarischen Begebenheiten (Wien 1810). – Jördens, Lexikon deutscher Dichter und Prosaisten (Leipz. 1810) I. Bd. S. 68. V. Bd. S. 725. – Wolff, Encyklopädie der deutschen National-Literatur. I. Bd. S. 105. – Gräffer (Franz), Wiener Dosenstücke (Wien 1846, 2 Bde.) I. Bd. S. 275: „Ayrenhoff’s dritte Auflage.“ – Gervinus, Geschichte der deutschen Dichtung (Leipz., Engelmann. 4. Aufl.) IV. Bd. S. 355.