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oder Pleban zu Hof die Kaplane in den Dörfern, wo Kapellen standen, als Ortsgeistliche anzustellen. Viele dieser Kapellen wurden noch vor der Reformation in selbstständige[WS 1] Mutterkirchen verwandelt doch traf dieses Schicksal nicht die Kirche in Sachsgrün, welche noch 1502 im Hofer Landbuche als Filial von Hof erwähnt wird. Es heisst darin: „Die pfar zum Hofe hat sieben Filiale uffen Landte, die alle leith der Pfarrer zum Hofe, Cunersreuth, Zobern, Sachsgrün, Widerspergk, Eichich, Gattendorf, Trogen.“ Enge und dauernd blieb trotz der oftmaligen grösseren Entfernung der Verband der Pfarrereien Zöbern, Widersberg, Sachsgrün, Eichicht, Kotzau und Konradsreuth, sie besassen als Kapellen schon eigene Taufsteine und Friedhöfe, und ausser der Lehnschaft übte der Pfarrer zu Hof auch fortwährend das Recht die Kapläne willkührlich einzusetzen und zu entlassen, sie standen nur unter ihm und nicht wie andere Pfarrer unter dem Bischof, hatten dafür aber auch von Jenem ihr Einkommen zu fordern und mussten jährlich fünfmal in der Hofer Hauptkirche Levitendienste leisten, wofür sie vom Pfarrer eine Mahlzeit erhielten. Verlangte der Bischof eine allgemeine Steuer, so lieferten diese Geistlichen ihre Beiträge an den Pfarrherrn zu Hof ab. Diese Verhältnisse bestanden bis der letzte katholische Pfarrer zu Hof, der Dompropst Friedrich von Brandenburg, seinem protestantisch gesinnten Bruder dem Markgrafen Georg dem Frommen die Pfarre zu Hof gegen die Propstei zu Würzburg abtrat, worauf (1531) die Kirche zu Sachsgrün und die übrigen sich in Mutterkirchen verwandelten. Das Collaturrecht über die Pfarreien hatte Dompropst Friedrich an den Markgrafen abgetreten und dasselbe blieb bei den Markgrafen des Fürstenthums Bayreuth (Brandenburg-Culmbach) welches Fürstenthum später dem König von Bayern zufiel. Erst in neuerer Zeit ist zwischen Bayern und Sachsen eine Uebereinkunft wegen Besetzung der Streitpfarren getroffen worden. Eingepfarrt nach Sachsgrün sind Loddenreuth, Hasenreuth, das Bayrische Dorf Oberhartmannsreuth, Hölle, Neuenreuth und Hohenreuth.

Das Kirchenbuch zu Sachsgrün erzählt einen seltsamen Hader zwischen dem Pfarrer Wolfrum und dem Gerichtsverwalter. Der Pfarrer war 1643 in das Amt getreten und hatte wahrscheinlich der Herrschsucht des jähzornigen und rohen Verwalters nicht genug nachgegeben, daher kam es zwischen Beiden zu offenen Feindseligkeiten. Der Gerichtsverwalter, Kretzschmar hiess er, belegte den Pastor mit einem förmlichen Interdikt, indem er den Leuten im Dorfe untersagte für Wolfrum zu arbeiten und ihm irgend eine Handreichung zu leisten. Als am 18. October der Pfarrer, um Korn zu säen, mit drei Pflügen im Felde war, und eben vor dem Sacke kniete um das Sätuch mit Samen zu füllen, kam Kretzschmar hinterwärts auf ihn zugeritten und fiel den Pastor mit ungestümen rohen Worten an, wobei er die Hand stets an der Pistolenholfter liegen hatte. Die Wuth des Verwalters gegen den armen Geistlichen ging jedoch noch weiter, denn wie eigenhändige Briefe Kretzschmars an den Herrn von Streitberg auf Sachsgrün beweisen musste der Pfarrer aus Furcht vor des Verwalters Rache landflüchtig werden. –

Von dem bereits genannten Assenberge hat man eine reizende Fernsicht auf die Höhen des Fichtelgebirges und die hinter dem Städtchen Schöneck gelegenen Ausläufer des Erzgebirges. Nordöstlich zeigen sich die Höhen hinter Reichenbach. Gleich überraschende Aussicht gewährt der nahe Galgenberg, von dem man einen Ueberblick des Dörfchens Sachsgrün mit seinen freundlichen Häusern und Obstpflanzungen geniesst, aus denen die altersgraue Burg mit ihrer Warte hervorragt, ein Bild der alten unsichern Fehdezeit inmitten segensreicher Betriebsamkeit eines heitern glücklichen Völkchens.

O. M.     



Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: selbsstständige
Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1859, Seite 60. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_V.djvu/91&oldid=- (Version vom 22.12.2016)