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Artikel „Wittmer, Johann Michael“ von Hyacinth Holland in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 43 (1898), S. 645–649, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Wittmer,_Johann_Michael&oldid=- (Version vom 26. Dezember 2024, 07:32 Uhr UTC)
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Wittmer: Johann Michael W., Historienmaler, geboren am 15. October 1802 zu Murnau in Oberbaiern, wo seine Voreltern schon seit langen Jahren mit Pinsel und Palette in den umliegenden Klöstern und Kirchen hantirten, auch Maler- und Vergolderarbeiten besorgten. Da der Vater starb, bevor der Knabe zur Welt kam, die junge Mutter aber wieder heirathen mußte und ein Stiefvater ins Haus zog, so war seine Jugend hart und frühe mit herben Erfahrungen vertraut. In ihm regte sich das väterliche Blut und die Neigung zur Kunst; der Stiefvater aber cultivirte ein anderes Metier und sah es ungern, daß der kleine Michel seine Zeit in einer Gerümpelkammer zubrachte, wo es aus dem Nachlaß der Vorfahren Bilder, Kupferstiche und Bücher die Menge zu beschauen gab. In der Schule wurde gezeichnet und während des herbstlichen Obsthütens auch in Thon modellirt, das waren die ersten wilden Schößlinge seines Kunsttriebes. Die bösen Kriegsjahre (1809 vergalten die Tiroler die bairischen Unliebenswürdigkeiten durch einen unhöflichen Gegenbesuch), brachten schweres Unglück über das elterliche Haus. W. mußte froh sein, bei einem Goldschmied zu Weilheim in die Lehre zu treten; aber auch dieses Glück dauerte nicht lange. Nach dem Vorbilde einiger „Heiligenmaler“ beschloß der Jüngling, mit diesen „Künstlern“ die Concurrenz zu wagen. Und es ging zu Nutz und Befriedigung der Eltern, obwol W. nur zu bald fühlte, wo es ihm fehle. Aber erst im Herbst 1820 gelang es ihm, mit wenigen sauer erworbenen Sparpfennigen in München sein weiteres Heil zu suchen. W. kam noch gerade recht, um unter Peter v. Langer’s Direction die Süßigkeit des langwierigen Gypszeichnens genießen zu können; in den Ferien zog er auf eigene Faust in die Berge, skizzirte nach freiem Ermessen und malte zur heilsamen Stärkung seines knurrenden Magens eine lange Reihe von Porträts: Für seinen Freund und Gönner, den damals als Rechtsanwalt berühmten Dr. Gattinger, entstand eine eigene Composition, auch versuchte er sich tapfer in kleinen Kirchenbildern. Mit Cornelius kamen für W. bessere Zeiten, sein Beispiel und seine Worte fielen auf gutes Erdreich und trugen erfreuliche Früchte. W. erhielt ein Altarbild für die Gemeinde Iffeldorf und die Spitalkirche zu Weilheim, und wie mußte dem armen Murnauer das Herz schlagen, als ihm der gütige Meister gar an den Fresken in der Glyptothek und der Decke des Odeon Beschäftigung gewährte! Er stand auf den hohen Gerüsten [646] und träumte von eigenen Compositionen und selbständigen Aufträgen, welche er bald auszuführen hoffte. Sie kamen freilich, aber nur daß W. vorerst noch lange darauf warten mußte. Schon damals, wo den von weit und breit nach München „zugereisten Herren Malern“ neidenswerthe Aufträge und klingender Lohn erblühten, mochte manch’ bairisches Landeskind seltsame Meditationen abspinnen über das uralte Thema von der oft verzweifelt frugalen Stellung eines an gewissen Prophetenerfahrungen participirenden autochthonen Historienmalers. Endlich im J. 1828 hatte sich W. so viel vom Munde abgespart, um den heißersehnten Ausflug nach Italien zu wagen, natürlich zu Fuß, im Staubhemd, das Ränzel auf der Schulter, den Hut mit Wachstuch überzogen. In diesem Handwerkercostüm, ganz à la Seume, wanderten damals noch gerne die Maler nach dem gelobten Lande der Kunst. Alle etwaigen Unbequemlichkeiten übersah die Begeisterung. Sie schwärmten für Kunst und Natur; die glühenden Augen der Italienerinnen und der heiße Wein gehörten selbstverständlich unter die gleiche Rubrik. Verona gab den ersten Vorgeschmack, in Padua wurde der erste Giotto gezeichnet, dann kam das berauschende Feenmärchen Venedig; in Mantua überraschten Giulio Romano und Andrea Mantegna; dann erst die Bolognesen und das unvergleichliche Florenz! Mit Michel Neher besuchte W. Pisa, Lucca, Pistoja und Prato; endlich gings über Perugia nach dem ewigen Rom. Thorwaldsen, Overbeck, Veit und insbesondere der alte Koch nahmen den neuen auch ohne Empfehlung angerückten Zuwachs freudig auf. Unberührt von den, manchen Künstler oftmals ganz verwirrenden Eindrücken, malte W. alsbald eine „Rebecca am Brunnen“; während dieser Arbeit überraschte den Künstler die Kunde von einem auf zwei Jahre verliehenen Stipendium. Im freudigen Gefühl, daß er jetzt auf dem rechten Wege sei, schuf er das schöne Bild, wie „die hl. Katharina von Engeln nach dem Sinai getragen wird“: (König Ludwig I. kaufte dasselbe für die neue Pinakothek; später kam dazu noch eine „Geburt des hl. Johannes“ und eine „Anbetung der Hirten“) womit W. seinen Namen bleibend begründete. Im Herbst 1829 zeichnete er den Carton zu einer „Predigt Johannes des Täufers in der Wüste“, ein durchdachtes wohlgegliedertes Werk mit charakteristischen Figuren und Köpfen, welches, als großes Oelbild ausgeführt, noch 1858 auf der großen historischen Kunstausstellung zu München Anerkennung erwarb. Leider entbehrte der Künstler lange Zeit des verdienten materiellen Lohnes. Erst im Winter des Jahres 1831 auf 1832 schien ein milder Glücksstern walten zu wollen. Durch Vermittelung des Grafen Franz Pocci wurde W. an den damals in Rom weilenden Kronprinzen Maximilian empfohlen und mit einer Copie von Sodoma’s „Alexander-Hochzeit“ betraut. Als im December 1832 der hohe Herr mit seinen königlichen Bruder Otto von Griechenland wiederkam, wurde W. als Cicerone durch die römische Kunstwelt berufen und zur Begleitung nach Neapel eingeladen. Für den Kronprinzen, welcher damals schon der italienischen Kunst besondere Gunst zuwendete, sollte unser Maler alle vorrafaelischen Fresken in Neapel copiren; er begann seine erfreuliche Aufgabe mit den zwanzig Bildern des Antonio Solario und dem Leben des hl. Benedict im Klosterhofe zu San Severino und arbeitete vom frühen Morgen bis zum späten Abend; copirte dann die sieben Sacramente Giotto’s in S. Maria l’Incoronata, desgleichen die schönen Fresken von Donzelli und Anderen in S. Maria la Nuova. Wittmer’s Copien erwarben auch den Beifall des Professors Marsigli, welcher zur Vervielfältigung durch Radirung wirkte. Im April 1833 erfolgte die Reise des Kronprinzen nach dem Orient. W. sollte die vom Prinzen projectirten Ausgrabungen leiten und alle weiteren Reiseerlebnisse mit dem Stift festhalten. In Messina, Taormina, Catania und Malta machte W. Messungen, Aufnahmen und Zeichnungen; Corfu, Cephalonia wurden besucht, lehrreiche Abstecher nach Delphi, Elis, Olympia, [647] Figalia unternommen. In Nauplia harrte der königliche Hof von Griechenland und von hier aus bewegte sich der malerische Reisezug über Korinth, Eleusis, Megara nach Athen. Für W. brachte jeder Tag neue Ausbeute; überall gab es Stoffe: griechische Costume, interessante Physiognomien und malerische, landschaftliche Partien. Zeitlebens ermüdete er nicht von diesen herrlichen Eindrücken zu erzählen. Dann ging es mit einem Dampfer durch die Inselgruppen des Archipel nach Smyrna. Hier war alles neu, fremd; das buntfarbige, orientalische Leben grüßte herüber. Mytilene, Asos, Tenedos wurden besucht und die Ebene von Troja, deren Ansicht W. in Kupfer radirte (34 Centimeter breit, 21 Centimeter hoch, ohne Plattenrand) und mit einer beigedruckten Erklärung versehen herausgab. Dann folgte der Besuch von Constantinopel. Da sich für den bairischen Kronprinzen und dessen Gefolge auch die damals noch schwer zugängigen Räume der Hagia Sophia öffneten, so hatte W. das vielbeneidete Glück, dieses Heiligthum zu schauen. In einer der Vorhallen gewahrte W. eine mit altbyzantinischen Figuren bemalte Tafel, welche glücklich der Zerstörung entgangen war; der Kronprinz äußerte sogleich den Wunsch selbe zu erwerben. Obwol die Realisirung desselben nach der Aussage des begleitenden Dragoman bei der Heiligkeit des Ortes, aus welchem nichts entfernt werden durfte, eine Unmöglichkeit erschien, so erhielt doch der Kronprinz am Tage der Abreise die Tafel plötzlich als Geschenk des Sultan und sie wurde von W. wohlverpackt nach München gebracht, wo König Maximilian II. diese Kostbarkeit später in das seinem Volke „zu Ehr und Vorbild“ gegründete Nationalmuseum stiftete. Nur ungern schied W. von dem reichen und bunten Leben der türkischen Metropole. Es hätte sich ein reizender Anlaß ergeben, dort zu bleiben, indem der österreichische Gesandte Baron v. Stürmer und Achmed Pascha dem Maler die glänzendsten Verheißungen machten; aber der Kronprinz wünschte, daß W. ihn nicht verlasse. Auf der Rückreise wurde Smyrna abermals besucht und W. fand Gelegenheit, noch eine Reihe der Cykladen, Syra, Tinos, Mykene, Delos, Paros und das schöne Naxos zu besuchen. Ende September 1833 gelangte die Reisegesellschaft wieder nach Rom. Nach der Abreise seines Maecen hatte W. vollauf zu thun: zunächst gab es für den Prinzen ein Reisealbum anzufertigen, welches in den Besitz des Königs Otto von Griechenland kam und aus dessen Nachlaß durch König Ludwig II. dem kgl. Handzeichnungs- und Kupferstichcabinet in München einverleibt wurde. Ein weiterer Auftrag die Fülle seiner Skizzen für den Kronprinzen auszuarbeiten, unterblieb jedoch, sodaß W., welcher unterdessen eine Tochter des Landschaftsmalers Jos. Ant. Koch geheirathet und ein Hauswesen begründet hatte, sich genöthigt sah, alle Historienmalerei beiseite zu setzen und durch aquarellirte Albumblätter Verdienst zu suchen, bis Baron Orkey mit einer größeren Bestellung auf sechs orientalische Landschaftsbilder dazwischen trat. Als 1835 das schöne Murnau beinahe ganz ein Raub der Flammen wurde, fiel auch Wittmer’s väterliches Heim mit allen seinen ehedem in Deutschland gemachten Studien, mit der ganzen Bilder- und Kupferstichsammlung seiner Vorfahren in Asche. Beinahe ebenso schmerzlich traf ihn die Nachricht, daß Wittmer’s Zeichnungen zur Ausschmückung des sogenannten türkischen Zimmers auf Hohenschwangau daselbst von anderer Hand zur Ausführung kamen. Dagegen erfreute ihn eine Bestellung des Kronprinzen, „die süßen Wasser bei Constantinopel“ auf einem großen Oelbilde darzustellen, welches, mit mehr als hundert Figuren staffirt, im J. 1837 im Münchener Kunstverein ausgestellt wurde und schließlich durch testamentarische Bestimmung des Königs Maximilian II. in den Besitz des Frhrn. von Wendland nach Bernried (am Starnberger See) gerieth. Eine ähnliche Wiederholung erwarb der König von Württemberg, ein kleines Bild dieser Art der Fürst von Leiningen (1845). Später entstand, gleichfalls als Frucht [648] seiner orientalischen Reise, „ein türkisches Kaffehaus in Constantinopel“, mit der gemischten Bevölkerung dieser Stadt, mit Schachspielern, spanischen Juden und einem rasirenden Armenier, welches der Münchener Kunstverein ankaufte. – Auf der Reise durch Hellas hatte W. die großen classischen Dichter wieder zur Hand genommen und unter den unmittelbaren Eindrücken von Land und Leuten sich zu reconstructiven Bildern begeistert. Die durch die Unruhe der Reise verdrängten Ideen meldeten sich unabweisbar und so entstanden mehrere originelle Bilder, welche mit den Zeichnungen Genelli’s an Formgewandtheit nicht die Wette bestehen, dafür aber die fühlbare Frische wirklich erlebter Vorgänge beanspruchen konnten. Dazu gehörten ein dem Landvolke seine Fabeln erzählender „Aesop“ (die Bleistift-Zeichnung nun Eigenthum der Stadt München, vgl. Maillinger, „Bilder-Chronik“ 1876. II, 120), auch ein Oelbild „Antiochus und Stratonice“ (im Auftrag der Brüder Neufville in Bonn und nochmals für Thorwaldsen wiederholt), ebenso ein „in Delos singender Homer“. Nach dem am 12. Januar 1839 erfolgten Tode seines Schwiegervaters, des alten genialen Jos. Ant. Koch, kamen trübe Tage mit dem Gefolge von Krankheiten und Sterbefällen über W., der sich in eine Fülle von Arbeiten stürzte, Aquarelle und Oelbilder lieferte und zur Radirnadel griff, um Koch’s Composition zu „Ossian“ zu vervielfältigen, was er jedoch mit einem Augenübel büßte. Bald malte er christliche Stoffe, dann eine Scene aus der nordischen Heldensage (für die Königin Victoria von England) oder aus dem Straßentreiben und Karawanenleben in Smyrna, zwischendurch kamen Copien nach altberühmten Meisterwerken und eine Reise mit dem jungen Fürsten von Leiningen nach Neapel und Sicilien. – Nach achtzehnjährigem Aufenthalte zu Rom wagte W. 1844 wieder eine Fahrt nach Deutschland, durch die Schweiz an den Rhein bis Köln und durch Franken nach München und Murnau, überall kleinere und größere Bestellungen mitnehmend. Auch seine Heimath wünschte nun etwas von seiner Hand und erhielt das sehr poetisch componirte, kräftig und harmonisch gemalte Altarbild, darstellend die Legende von dem durch Engel vollzogenen „Begräbniß der hl. Katharina auf dem Sinai“ (vgl. Ernst Förster in Nr. 242 „Allgemeine Zeitung“ 1854). Im Feuer der durch die Inthronisation des neunten Pius überall aufflammenden Begeisterung skizzirte W. den höchst malerischen, am Colosseum vorübergehenden Festzug; als Radirung wurde das Blatt höchst populär durch ganz Italien. Auch ein anderes Genrebild gewann außerordentlichen Beifall, wie Rafael nach einer freilich ganz unhistorischen Malernovelle in einer römischen Osteria die Vignarola mit ihren beiden Kindern als Modell zur Madonna della Sedia auf den Boden eines Fasses zeichnet; dabei brachte W. zahlreiche Porträts von seinen Zeitgenossen an. Mehrfache Copien davon beweisen, daß es wenigstens damals vielen Beifall erhielt; Farbendruck, Photographie und Holzschnitt bemächtigten sich neuerdings desselben. Mit zwei großen Altarbildern für Viterbo (die Zeichnung dazu im König-Ludwig-Album, lithographirt von Ingenmey) und Forli feierte der Maler einen Triumph, gleichwie ehedem die großen Meister des 14. Jahrhunderts, etwa Duccio di Buoninsegna, von einer ganzen Stadtgemeinde geehrt wurden. Als König Maximilian II. im Winter 1853 nach Rom kam mit dem Entschluß, abermals den Orient zu bereisen, war W. in gleicher Eigenschaft wie früher in Aussicht genommen. Leider kam diese Reise nicht zu Stande. Dagegen erhielt W. den ehrenvollen Antrag einer Professur an der Münchener Akademie; da derselbe aus familiären Gründen ablehnen zu müssen glaubte, erfolgte die Verleihung einer Staatspension. Im Winter 1856 auf 1857 diente W. wieder seinem gnädigen König als kundiger Cicerone; er besaß eine Fundgrube von Wissen und eine Fülle von Erinnerungen aus dem römischen Künstlerleben. Den einen Theil verarbeitete er zu einem mit Dr. Wilhelm Molitor herausgegebenen [649] „Wegweiser durch Rom“ (Regensburg 1866 und 1870), den anderen Theil, welchen er nur in einer gewiß anziehenden Autobiographie oder in Memoirenform hätte verwerthen können, nahm er ungeschrieben mit hinüber. Auch sein Lieblingsplan, dem trefflichen Koch durch Herausgabe seiner Zeichnungen und Briefe ein artistisch-litterarisches Denkmal zu setzen, wurde durch die fortgesetzten Besuche seiner deutschen Landsleute, die alle in ihm einen unermüdlichen Helfer, Führer und Sachwalter suchten und fanden, unmöglich gemacht. Mit desto größerer Innigkeit klammerte er sich an die Kunst, die er aus ganzem Herzen ebenso hoch hielt, wie sein Leben und seine Religion. In den letzten Decennien kam W. mehrfach über die Alpen und nach Baiern, entweder neue Werke abzuliefern oder auszuführen, zuletzt beinahe alljährlich. Er malte zu Murnau das Chorgewölbe der Pfarrkirche (1871), wozu er im dortigen Rathhaussaale die Cartons zeichnete; auch sonst erhielt Murnau manches Werk seiner Hand, wozu er als Geschenk das letzte seiner Bilder fügte. – Im Sommer 1875 malte er ein großes Fresko über der Gruft der Familie Senestrey auf dem südlichen Campo Santo in München (vgl. Joh. Schrott in Beilage 122 „Allgemeine Zeitung“ 1876); leider geht diese mit großer Liebe ausgeführte Arbeit durch klimatischen Einfluß dem Verderben unaufhaltsam entgegen. Zwei Jahre darauf malte W. die Decke der Kirche zu Ilmünster, 1878 die zwölf Apostel daselbst. Im Sommer 1879 brachte er ein den Einzug des bairischen Kronprinzen in Athen darstellendes Oelbild, welches indessen schon alle Schwächen des gealterten Meisters zeigte. Dessenungeachtet unternahm W. im nächsten Jahre die für ihn so beschwerliche Reise, um seine Fresken in Ilmünster zu beenden. Aber schon auf der Reise überfiel ihn ein ernstliches Unwohlsein zu Botzen. Bald nach seiner Ankunft in München endete W. schmerzlos am 9. Mai 1880; er starb so recht eigentlich wie ein Kriegsherr auf dem Feld der Ehre, gerade damit beschäftigt seine zur nächsten Ausführung projectirten Skizzen zu mustern. W. war ein höchst achtenswerther, sittenreiner Charakter, einer jener wenigen Menschen, die, von einer höheren Idee getragen, zeitlebens sich treu und unwandelbar verbleiben, eine edle Seele ohne Falsch und Neid. Bei allen seinen Schöpfungen setzte er seine beste Kraft ein und that sein Möglichstes. Sein Herz blieb der Heimath zugethan; zeitlebens zählte er sich zu den Münchener Künstlern.

Vgl. Nagler 1852, XXII, 7 ff. – Simon Baumann, Geschichte von Murnau, 1885. S. 187 ff. – Andresen, Die Deutschen Maler-Radirer. Leipzig 1867, II, 288–302. – Beil. 154 „Allgemeine Zeitung“ 1880.