Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Wittola, Marcus Antonius“ von Friedrich Lauchert in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 43 (1898), S. 649–650, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Wittola,_Marcus_Antonius&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 11:42 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 43 (1898), S. 649–650 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Kein Wikipedia-Artikel
(Stand August 2017, suchen)
Marcus Anton Wittola in Wikidata
GND-Nummer 119264188
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|43|649|650|Wittola, Marcus Antonius|Friedrich Lauchert|ADB:Wittola, Marcus Antonius}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=119264188}}    

Wittola: Marcus Antonius W., katholischer Theologe, geboren zu Kosel in Schlesien am 25. April 1736, † zu Wien am 23. März 1797. Die höheren Studien absolvirte er in Wien, wo er sich auch die theologische Doctorwürde erwarb. In seinen Studienjahren war er von den Jesuiten unterstützt worden. Später schloß er sich an den Weihbischof Simon Stock, den Director der theologischen Facultät zu Wien an, durch den er mit den Schriften der Jansenisten bekannt gemacht wurde und infolge davon eine jesuitenfeindliche Richtung annahm. Seine erste Anstellung erhielt er als Pfarrer zu Schärfling am Attersee in Oberösterreich. Bald gewann er die Gunst des Bischofs von Passau, des Cardinals Truchseß von Waldburg[WS 1], der ihn als wirklichen geistlichen Rath zu sich berief. Dieses Verhältniß scheint jedoch nicht lange gewährt zu haben. Später lebte W. wieder in Wien, wo er sich zunächst mit der Uebersetzung französischer theologischer Werke beschäftigte. Wie berichtet wird, wollte ihm nach dem Tode des Weihbischofs Stock (1772) die Kaiserin Maria Theresia, die ihm geneigt war, das Amt des Directors der theologischen Facultät übertragen, was aber durch die Jesuiten und Dominicaner hintertrieben worden sei. Zu dem [650] genannten Amte wurde dann 1774 der bekannte Abt Rautenstrauch ernannt. W. erhielt dafür im J. 1774 die Pfarrstelle zu Probstdorf bei Wien, die er bis an seinen Tod behielt. Installirt wurde er am 30. Mai 1774. Dazu wurde er im J. 1777 auch zum Titularpropst der nicht mehr existirenden Propstei zu Bienko in Ungarn ernannt. Von ca. 1780 an wurde er auch bei der staatlichen Büchercensur in Wien beschäftigt. Durch seine litterarische Thätigkeit machte er sich unter den Anhängern der Josephinischen Aufklärung sehr bemerklich, besonders durch die Herausgabe der in diesem Geiste gehaltenen, von 1784–1789 erscheinenden „Wienerischen Kirchenzeitung“. Daran schlossen sich 1790–1792 die ebenfalls von ihm in Wien herausgegebenen „Neuesten Beiträge zur Religionslehre und Kirchengeschichte“. Unter seinen sonstigen, übrigens gleich dieser ganzen Litteratur seichten und unbedeutenden Schriften, die bei Wurzbach vollständig aufgezählt sind, machten besonderes Aufsehen die zwei „Schreiben eines österreichischen Pfarrers über die Toleranz“ (Wien 1781 und 1782). Unter seinen Uebersetzungsarbeiten aus dem Französischen sind zu nennen: „Geistlicher Gewissensrath für die, welche keinen eigenen haben“, von S. M. Treuvé (Wien 1771). „Kurzgefaßte Geschichte des Alten Testamentes sammt Erklärungen“, von Mesenguy; 10 Theile (Wien 1771 ff.). „Das Neue Testament unseres Herrn Jesu Christi mit Anmerkungen“, 3 Bände (Wien 1775–1776). „Rechtfertigung der Kirchengeschichte des Herrn Abts Fleury“ (Innsbruck, Wien und Prag 1772).

Allgemeiner Litterarischer Anzeiger, Jahrg. 1787, Nr. 137, S. 1412 f. – Seb. Brunner, Die theologische Dienerschaft am Hofe Joseph’s II. (1868), S. 394–404. – Seb. Brunner, Die Mysterien der Aufklärung in Oesterreich (1869), S. 418 ff. – Wurzbach, Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich, Bd. 57 (1889), S. 176–179. – Hutter, Nomenclator, T. III (ed. 2, 1895), p. 306.[1]

[Zusätze und Berichtigungen]

  1. S. 650. Z. 26 v. o.: Briefe von W. aus den Jahren 1767–87 veröffentlicht F. Kenninck: Les idées religieuses en Autriche de 1767 à 1787. Correspondance du Dr. Wittola avec le Cte Dupac de Bellegarde; Revue internationale de Théologie 1898, p. 308–335; 573–601. [Bd. 45, S. 676]

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Hier scheint in der Quelle (Wurzbach) eine Verwechslung vorzuliegen. Kardinal Otto Truchseß von Waldburg (1514–1573) lebte 200 Jahre früher und war Bischof von Augsburg. Möglicherweise ist Franz Karl Truchseß von Waldburg (1701–1772) gemeint, der allerdings Bischof von Chiemsee war.