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Artikel „Zuberbühler, Sebastian“ von Otto Hunziker in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 45 (1900), S. 466–467, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Zuberb%C3%BChler,_Sebastian&oldid=- (Version vom 23. November 2024, 14:22 Uhr UTC)
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Zuberbühler: Sebastian Z., geboren am 19. September 1809 in Trogen, Kt. Appenzell. Armer Leute Kind begann Z. in seinem 14. Altersjahre als Handwerker sein Brot zu verdienen, als ihm Gelegenheit geboten wurde an der neubegründeten Kantonsschule unter Krüsi sich für den Lehrerberuf vorzubereiten. Unter großen Entbehrungen besuchte er, nachdem er bereits in Trogen mit Erfolg eine Privatschule ins Leben gerufen, zu seiner weiteren Ausbildung das Lehrerseminar Hanhart’s und die Hochschule in Basel (1827/28). Zunächst als Hauslehrer, dann in öffentlicher Stellung an den Schulen in Trogen, Liestal und Waldenburg (Baselland) arbeitete er sich nun aufs neue allseitig in die Lehrerpraxis ein, ehe er 1837 als Oberlehrer und Vicedirector an das bernische Lehrerseminar in Münchenbuchsee berufen wurde. Der politische Willküract, der 1852 den Director Grunholzer und sechs andere Lehrer dieses Seminars beseitigte, traf auch ihn; aber die gleiche Post, die ihm seine Absetzung meldete, brachte ihm den Ernennungsact zum Director des neubegründeten Lehrerseminars in Chur. Es gelang dem um viele Erfahrungen reicher gewordenen Mann durch seine rastlose Thätigkeit, sein tolerantes Wesen gegenüber den verschiedenen Parteien und Confessionen, an dieser paritätischen Anstalt, die anfangs viele Gegner zählte, die ungetheilte Achtung und das vollste Zutrauen der Behörden und des Volkes zu erwerben, der Anstalt festen Boden zu verschaffen und dem noch schwer darniederliegenden bündnerischen Schulwesen bedeutend aufzuhelfen. Die gleichen Eigenschaften und die gleichen Erfolge begleiteten ihn in einen neuen Wirkungskreis, als er 1861 den wiederholten Bitten der St. Gallischen Erziehungsbehörde nach hartem innern Kampfe nachgab, die ihn als Director an das ebenfalls neu errichtete paritätische Vertragsseminar in St. Gallen und dann 1864 an das dasselbe ablösende staatliche Seminar in Mariaberg-Rorschach wählte. Nur sieben Jahre lang war es ihm noch vergönnt, im nämlichen Sinne wie bisher in Bünden, nunmehr die Lehrerbildung im Kt. St. Gallen zu leiten. Schon die Ueberanstrengung seiner Studienzeit hatte seine Gesundheit bleibend erschüttert; zu Anfang 1867 warf ihn eine Brustkrankheit nieder; wol erholte er sich wieder soweit, daß er im Mai 1868 seine Thätigkeit aufs neue aufnehmen konnte; aber im Herbste dieses Jahres kam eine Herzbeutelwassersucht hinzu, der er am 15. October 1868 erlag.

Z. war ein vortrefflicher Schulmann, der ganz in seinem beruflichen Wirken aufging. „Sein Amtseifer und seine Leistungen müssen jeden Pädagogen erfreuen“, hatte schon P. Girard über ihn geurtheilt, als er im Auftrag der schweizerischen gemeinnützigen Gesellschaft das Seminar Münchenbuchsee einer Inspection unterzog. Und ähnlich sprach sich später Grunholzer über ihn aus: „Zuberbühler’s Unterricht ist durchaus wissenschaftlich, gründlich, und dabei doch ganz der Fassungskraft seiner Zöglinge angemessen; in praktischer Hinsicht zeichnen sich seine Leistungen durch die Entwicklung einer vorzüglichen Lehrmethode und die genaue Berücksichtigung aller Bedürfnisse unserer Volksschule aus.“ Nicht minder hervorragende [467] Eigenschaften entwickelte er als Director: von aller Politik fern lebte er nur seinem Amt und seinen Zöglingen; in strenger sittlicher Selbstzucht und ernst religiösem aber mild humanem Sinn leuchtete er ihnen vor und suchte sie durch That und Wort zu der idealen Erfassung ihres Berufes zu begeistern, die ihn selbst beseelte. Dabei war er sein Lebenlang freisinnigen Anschauungen zugethan und wirkte mit Kraft für äußere Besserstellung des Lehrstandes; selbst unermüdlich an seiner eigenen Fortbildung arbeitend lag ihm auch die Belebung und Haltung der Lehrerconferenzen am Herzen und soweit es seine Gesundheit erlaubte, betheiligte er sich activ bei denselben. Er hat werthvolle Arbeiten in verschiedene schweizerische pädagogische Zeitschriften geliefert und selbst (1860–62) drei Jahrgänge „Pädagogische Beiträge“ redigirt; aus seiner Feder stammt ein „Lehrplan oder freundlicher Ratgeber für die Lehrer des Kantons Graubünden“ (1856), der auch ins Ungarische übersetzt wurde, und ein ebensolcher für die Lehrer des Kantons St. Gallen (1864); nach seinem Tode kam noch ein Bändchen „Pädagogische Reden und Abhandlungen“ von ihm heraus (1869). Aber so wenig als in jeder andern Beziehung drängte er sich als Schriftsteller hervor; in fast übergroßer Anspruchslosigkeit hat er eine Reihe vollständig ausgearbeiteter Schriften methodischen Inhalts unveröffentlicht gelassen.

Nekrolog (aus der Feder seines Sohnes) in Hunziker’s Geschichte der schweizerischen Volksschule, Band III (Zürich 1882), S. 225–38.