Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 1 (1856), ab Seite: 99. (Quelle)
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Azaria Aristaces (Erzbischof von Caesarea, Generalabt der Mechitaristen in Wien, geb. zu Constantinopel 28. Juli 1782, gest. zu Wien 6. Mai 1855). A. ist der Sproß einer angesehenen armenischen Familie; sein Vater, ein wohlhabender Juwelier, bestimmte ihn dem Handlungsgeschäfte, bis der Schwager Papasian, nachmals Erzbischof von Daron, rieth, den 15jährigen Jüngling nach Rom ins Collegium urbanum der Propaganda zu senden. 1797 wurde A. als Alumen eingekleidet. In Folge der Wirren der franz. Revolution verließ A. Rom und begab sich nach Venedig, wo er in die Mechitaristen-Congregation eintrat, und bis 1810 daselbst blieb. 1803 hatte er die heiligen Weihen erhalten. Im J. 1810 verfocht Aristaces energisch gegen die Eingriffe des französ. Gouvernements Rechte und Eigenthum der Congregation. Doch mußte er der Gewalt weichen und A. suchte 1810 Zuflucht in Wien, wohin auch Babik, der Generalabt der Congregation (s. d.), bald nachkam. 1811 erhielt der Generalabt die Gestattung, mit seiner Congregation nach Wien übersiedeln zu dürfen. Nun wurde eine armenische Druckerei angelegt, und 1811 verließ das erste armenische Buch, ein „Leben der heil. Jungfrau,“ die Presse; bei dieser auflebenden Thätigkeit des Ordens war der General-Procurator A. die eigentlich wirkende Kraft. Als der zum Cardinal ernannte Nuntius Severoli (1817) Wien verließ, wünschte er die Begleitung des Generalabtes und des General-Procurators in die heil. Stadt. Von Rom aus mußte A. nach Lemberg, um die Sachlage streitiger Eigenthumsrechte der dortigen armenischen Congregation zu erforschen. Doch schon im folgenden J. 1818 erhielt A. den Auftrag, nach Constantinopel zu gehen, wo er unter den traurigen Verhältnissen der dortigen Katholiken segensreich wirkte. 1821 kehrte er nach Lemberg zurück und kam 1822 nach Wien. Als in d. J. der frühere Generalabt Babik, im Alter von 85 Jahren seine Würde niederlegen wollte, wurde dieses Vorhaben damit beigelegt, daß Aristaces als Generalprior die Leitung der Geschäfte und erst, als im Jahre 1825 Adeodat starb, dessen Stelle übernahm, in welcher er ein Jahr später zum Erzbischof erhoben wurde. Nun wirkte A. nicht blos für [100] seine Congregation, sondern auch für die weit zerstreuten katholischen Glaubensbrüder seines Volksstammes, namentlich im Oriente, wo sie von dem nicht-unirten Patriarchen von Constantinopel vieles Ungemach zu erleiden hatten, mit weiser Energie, so daß ihnen kräftiger Glaubensschutz und endlich ein eigener Patriarch wurde. Ebenso segensvoll wirkte er für seine Congregation, die er durch Wahl tüchtiger Ordensmitglieder, die ihrem schweren Berufe gewachsen waren, hob; indem er ferner einen „Verein zur Verbreitung guter katholischer Bücher“ stiftete, der im Zeitraume von 20 Jahren über 120 Bände verlegte, die durch ihren entsprechenden Inhalt den Einfluß schlechter Bücher paralysiren sollten. Auch war A. bemüht, die verdorbene Schriftsprache seines Volkes auf ihre Grundregeln zurückzuführen, und dabei die armenische Literatur zu fördern, deren Verlagsverzeichniß über 100 Werke aus allen Gebieten der Wissenschaft ausweist. Dann begründete er im J. 1847 die noch jetzt bestehende, in Wien erscheinende politische und wissenschaftliche Wochenschrift „Europa“ in arm. Sprache u. endlich, um diese Resultate für die Zukunft zu sichern, einen armenischen Verein zur Verbreitung wissenschaftlicher Werke, der sich die Erfüllung seines Zweckes emsig angelegen sein läßt. Ferner erbaute A. das Congregationshaus mit Capelle zu Klosterneuburg, das am 1. März 1830 und das neue Congregationsstift bei St. Ulrich in Wien, das im October 1837 fertig geworden. In demselben befanden sich am 18. October 1837 als dem Tage der Grundsteinlegung, – eine solche pflegt bei derlei Gesellschaftsgebäuden zuweilen nach vollendetem Baue durch Einlegung der Documente u. drgl. in eine in der Grundmauer befindliche Nische zu geschehen – 24 Pressen, wovon zu dieser Feier die erste und zweite ein deutsches und lateinisches Festgedicht, die andern zweiundzwanzig aber Gebete in 22 verschiedenen Sprachen lieferten. Die letzten Jahre des hochw. Kirchenfürsten wurden in Folge eines Falles durch körperliches Leiden getrübt, das im J. 1849 einen bedenklichen Charakter annahm, der jedoch bald wieder gehoben wurde. Am 22. Mai 1852 feierte A. das Jubelfest, daß er durch 25 Jahre die erzbischöfliche Würde bekleidet, und 2 Jahre später verlieh ihm der Monarch für seine Verdienste um die Kirche u. seine dem Kaiserhause bewiesene Treue das Großkreuz des Ordens der eisernen Krone und die geh. Rathswürde. Voll Bescheidenheit dankte der Kirchenfürst dem Monarchen mit folgenden Worten: „Euere Majestät wollten Verdienste erst schaffen, um sie sodann zu belohnen.“ Am 6. Mai Abends 9 Uhr des Jahres 1855 verschied A. den sanften Tod des Gerechten, nachdem sein Leiden kaum einen Tag gewährt hatte. A.’s aufopfernde Thätigkeit für seine Congregation und die katholischen Glaubensgenossen seines Volkes sind des dauernden Andenkens Beider würdig.

Oestr. Blätter für Literatur u. Kunst (Beibl. der amtl. Wiener Zeitung) 1853. Nr. 15 u. 25. – Illustrirte Zeitung (Leipzig) Nr. 567, 13. Mai 1854. S. 308: „Erzbischof Ar. Azaria und die armenisch. Mechitarist.-Congregation zu Wien,“ mit A.’s Porträt in Holzschnitt. – Hurter (Friedrich von). Aus dem Leben des hochwürdigsten Hrn. Aristaces Azaria (Wien, Mechitaristen-Druck, 1855). Dabei sein sprechend getroffenes Porträt, lith. von Rob. Theer, 1855. – Ein zweites Porträt, lith. von Kaiser (Wien, 1854, Fol.). – Triester Zeitung 1856. Nr. 14: „Italienische Memoirenliteratur.“