Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V. Section/H08

Heft 7 des Voigtländischen Kreises Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen von Gustav Adolf Poenicke
Heft 8 der Section Voigtländischer Kreis
Heft 9 des Voigtländischen Kreises
Die Beschreibungen sind auch als Einzeltexte verfügbar unter:
  1. Sachsgrün
  2. Voigtsberg
  3. Schönberg
  4. Lauterbach


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Sachsgrün.


Eine halbe Stunde seitwärts der Strasse, welche von Oelsnitz nach Hof führt, kaum eine Viertelstunde von der Bairischen Grenze entfernt, liegt in einem flachen Thale das Rittergut Sachsgrün mit dem Dorfe gleichen Namens, durch welches in nordwestlicher Richtung der bei Rosenthal in die Elster mündende Feilebach fliesst. Das Dorf Sachsgrün bildet mit Loddenreuth und Hofenreuth eine Gesammtgemeinde, deren Grundbesitz in zwei Dreiviertelhöfe, sechs halbe Höfe, sechs Viertelhöfe, sieben Dreisechszehntheilhöfe, einen Dreizweiunddreissigtheilhof, vier Zwölftheilhöfe und einen Sechszehntheilhof zerfällt; ausserdem zählen zur Gemeinde noch dreissig Häusler. Von sämmtlichem Areal gehören zum Rittergute Sachsgrün 419 Acker 90 □ Ruthen, zum Dorfe Sachsgrün 330 Acker 40 □ Ruthen, zur Hasenreuth 16 Acker 252 □ Ruthen und zu Loddenreuth 228 Acker 90 □ Ruthen. Die Einwohnerschaft beträgt ungefähr vierhundertdreissig Köpfe, von den dreihundertzwanzig auf Sachsgrün, neunzig auf Loddenreuth und etwa zwanzig auf Hasenreuth kommen.

Sachsgrün ist deutschen Ursprungs und ohne Zweifel das Stammhaus der alten Voigtländischen Familie von Sack, die im Jahre 1591 mit Hans Balthasar von Sack auf Mühldorf ausstarb, worauf dessen Güter an die Krone fielen. Dass die Herren von Sack das hiesige Rittergut im dreizehnten Jahrhundert besassen, beweist eine Urkunde von 1283, in welcher Eitel von Sack einen Hof zu Sachsgrün an den von Voigtsberg verpfändet. Sachsgrün entstand im neunten Jahrhundert als Glied jener Kette von Burgen welche die Militärgrenze gegen die Sorben bildeten, und der Erbauer des Schlosses war ein Ritter von Sack, den der Kaiser mit einem Striche des eroberten Landes belehnte, worauf unter dem Schutze der Burg auch bald das Dorf entstand. Noch jetzt bezeichnet der Landmann die Stätte, auf der die ersten zwei Häuser des Dorfes Sachsgrün erbaut wurden, die, obgleich ausserhalb der beiden inneren Wallgräben des Schlosses gelegen und nur von dem dritten, das ganze Dorf umfassenden Graben beschützt, Wirthschaftsgebäude und Hirtenwohnung der Burg gewesen sein sollen.

Das Dorf Sachsgrün mit dem früher nur aus einem Bauerhofe bestehenden Hasenreuth gehörte immer zu dem sogenannten Sächsischen Voigtlande und stand unter der Hoheit der Voigte von Plauen, bei denen das Gut zur Lehn ging. Die Herren der Burg Sachsgrün hatten Macht über Hals und Hand ihrer Unterthanen (die Obergerichtsbarkeit) und dass dieselbe ausgeübt wurde beweist der Name des nahen Galgenberges, auf dessen Gipfel vormals das Hochgericht erbaut war, unter welchem man noch 1706 den Körper eines Selbmörders verscharrte. – Die altehrwürdige Burg hat sich durch viele Jahrhunderte bis auf unsere Zeit, wo dergleichen Denkmäler einer fernen Vergangenheit so selten geworden sind, sehr gut erhalten, und ihre kleinen unregelmässig angebrachten Fenster, die sorgfältige Befestigung, der graue Wächter der Burg, der Wartthurm, welcher das massive Viereck überragt, und dreifache Wassergräben erinnern an jene Tage, wo nur das Recht des Stärkeren galt. Im Laufe der Zeit mag das Schloss Sachsgrün um ein Stockwerk erhöht worden sein, jedoch ist diese Aenderung schon vor Jahrhunderten geschehen, denn die im oberen Theile der Burg befindliche Kapelle enthält Wandgemälde mit Mönchsschrift, die dem funfzehnten Jahrhundert angehören, und in dem früher sogenannten Fürstensaale sind eine Anzahl Wappenschilder vorhanden, die ebenfalls aus jener Zeit herrühren.

Von den Herren von Sack kam Sachsgrün 1296 an den Ritter Berthold von Streitberg, und von diesem an den Ritter Vassmann, der 1353 der hiesigen Kaplanei eine Wiese überliess. Später findet sich als Besitzer des Gutes Orhard von Zedtwitz, der Burg und Dorf Sachsgrün 1441 an Philipp von Failtzsch (Feilitzsch) verkaufte. Ritter Heinrich von Feilitzsch, Philipps Sohn, besass das Rittergut 1487 und zwar gemeinschaftlich mit seinen Brüdern Sigismund und Fabian, 1508 aber gehörte es Heinrichs Sohne, Philipp von Feilitzsch, allein, von dem es 1524 dessen zwei Söhne Hans Heinrich und Sigismund von Feilitzsch erbten. Ihnen folgte 1544 im Besitze des Gutes Hans Heinrich von Feilitzsch und 1562 dessen Sohn Friedrich, von dem es an Christoph Heinrich von Feilitzsch gelangte, den letzten Herrn auf Sachsgrün aus dem Geschlecht der Feilitzsche, indem er das Rittergut 1594 an Julius von Seckendorf auf Uhlstadt verkaufte. Der Herr von Seckendorf war aber nicht im Stande Sachsgrün zu behaupten, und verpfändete es deshalb 1615 an den Junker Wilhelm von Streitberg auf Ahorn und Kaulsdorf, Hofrichter und Scholarcha primarius zu Coburg, der das Pfand 1619 als Eigenthum erhielt. Junker Wilhelm von Streitberg war für Sachsgrün ein sehr wohlthätiger Herr, von dem gesagt wird, dass „er dem armen Gotteshause und sonderlich bei erbauung des Neuen Gottesacker, vnd Pharrhausses viel gethan“ und deshalb erregte sein 1631 stattgefundener Tod bei der Gemeinde grosse [58] Betrübniss. Nach ihm gehörte das Rittergut Sachsgrün wiederum einem Wilhelm von Streitberg, der 1635 starb und das Gut seinem Bruder Carl von Streitberg vererbte, der 1649 als fürstlich Brandenburgischer Lehngerichtsassessor und Obristwachtmeister mit Tode abging. Sein Nachfolger Christoph Siegmund von Streitberg starb 1670 und das Gut wurde Eigenthum Hans Wilhelms von Streitberg, Herrn auf Burggrub, Strassendorf, Veilbrunn, Greifenstein, Heiligenstadt, Ober- und Untergattendorf, Ober- und Untertaschendorf, Ebmath und Hartmannsreuth, nach dessen am 14. August 1690 erfolgtem Ableben Sachsgrün als erledigtes Mannlehn an die Krone zurückfiel. Hans Wilhelm von Streitberg war der Letzte seiner alten Familie. Dieselbe hätte sich von der Stammburg Streitberg, zwischen Erlangen und Baireuth gelegen, nach dem Voigtlande gewendet und besass daselbst schon im dreizehnten Jahrhundert bedeutende Güter, darunter Gattendorf und Sachsgrün mit Ebmath und Volkmarsreuth, Laitenhof, Stohrenhof und Hartmannsreuth. Die Streitberge waren ein angesehenes weitverbreitetes Dynastengeschlecht, das bei seiner nicht unbeträchtlichen Macht mit den Nachbarn in vielfachen Fehden lebte und sogar den Kampf mit Reichsfürsten nicht fürchtete, wie denn Ruprecht, Hans und Wilhelm von Streitberg sich erdreisteten, gegen den Bischof von Würzburg zu ziehen, und die Ritter Eberhard und Raimar von Streitberg 1390 sogar die Markgrafen von Meissen befehdeten. Der letzte Streitberg ruht in der Kirche zu Sachsgrün.

Das abgestorbene Lehnsgut Sachsgrün wurde nunmehr durch churfürstliche Bewilligung Eigenthum des Oberküchenmeisters und nachmaligen Hofmarschalls Philipp Ferdinand von Reibold, Herrn auf Naundorf und Strassberg, der sich durch seine Mildthätigkeit gegen die Kirche auszeichnete und namentlich einen bedeutenden Beitrag zur Anschaffung einer Orgel hergab. Seine Gemahlin, eine geborene Gräfin von Stubenberg, schenkte der Kirche 1715 die noch jetzt vorhandenenen silbernen Abendmahlsgefässe und ihre Schwester, Comtesse Amalie von Stubenberg „verehrte aus sonderlicher Liebe und Andacht gegen das hiesige arme Gotteshaus nicht nur einen neuen Kirchenornat, sondern auch ein schönes Geschenk an Geld“. Der Hofmarschall von Reibold besass Sachsgrün bis 1716, wo das Gut an seine Tochter Erdmuthe Christiane gelangte, die zuerst mit einem Herrn von Brandenstein auf Oppurg und Positz, und nach dessen Tode mit einem Herrn von Fletscher vermählt, zur Zeit des Ablebens ihres Vaters aber des Letzteren Wittwe war. Deren Sohn, Heinrich August von Brandenstein, trat in Besitz der Güter Sachsgrün, Ebmath und Bösenbrunn im Jahre 1723, und als derselbe 1756 mit Tode abging, erbte die beiden ersteren sein jüngster Sohn Ernst Casimir von Brandenstein, der 1802 von Allen die ihn kannten, tief betrauert aus dem Leben schied, denn er war ein Mann von dem trefflichsten Charakter und väterlich besorgt für das Wohl seiner Unterthanen. Sein Erbe war der einzige damals noch lebende Sohn Wilhelm Ernst von Brandenstein, Domherr des Stifts Merseburg, unter dessen Herrschaft die Kirche zu Sachsgrün neu erbaut wurde, während welcher Zeit der Gottesdienst in der Kapelle des Schlosses stattfand. Nach des Domherrn von Brandenstein Tode fiel das Rittergut an die drei nachgelassenen Söhne Ernst August Gustav, Wilhelm Friedrich Julius, und Ernst Friedrich Carl von Brandenstein als Gesammtlehn.

Was die Schicksale Sachsgrüns anbetrifft, so wurde im Hussitenkriege (1430) der Ort Sachsgrün hart mitgenommen und angezündet, bei welcher Gelegenheit auch das Schloss bedeutend litt und wahrscheinlich bald darauf die schon erwähnte obere Etage erhielt. Von einem hiesigen katholischen Kaplane wird erzählt, die Hussiten hätten denselben auf Eis gesetzt und festgebunden, über seine nackten Füsse Wasser gegossen und ihn so festfrieren lassen. Aber noch traurigere Tage brachte über Sachsgrün der dreissigjährige Krieg. Im Jahre 1625 herrschte hier und in Loddenreuth eine schreckliche Seuche die den dritten Theil der Einwohnerschaft (in einem Hause sämmtliche Bewohner, neun an der Zahl) hinraffte und 1629 eine gefährliche Ruhr. Die grössten Drangsale betrafen den Ort in den Jahren 1632 und 1633. Bei dem Einfalle der Kaiserlichen unter dem scheusslichen Holk wurde Sachsgrün von den viehischen Croaten heimgesucht, die durch Mord, Misshandlungen und Raub sich ein schreckliches Andenken sicherten. Aber ein zweites noch entsetzlicheres Elend harrte der unglücklichen Landleute, denn durch das viehische Leben der Croaten brach unter ihnen ein Faulfieber aus, das bald in Pest überging und die wilden Krieger schaarenweise in das Grab stürzte. Die unglücklichen Landleute, welche die Croaten im Quartiere hatten, fühlten bald das tödtliche Fieber in sich selbst und starben einen schmerzlichen Tod. Auch im nächsten Jahre begann das Faulfieber wiederum sein tödtliches Werk und raffte eine grosse Anzahl Soldaten und Gemeindeglieder hin. Noch manche Stunde der Angst und Noth brachte jener fluchvolle Religionskrieg, doch war es 1647 in Sachsgrün, wo die Leute aus Posseck, Mentschau, Gassenreuth, Trogenau, Gattendorf, Hartmannsreuth und andern nahen Dörfern sammt ihrer beweglichen Habe eine Zufluchtsstätte vor den rohen Soldaten suchten und fanden. – Von dem siebenjährigen Kriege schreibt der Pfarrer Clarner in dem Sachsgrüner Kirchenbuche: „in diesem siebenthalbjährigen Kriege habe ich Armer genug ausstehen müssen, zumal das erste Jahr mit Einquartirung der Reichsvölker, wovon ich zwei Oberoffiziere acht Wochen lang im Quartier hatte und defragiren musste, ohne einige Zahlung, und das 1761. Jahr [59] war das fatalste für mich und meine Bauern. Mir nahmen die Preussen bei ihrer Fouragirung zwei starke Zugochsen, im April dergleichen meinen Wagen, allen Hafer, alle Säcke, und musste zur Erhaltung meiner Kost noch Geld geben, sie zu lösen. Alsdann kam im Herbst 1762 die Viehseuche, welche mir alle mein Vieh auf einmal raubete. Ich kann mit Wahrheit sagen, dass mir der Krieg und die Viehseuche zusammen mehr als fünfhundert Thaler gekostet, wodurch ich also auf einmal arm wurde. Bei dem letzten Französischen Kriege ist als merkwürdig hervorzuheben, dass beim ersten Einmarsche der Franzosen (1806) kein einziger derselben nach Sachsgrün und Loddenreuth kam, während man in jener ersten Nacht des Einmarsches auf dem nahen Galgenberge das Getümmel der tobenden Feinde und das Jammern der Einwohner aus der ganzen Umgegend hören konnte.

Zu Sachsgrün gehört auch das Dorf Loddenreuth. Dasselbe liegt ebenfalls am Feilebache, in dem Thale, welches von Sachsgrün gegen Troschenreuth hinläuft, zwischem dem Asseberge und dem Fuchsbühl. Jenseits des Baches befindet sich ein Teich und nahe bei diesem soll ein Rittergutsvorwerk gestanden haben, dessen urkundlich oft gedacht wird. Nach aller Wahrscheinlichkeit sind die daselbst noch vorhandenen Spuren eines Gebäudes wol die Ueberbleibsel eines im funfzehnten Jahrhundert zerstörten Bauerhofes und das Vorwerk stand vermuthlich auf der Stätte des jetzigen Schallerschen Wohnhauses. Ursprünglich gehörte Loddenreuth (in Urkunden Lodenreuth, Lotenreuth und Lottenreuth geschrieben) nicht zu dem Rittergute Sachsgrün, sondern ging mit seinen verschiedenen Höfen bei mehreren Edelleuten zur Lehn. Wilhelm von Wildenstein und Neidhard von Wildenstein verkauften in den Jahren 1425 und 1426 ihre vier Höfe zu Loddenreuth an Heinrich von Feilitzsch, und als Philipp von Feilitzsch das Rittergut Sachsgrün erkaufte, wurde Loddenreuth mit diesem vereinigt, wenigstens besagt ein Lehnsbrief von 1477 dass Heinrich von Feilitzsch damals von den Markgrafen Friedrich und Sigismund von Brandenburg mit Loddenreuth, und dessen Gerichten über Hand und Hals belehnt worden sei. Seit jener Zeit blieb Loddenreuth mit Sachsgrün stets vereinigt, obgleich es durch den bekannten Tauschvertrag von 1524 aus einem markgräflich Brandenburgischen ein Sächsisches Dorf wurde. Beide Ortschaften standen übrigens immer im Pfarrverbande. Im Jahre 1670 brannte in Loddenreuth ein Bauergut ab, wobei der Besitzer desselben in den Flammen seinen Tod fand. Dieses Gut blieb bei der Familie bis auf die neueste Zeit wo es (11. Mai. 1839) abermals durch einen Brand vernichtet wurde der auch zwei Nachbarhäuser zerstörte. – – Erwähnenswerth sind zwei auf Loddenreuther Flur am Assenberge gelegene mit Wall und Graben umzogene viereckige Verschanzungen, die vermuthlich aus dem Hussitenkriege oder vielleicht auch aus dem dreissigjährigen Kriege, herrühren. Von dem am Assenberge gelegenen Schlosshübel berichtet die Volkssage, dass in grauer Vorzeit hier eine Burg gestanden habe die in die Erde versunken sei. – – Hasenreuth, das ebenfalls zu Sachsgrün gehört, liegt eine halbe Stunde entfernt, nahe bei dem Bairischen Orte Trogenau am Saume eines Waldes und hat seinen Namen vermuthlich von einem Cunz Hasse, der im Jahre 1400 einen Hof in Gassenreuth verkaufte. Das Oertchen besteht nur aus drei Hausnummern, während früher hier blos ein Bauerhof vorhanden war. Die einsame Lage Hasenreuths am Walde veranlasste im Jahre 1713 eine Räuberbande zum Einbruch, die Schnapphähne wurden jedoch von den Trogenauern, die zur Hülfe herbeieilten, nach wilder Gegenwehr zurückgeschlagen und einer der Räuber durch mehrere Stiche verwundet und gefangen.

Die Kirche zu Sachsgrün war ursprünglich eine Kapelle, die in späterer Zeit durch verschiedene Um- und Anbaue zu einer angemessenen Grösse gebracht wurde. Als man im Jahre 1823 die alte Kirche abtrug fand sich im Altare die Jahreszahl 1409 vor und in der Mauer standen verschiedene Töpfe mit Kohlen und eine kleine Dose, welche einige seidene Läppchen enthielt. In der alten Kirche, welche schon 1353 erwähnt wird, befand sich auch die Gruft der edlen Geschlechter, welche auf dem Schlosse hausten, und es ist zu bedauern, dass bei dem Neubau die alten Denksteine der Ritter und Edelfrauen als Baumaterial verwendet worden sind. Es war übrigens ein Glück, dass das uralte Gotteshaus abgebrochen wurde, denn beim Abtragen fand sich, dass die Decke desselben nur von der Breterverschalung dreier vollständig verwitterten Tragbalken gehalten wurde und somit jeden Augenblick zusammenstürzen konnte. Am 8. April 1823 legte man den Grundstein zu der neuen Kirche und am 29. November desselben Jahres war der Bau unter Leitung des Maurermeisters Vogel aus Schwand soweit gediehen, dass der Superintendent Satlow deren Einweihung vornehmen konnte. Im Jahre 1829 stand die Kirche mit ihrem Thurme vollendet da, eine neue Uhr hatte sie 1825 und eine neue Orgel 1827 erhalten. Der ganze Bau kostete 4186 Thaler 19 Groschen 6 Pfennige.

Die Pfarre zu Sachsgrün gehört zu den sogenannten Streitpfarren, welche abwechselnd von Sr. Majestät dem Könige von Bayern als Markgrafen von Culmbach und Sr. Majestät dem Könige von Sachsen besetzt werden. In den frühesten Zeiten war für alle älteren Pfarrereien des Regnitzlandes die Kirche zu Hof Mutterkirche, so auch für Sachsgrün. Alle kirchlichen Handlungen der Filiale besorgten Hofer Kaplane, die rauhe Witterung aber und mancherlei religiöse Bedenken bestimmten den Archipresbyter [60] oder Pleban zu Hof die Kaplane in den Dörfern, wo Kapellen standen, als Ortsgeistliche anzustellen. Viele dieser Kapellen wurden noch vor der Reformation in selbstständige[WS 1] Mutterkirchen verwandelt doch traf dieses Schicksal nicht die Kirche in Sachsgrün, welche noch 1502 im Hofer Landbuche als Filial von Hof erwähnt wird. Es heisst darin: „Die pfar zum Hofe hat sieben Filiale uffen Landte, die alle leith der Pfarrer zum Hofe, Cunersreuth, Zobern, Sachsgrün, Widerspergk, Eichich, Gattendorf, Trogen.“ Enge und dauernd blieb trotz der oftmaligen grösseren Entfernung der Verband der Pfarrereien Zöbern, Widersberg, Sachsgrün, Eichicht, Kotzau und Konradsreuth, sie besassen als Kapellen schon eigene Taufsteine und Friedhöfe, und ausser der Lehnschaft übte der Pfarrer zu Hof auch fortwährend das Recht die Kapläne willkührlich einzusetzen und zu entlassen, sie standen nur unter ihm und nicht wie andere Pfarrer unter dem Bischof, hatten dafür aber auch von Jenem ihr Einkommen zu fordern und mussten jährlich fünfmal in der Hofer Hauptkirche Levitendienste leisten, wofür sie vom Pfarrer eine Mahlzeit erhielten. Verlangte der Bischof eine allgemeine Steuer, so lieferten diese Geistlichen ihre Beiträge an den Pfarrherrn zu Hof ab. Diese Verhältnisse bestanden bis der letzte katholische Pfarrer zu Hof, der Dompropst Friedrich von Brandenburg, seinem protestantisch gesinnten Bruder dem Markgrafen Georg dem Frommen die Pfarre zu Hof gegen die Propstei zu Würzburg abtrat, worauf (1531) die Kirche zu Sachsgrün und die übrigen sich in Mutterkirchen verwandelten. Das Collaturrecht über die Pfarreien hatte Dompropst Friedrich an den Markgrafen abgetreten und dasselbe blieb bei den Markgrafen des Fürstenthums Bayreuth (Brandenburg-Culmbach) welches Fürstenthum später dem König von Bayern zufiel. Erst in neuerer Zeit ist zwischen Bayern und Sachsen eine Uebereinkunft wegen Besetzung der Streitpfarren getroffen worden. Eingepfarrt nach Sachsgrün sind Loddenreuth, Hasenreuth, das Bayrische Dorf Oberhartmannsreuth, Hölle, Neuenreuth und Hohenreuth.

Das Kirchenbuch zu Sachsgrün erzählt einen seltsamen Hader zwischen dem Pfarrer Wolfrum und dem Gerichtsverwalter. Der Pfarrer war 1643 in das Amt getreten und hatte wahrscheinlich der Herrschsucht des jähzornigen und rohen Verwalters nicht genug nachgegeben, daher kam es zwischen Beiden zu offenen Feindseligkeiten. Der Gerichtsverwalter, Kretzschmar hiess er, belegte den Pastor mit einem förmlichen Interdikt, indem er den Leuten im Dorfe untersagte für Wolfrum zu arbeiten und ihm irgend eine Handreichung zu leisten. Als am 18. October der Pfarrer, um Korn zu säen, mit drei Pflügen im Felde war, und eben vor dem Sacke kniete um das Sätuch mit Samen zu füllen, kam Kretzschmar hinterwärts auf ihn zugeritten und fiel den Pastor mit ungestümen rohen Worten an, wobei er die Hand stets an der Pistolenholfter liegen hatte. Die Wuth des Verwalters gegen den armen Geistlichen ging jedoch noch weiter, denn wie eigenhändige Briefe Kretzschmars an den Herrn von Streitberg auf Sachsgrün beweisen musste der Pfarrer aus Furcht vor des Verwalters Rache landflüchtig werden. –

Von dem bereits genannten Assenberge hat man eine reizende Fernsicht auf die Höhen des Fichtelgebirges und die hinter dem Städtchen Schöneck gelegenen Ausläufer des Erzgebirges. Nordöstlich zeigen sich die Höhen hinter Reichenbach. Gleich überraschende Aussicht gewährt der nahe Galgenberg, von dem man einen Ueberblick des Dörfchens Sachsgrün mit seinen freundlichen Häusern und Obstpflanzungen geniesst, aus denen die altersgraue Burg mit ihrer Warte hervorragt, ein Bild der alten unsichern Fehdezeit inmitten segensreicher Betriebsamkeit eines heitern glücklichen Völkchens.

O. M.     



[61]
Voigtsberg.


Wie bereits mehrfach erwähnt wurde gelang es dem Kaiser Heinrich dem Vogelsteller das zahlreiche, durch Gastlichkeit, Mässigkeit und Betriebsamkeit ausgezeichnete Volk der Sorben, von dem ein gleichzeitiger Schriftsteller sagt „dass man es seiner Sitten wegen hoch ehren müsste wenn es nur an Jesum Christum glaubte“ zu unterjochen. Das Land erhielt eine ganz andere Verfassung, und seine Bewohner wurden den deutschen Kriegern welche sie besiegt hatten, als Eigne oder Hörige unterworfen. Während des schon im siebenten Jahrhundert begonnenen und drei Jahrhunderte währenden Kampfes legten die Deutschen zur Sicherung der gewonnenen Länderstrecken ausser den von den Sorben erbauten Burgen noch andere feste Schlösser an, auf welchen die von dem Kaiser ernannten Voigte (Advocati) ihren Sitz nahmen. Eine dieser Festungen war das nahe bei der Sorbischen Stadt Oelsnitz erbaute Schloss Voigtsberg auf welchem der Voigt von Plauen, welche Stadt damals erst im Entstehen begriffen war, sich niederliess. Solcher Voigtsburgen werden zu jener Zeit fünf, nämlich Gera, Greiz, Weida, Hof und Voigtsberg genannt.

Aber die Macht der Voigte wuchs dergestalt, dass sie sich immer mehr Besitzungen aneigneten und namentlich gelang es Heinrich dem Reichen die Voigtei Planen, wozu auch Voigtsberg mit Oelsnitz und Adorf gehörte unter seine Botmässigkeit zu bringen. Obschon die Voigte eigentlich nur Beamte des Kaisers waren und bei dem Reiche zur Lehn gingen, wussten sie sich doch im Laufe der Zeit zu selbstständigen Herren zu erheben, und namentlich erscheint als mächtiger Dynast Heinrich, genannt der Oberhofrichter, welcher um das Jahr 1298 die beiden Linien Plauen, die burggräfliche oder ältere und die Reuss-Plauensche oder jüngere, durch seine Söhne Heinrich den Klugen und Heinrich Reuss gründete. Heinrich der Kluge, welcher 1303 die Burg Voigtsberg nebst Oelsnitz, Plauen und den Ebersteinschen Gütern besass, sah übrigens bald, dass die Markgrafen von Meissen bedenklich auf die wachsende Macht der Reusse blickten und unterwarf seine Güter mit Ausnahme Voigtsbergs und der Stadt Oelsnitz der Krone Böhmen, als Reichsafterlehn, doch blieben die Voigte trotz dieses Schrittes hinsichtlich ihrer Personen reichsunmittelbar und übten auf ihrem Gebiete alle landesherrlichen Rechte aus. Im Jahre 1349 unterwarf Heinrichs Sohn, den die Geschichte Heinrich den Verletzten nennt, auch Voigtsberg und Oelsnitz dem Könige von Böhmen, als aber Heinrich mit mehreren Städten und Dynasten eine Fehde gegen Kaiser Karl IV. und die Sächsischen Fürsten begann und besiegt wurde, musste er nebst anderen Besitzungen auch Voigtsberg und Oelsnitz an die Merkgrafen überlassen, doch blieben sie Böhmisches Lehn. Die Voigte aber legten zu dieser Zeit den Voigtstitel ab und nannten sich seitdem nur Herren von Plauen, Greiz, Ronneburg, Gera und Weida.

Das Sächsische Fürstenhaus hatte in der zweiten Hälfte des vierzehnten Jahrhunderts das Voigtland allmälig in seinen völligen Besitz gebracht, und war durch die wachsende Macht der Familie, namentlich Erwerbung der Chur, in den Stand gesetzt alle Ansprüche der Reusse an das ihnen entzogene Gebiet zurückzuweisen. Dennoch zeigte sich den Reussen noch einmal günstige Gelegenheit den alten Glanz ihrer Familie wieder herzustellen, indem nach der Niederlage Churfürst Johann Friedrichs bei Mühlberg Kaiser Karl V. dem Burggrafen von Meissen, Heinrich Reuss V. welcher im kaiserlichen Heere diente, mit dem von ihm beanspruchten Landestheile belehnte. Als derselbe 1554 mit Tode abging erbten des Vaters Gebiet zwei Söhne, Heinrich VI. und Heinrich VII., die aber durch unmässigen Aufwand eine so bedeutende Schuldenlast auf sich häuften, dass sie genöthigt waren eine ihrer Besitzungen nach der anderen zu verpfänden oder zu verkaufen. Churfürst August von Sachsen lieh dem Burggrafen Heinrich VI. auf das Amt Voigtsberg 60,000 Gulden mit der Bedingung des Vorkaufs, der innerhalb dreier Jahre geschehen müsse, und als nach dieser Frist die Summe nicht zurückgezahlt wurde trat der Churfürst in Besitz des Bezirks und zahlte dem jüngeren Burggrafen noch 27,142 Gulden heraus, Heinrich VI. aber verliess das Schloss Voigtsberg und wendete sich nach Böhmen, wo er 1568 kinderlos starb. Gedrängt durch die Verhältnisse konnte Heinrich VII. nicht verhindern, dass auch die letzten väterlichen Besitzungen verloren gingen und so blieb ihm nichts als der Titel eines Herrn von Plauen. Tiefgebeugt durch seine bedrängten Umstände starb der kinderlose Heinrich VII. am 22. Januar 1572, wodurch alle Rechte eines Burggrafen von Meissen an den Churfürsten August gelangten. Durch das Testament des Churfürsten Johann Georg I. von 1652 gelangte das Voigtland an dessen jüngste Sohn, Moritz, den Gründer der Herzoglich Sachsen-Zeitzer Linie, welcher sich am 3. August 1657 in Plauen huldigen liess und am 4. December 1681 starb, worauf sein Sohn, Moritz Wilhelm, das väterliche Erbe antrat, der auf Zureden seines [62] Bruders, des Cardinals Christian August 1715, zum Katholicismus übertrat. Da das Domkapitel zu Naumburg die Administratorwürde des Herzogs Moritz hierdurch für erledigt erklärte wurde die Verwaltung des Stifts vom König August übernommen und Herzog Wilhelm der zu Weida lebte, empfing jährlich 35,000 Gülden. Mit des Herzogs Tode erlosch (1718) die Linie Sachsen-Zeitz, deren Besitzungen, wobei auch das Voigtland, fielen an das Churhaus zurück und mit Ausnahme des Neustädter Kreises der 1815 an Weimar und der Stadt Gefell, die an Preussen abgetreten wurde, sind alle diese Gebietstheile bis jetzt dabei geblieben.

Das Schloss Voigtsberg liegt auf einem Berge, eine Viertelstunde von Oelsnitz entfernt, und muss einst eine äusserst starke Veste gewesen sein, denn es war mit einer gewaltigen Mauer umgeben, hatte Wälle und Gräben und konnte nur durch die Gewalt des Pulvers gefährdet werden. Noch sind die schweren Rollen sichtbar, welche zum Aufheben und Niederlassen der Zugbrücke dienten, und der hohe dicke Wartthurm, der wol schon fast ein Jahrtausend die weite Umgegend überschaut, sicherte das Schloss vor jähem Ueberfall. Die Burg war in den frühesten Zeiten der Sitz eines Voigtes, später aber finden wir auf Voigtsberg auch adlige Untervoigte, wie 1317 den Ritter Otto von Bergaw, und im siebzehnten Jahrhundert hielt sich Churfürst Johann Georg I. wegen der Jagd und einiger Zusammenkünfte mit dem Markgrafen von Baireuth bisweilen hier auf, woher der grosse Saal des Schlosses der Fürstensaal genannt wurde, doch hat man denselben neuerdings in Wohnzimmer umgestaltet. Von 1569 an verwalteten das Amt Voigtsberg churfürstliche Schösser, die auf der Burg ihren Wohnsitz hatten. Im linken Flügel des Schlosses befindet sich die Expedition des königlichen Justizamtes und im Vorhofe steht ein 1821 errichtetes Rentamtsgebäude, welches ebenfalls einigen Beamten zur Wohnung dient. Im Schlosse befand sich vor Zeiten eine dem heiligen Georg gewidmete Kapelle, worin der Kaplan, der Baccalaureus und der Organist aus Oelsnitz den Gottesdienst besorgen mussten.

Die Erbauung des jetzigen Schlosses Voigtsberg fällt mit Ausnahme des weit älteren Wartthurmes in die Zeit von 1390 bis 1405, doch mag noch später, und namentlich im sechszehnten Jahrhundert viel daran gebaut worden sein. Als die Hussiten 1430 das Voigtland mit Mord und Brand erfüllten, versuchten sie auch das Schloss Voigtsberg in ihre Gewalt zu bringen, aber vergeblich, deshalb liessen sie ihre Wuth den umliegenden Dörfern fühlen und stürmten die Stadt Oelsnitz, welche gänzlich eingeäschert wurde. Im dreissigjährigen Kriege, als der General Holk mit seinem Gesindel das unglückliche Voigtland heimsuchte, öffnete ihm das Schloss Voigtsberg ohne Widerstand die Thore, worauf die Croaten dasselbe gänzlich ausplünderten, in Brand steckten, und dadurch namentlich alle älteren Urkunden vernichteten. Ein trauriges Schicksal traf auch das nahe Oelsnitz, indem die Holkischen hier auf das Unmenschlichste wütheten und müde von Mord und Plünderung endlich die Stadt an allen vier Ecken anzündeten, so dass von sämmtlichen Gebäuden nur die Mädchenschule stehen blieb. Im Jahre 1638 brach im Schlosse Voigtsberg abermals eine Feuersbrunst aus, die namentlich an Wohnzimmern und Dächern grosse Zerstörungen anrichtete.

Am Fusse des Schlossberges liegt das Dorf Voigtsberg, bestehend aus achtundsiebzig Häusern mit etwa sechshundert Einwohnern. Unter den Häusern befinden sich drei sogenannte Burggüter, aber keine eigentlichen Bauergüter, und die Bewohnerschaft nährt sich grösstentheils von Zeug-, Leinen- und Baumwollenweberei. Eines der drei Burggüter zu Voigtsberg besass im sechszehnten Jahrhundert der Rath zu Oelsnitz, der es später durch Bedrängnisse veranlasst an Joseph Engelschall verkaufte. Im Jahre 1542 standen die Einwohner und Güter des Ortes unmittelbar unter der Botmässigkeit des Schlosses Voigtsberg, zu dem damals auch ein Vorwerk gehörte das in genanntem Jahre dreissig Scheffel Korn, einundzwanzig Scheffel Gerste und dreissig Scheffel Hafer zur Aussaat bedurfte und fünfundfunfzig Fuder Heu und Grummet gewann. Nahe beim Dorfe befinden sich eine Ziegelei und ein Forsthaus, die nahe Waldung aber, der Hain genannt, war vor länger als einem Jahrtausend ein heiliger Wald, wo Sorbische Priester dem Swantewith geheimnissvolle Opfer brachten. In Voigtsberg befindet sich ein neuerbautes Schulhaus, eingepfarrt sind Schloss und Dorf in die St. Jacobskirche zu Oelsnitz.

O. M.     



[63]
Schönberg.


Am Fusse eines Berges, der eine köstliche Aussicht nach Baiern, Böhmen und Sachsen gewährt, liegt an der Poststrasse von Adorf nach Eger dicht am äussersten Punkte der Grenze auf einer südlich gesenkten Anhöhe das Dorf Schönberg. Im Orte befindet sich ein 1753 zur Schriftsässigkeit erhobenes Rittergut, eine Pfarrkirche und Schule, ein Beigeleite von Voigtsberg, eine Postexpedition, zwei Mühlen und eine Einwohnerschaft von dreihundertundfunfzig Köpfen, die sich theils von Landbau, theils von Baumwollenweberei nährt. Zum Rittergute Schönberg gehören ausser dem Dorfe Schönberg, das nahe Bärendorf mit einer Mühle, Hohendorf mit zwei Mühlen, Zweifelsreuth und das Deckenhaus, auch steht ihm die Collatur über Pfarre und Schule zu Schönberg zu.

Die älteste Urkunde, in der Schönberg erwähnt wird, ist vom Jahre 1209 wo Heinrichs des Reichen, Voigts zu Plauen drei Söhne die 1193 von ihrem Vater vollzogene Stiftung des Klosters Mildenfurth bei Weida bestätigten und einen neuen Stiftungsbrief anfertigen liessen, in dem unter anderen Gütern auch ein Forst, bei Schönberg gelegen, als Geschenk an das neue Kloster genannt ist. Eine zweite, sehr interessante Urkunde über Schönberg vom Jahre 1243 verwahrt das Archiv zu Gera. Damals besass nemlich das Rittergut Schönberg Alb von Schönberg als Lehn des Voigts von Plauen, auf welches er jedoch bei Juden und Christen eine Schuldenlast von tausend Pfund Hellern aufgenommen hatte, weshalb er noch auf seinem Sterbelager den Wunsch aussprach, dass das Gut verkauft werden möchte. Als Bürgen für ihn standen unter Arrest sein Schwiegervater Ritter Hermann von Wilcken, dessen Freund Alb von Neppe und der Ritter Heinzel Röder. Diese Edelleute sammt den Kindern des Verstorbenen baten den Voigt als Lehnsherrn, dass er das Gut weiter verlehnen wolle an Eltel Tossen, der es um dreizehnhundert Pfund Heller an sich gelöst und gekauft habe. Weil nun der Voigt befürchtete unter solchen Umständen dieses Grenzlehn und dessen Dienst zu verlieren, so bewilligte er die Bitte „da tete wir vnndt haben getan nach vnsr vreundte vnsr Erben vnndt auch vnsr getrewen manne rat vnndt lihen daz oft genant gut zum Schönbergk vnsrm getrewen ritter Eltel den Tossen vnndt seinen erben.“ Die Urkunde des stolzen Voigts führt schon vollständig die Sprache eines Souverains, denn er nennt sich darin „Wir, Heinrich von Gottes Gnaden der Elter Voit vnd Her czu Plawe.“ Die Belehnung des Ritters Eltel Tosse fand in öffentlicher landständischer Versammlung statt und von den anwesenden Edelleuten und Räthen unterzeichneten dieselbe: „Her Wilhelme von der Plohn Ritter, Heinrich Tosse, Alb Beme, Hermann Coppe, Heinrich Peter, Heinrich von Machwitz, genannt vom Stein, Cunz und Ulrich die Secke, Cunz von Raschau, vndt die bescheiden Purger czu Plawn, Conrad Mutig, Dietrich und Johann die Weigandte, Otto von Rewcz, Alb Held vnndt and byderber leute genug.“ – Diese Urkunde liefert übrigens auch den Beweis, dass im dreizehnten Jahrhundert sich zu Plauen bereits Juden angesiedelt hatten.

Wiederum wird Schönberg 1336 genannt wo Burgold von Kospod dem Nonnenkloster zu Weida einen Jahreszins schenkte und seinen Pleban, Johann, nebst den Rittern von Lohma als Zeugen gebrauchte. Die Herren von Kospod besassen Schönberg noch im funfzehnten Jahrhundert, später findet sich auf dem hiesigen Schlosse Hans von Rabe und Heinrich von Röder vor, bis endlich das Gut an die Familie von Reitzenstein gelangte. Schon im zwölften Jahrhundert wird dieses Geschlecht eine im Voigtlande angesessene und reichbegüterte Dynastie genannt. Von den Herren von Reitzenstein besass Schönberg 1754 der Rittmeister Georg Christoph von Reitzenstein, und zu Anfang dieses Jahrhunderts der Kammerherr und Oberforstmeister gleichen Namens. Zur Zeit ist Eigenthümer des Rittergutes Schönberg nebst Zubehör Herr Georg Christoph von Reitzenstein.

Die Kirche zu Schönberg stand vor der Reformation unter Inspektion des Bisthums Zeitz. Sie ist ein geräumiges mit zwei Thürmen geschmücktes Gebäude, das zwei sehr alte Glocken, und einige interessante alterthümliche Denkmäler verwahrt, worunter das eines katholischen Plebans, Nikolaus Seidler, der 1485 hier starb und unter der Kanzel begraben liegt. Die Parochie, bestehend aus Schönberg, Bärendorf und Hohendorf, enthält drei Schulen mit zwei Lehrern, welche über zweihundert Kinder zu unterrichten haben. – Nicht unerwähnt darf hier bleiben, [64] dass im Jahre 1753 bei Schönberg ein Sauerbrunnen entdeckt wurde, dessen Wasser gleiche Heilkräfte wie das des Brunnens bei Eger enthalten soll. Der in Dresden erscheinende gelehrte Anzeiger brachte nach geschehener Entdeckung einen weitläufigen Artikel über den Schönberger Sauerbrunnen und es wurde auch wirklich derselbe häufig besucht, später aber ist er aus uns nicht bekannten Gründen der Vergessenheit anheimgefallen. Im Sommer wird das reizend gelegene Schönberg läufig von Gästen des Franzensbrunnens bei Eger besucht.

O. M.     




Lauterbach
bei Oelsnitz.


Lauterbach liegt eine halbe Stunde südlich von der Stadt Oelsnitz auf dem linken Ufer der perlenreichen Elster am sogenannten Lerchenhübel und enthält eigentlich zwei Rittergüter, von denen jedoch das eine nicht mehr als ein solches gilt. Der Ort ist deutschen Ursprungs und somit fällt seine Gründung etwa in das zwölfte Jahrhundert, wo die Deutschen unter dem Schutze starkbefestigter und mit Besatzung wohlversehener Burgen überall Ansiedelungen begannen die sich bald zu blühenden Dörfern erhoben. Bereits im Jahre 1332 war Lauterbach eine Besitzung des Grafen Ernst von Truhedingen, welche Burggraf Friedrich IV. durch Kauf an sich brachte, in späterer Zeit aber finden wir Lauterbach als Besitzthum der Herren von Trützschler, deren einer das Rittergut um 1540 theilte, wodurch die beiden Güter Ober- und Unterlauterbach entstanden. Hierauf erkaufte beide Rittergüter zu Lauterbach die Stadt Oelsnitz, der ausserdem auch Untermarxgrün, ein Vorwerk zu Voigtsberg, das Rittergut Schönbrunn, das Vorwerk zu Unterhermsgrün, das Vorwerk zu Grosszöbern und das Schloss Göllnitzhof gehörte. Nicht lange blühte indessen der einstmalige Wohlstand der Stadt, der durch den Hussitenkrieg zuerst beeinträchtigt, im dreissigjährigen Kriege und in Folge späterer Unglücksfälle gänzlich vernichtet wurde, so dass eine Besitzung nach der anderen veräussert werden musste. Lauterbach oberen Theil mit dreizehn Häusern Hammerbrück und einem Theile von Kreuzhammer gehörte lange Zeit der Familie Rudert, Unterlauterbach aber der Familie Schilbach. Der jetzige Besitzer von Lauterbach ist Herr von Raab, der letzte Spross eines alten Voigtländischen Geschlechts, das vormals Reussa, Schloditz, Schneckengrün und Tirpersdorf besass, und von dessen Ahnherren Hans von Rab auf Reussa, als er mit einer Anzahl gerüsteter Knechte der von den Hussiten bedrängten Stadt Plauen zu Hülfe gezogen war, bei dem Sturme auf den Hradschin erschlagen wurde (1430).

Lauterbach ist in die Kirche zu Oelsnitz eingepfarrt und zählt etwa dreihundert Einwohner, die zum Theil in nahen Fabrikorten beschäftigt sind, auch hat das Dorf eine Schule. Im Jahre 1632 wurde Lauterbach von den Soldaten des berüchtigten General Holke in Brand gesteckt, ein Schicksal, das auch die Stadt Oelsnitz betraf.

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Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: selbsstständige
Heft 7 des Voigtländischen Kreises Nach oben Heft 9 des Voigtländischen Kreises
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