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Artikel „Zschokke, Theodor“ von Emil Zschokke in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 45 (1900), S. 465–466, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Zschokke,_Theodor&oldid=- (Version vom 24. April 2024, 18:06 Uhr UTC)
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Zschokke: Theodor Joseph Karl Z., Arzt und Naturforscher. Z. war der älteste Sohn von Heinrich Z., geboren in Aarau am 16. Januar 1806. Als „Geschenk Gottes“ nahm ihn der Vater, und so nannte er ihn. Den ersten Unterricht ertheilte ihm der Vater, dessen naturwissenschaftliche Beschäftigungen zu jener Zeit um so mehr auf den Knaben Einfluß gewannen, als ihn eine feine Beobachtungsgabe von früh an in intimere Beziehung zur Natur brachte, und er überdies in hervorragendem Maße den Sammelgeist des Vaters geerbt hatte. Erst 1821 ließ ihn dieser in das aarg. Gymnasium eintreten, an dem damals Männer wie Rud. Rauchenstein, Rudolf Meyer, Franz Xaver Bronner wirkten. Nach der Lieblingsidee des Vaters, seine Söhne neben der wissenschaftlichen auch die technische Ausbildung in einem Handwerke genießen zu lassen, mußte Z. zu gleicher Zeit den Beruf eines Spenglers bis zum Gesellen erlernen. Die hier erlangten Fertigkeiten kamen ihm übrigens später sehr zu statten. Nach einjährigem Aufenthalt in Genf bezog Z. 1825 die Universität München, um Medicin zu studiren, 1826, im Herbste, ging er nach Berlin und besuchte hier die Vorlesungen eines Gräfe, eines Hufeland. Schon im Sommer 1827 promovirte er hier auf Grund einer Dissertation „de Janis“ (Mißgeburt zusammengewachsener Schafköpfe) und ein Jahr später absolvirte er das Staatsexamen seines Heimathskantons. Nach vorübergehendem Aufenthalte im Frickthale, wo er sich mit Eifer der ärztlichen Praxis hingab, reiste er zu seiner weitern wissenschaftlichen Ausbildung nach Paris. Doch wurden seine Studien jäh unterbrochen durch die Julirevolution, und da die Schweizergarden in den Straßenkämpfen sehr gelitten hatten und nun die Spitäler füllten, so gab es Arbeit genug für ihn. Von ihm stammte ein in den Schweizerzeitungen publicirtes Verzeichniß der in den Pariser Spitälern liegenden Schweizersoldaten und ihrer Verwundungen, für das man ihm vielen Dank wußte. Seine Thätigkeit fand auch volle Anerkennung der Pariser Behörden. Nun kehrte er in seine Vaterstadt Aarau zurück, wo er sich dauernd als Arzt niederließ. 1831 wurde er zum Garnisonsarzt, 1833 zum Bezirksarzt ernannt und war auch Mitglied der städtischen und der kantonalen Schulbehörden. 1840 übertrug ihm die Regierung die erledigte Lehrstelle für Naturgeschichte an der aargauischen Kantonsschule, und so trat nun die Wissenschaft, der seine Vorliebe gehörte, in den Vordergrund, neben der aber die ärztliche Praxis nicht aufgegeben wurde. Lange schon war er Mitglied und Leiter der naturforschenden Gesellschaft in Aarau, deren Protokolle Zeugnisse seiner rastlosen Thätigkeit sind. Während ca. 30 Jahren zeichnete er sorgfältig seine meteorologischen Beobachtungen auf, wie auch den Wasserstand der Aare und hat dadurch der heutigen Generation werthvolles Material geliefert. Seit 1828 gehörte Z. der Freimaurerloge an, von 1858 an als Meister vom Stuhl. Für sie hat er publicistisch viel gearbeitet, namentlich stammen die die Schweiz betreffenden Artikel in Lennig’s Freimaurerlexikon aus seiner Feder. Im Frühjahr 1866 mußte er von seiner Lehrstelle an der aarg. Kantonsschule zurücktreten und starb nach langer Krankheit am 18. December 1866.

Schriften: „De Janis. Dissertatio anatomica physiologica“ (Berolini 1827); „Moskau und Petersburg beim Ausbruch der Cholera morbus. Blätter aus dem Tagebuch eines Reisenden“, mit Bemerkungen von Z. (1831); „Abhandlung [466] über das Heilverfahren bei der epidemischen Cholera von Joh. Perin. Aus dem Spanischen von Z.“ (1836); „Specielle Semiotik. Eine faßliche Darstellung der Kennzeichen der Gesundheit, sowie der Krankheiten des menschlichen Körpers, Gemüthes und Geistes“, 2 Bde. 1842 (Hauptwerk); „Die Ueberschwemmungen in der Schweiz im September 1852“; „Mittheilungen über die Cholera in Aarau“ (1854); „Das Grundeis auf der Aare“ (1855); „Das Laurenzenbad bei Aarau“ (1858); „Leitfaden zum mineralogischen Unterricht am Gymnasium und Gewerbeschule“ (1864); „Der Wassermangel in einem Theil der Schweiz, besonders im Kanton Aargau im Winter 1864–65“ (1866).

Biogr. von Emil Zschokke: Zur Erinnerung an Dr. med. Theodor Zschokke von Aarau (1866).