ADB:Wilhelm II. (Herzog von Jülich)

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Artikel „Wilhelm II., Herzog von Jülich“ von Otto Reinhard Redlich in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 43 (1898), S. 99–100, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Wilhelm_II._(Herzog_von_J%C3%BClich)&oldid=- (Version vom 2. November 2024, 15:25 Uhr UTC)
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Wilhelm II., Herzog von Jülich, der zweite Sohn Wilhelm’s I., folgte diesem am 26. Februar 1361 in der Regierung. Der Zug ins Große, der seinen Vater auszeichnet, fehlt ihm; seine Thätigkeit geht auf in der Sorge um die Integrität seines Gebiets und bietet des Bemerkenswerthen wenig. Als das Wichtigste wäre wol zu bezeichnen, daß während Wilhelm’s Regierung die Vereinigung Jülichs mit Geldern angebahnt wurde.

Der Verheirathung seines älteren Bruders Gerhard mit der bergischen Erbtochter, die zuerst ihm selbst zugedacht war, verdankte W. die Succession in Jülich. Er selbst hatte sich mit der ihm im vierten Grade verwandten Maria, Tochter des Herzogs Reinald II. von Geldern, zunächst ohne kirchlichen Dispens vermählt. Erst durch Papst Urban V. wurde am 25. December 1362 dieser Dispens ertheilt, infolge dessen W. als Buße eine Wallfahrt ins Ausland antrat. Streitigkeiten wegen Montjoie, Valkenburg und Zülpich wurden auf gütlichem Wege beigelegt und auf diese Weise vorläufig ernstere Auseinandersetzungen mit dem Herzoge Wenzel von Brabant vermieden. Beide Herzöge schlossen vielmehr am 11. November 1364 in Aachen einen Landfrieden zwischen Maas und Rhein ab, dem dann auch Kurköln und die Stadt Köln beitraten. Indessen hatte diese Einigkeit keinen langen Bestand. Mit dem Verweser des kölnischen Erzstifts Erzbischof Kuno von Trier kam es wegen Zülpich zu neuen Streitigkeiten. Jülich schloß mit der Stadt Köln, die sich in ihren Privilegien verletzt fühlte, einen engeren Bund im Herbst 1369. Dazu kam, daß die Beraubung brabantischer Kaufleute im Jülichschen den Herzog Wenzel veranlaßte, [100] als Haupt des Landfriedens Genugthuung zu fordern. Da Jülich nicht darauf einging, kam es zum Krieg mit Brabant.

Mit einem stattlichen Heere rückte Herzog Wenzel über Maestricht bis Baesweiler bei Geilenkirchen vor. W., unterstützt von seinem Neffen, dem Grafen Wilhelm von Berg, seinem Schwager Gottfried Herrn von Heinsberg, von kölnischer Ritterschaft und dem Herzog Eduard von Geldern, nahm am 22. August 1371 die Schlacht an und hatte ihren glücklichen Ausgang nur dem energischen Eingreifen der geldrischen Truppen zu danken. Herzog Wenzel selbst kam dabei in jülichsche Gefangenschaft. Der Verlust war auf beiden Seiten bedeutend; jülichscherseits hatte man den Tod des Herzogs Eduard von Geldern zu beklagen, der nach dem Bericht eines Chronisten der Rache eines seiner Unterthanen zum Opfer fiel. Wie er, starb bald darauf auch sein Bruder Reinald ohne Hinterlassung eines männlichen Erben. So konnte das Herzogthum Geldern vom Kaiser als Lösepreis für Wenzel ins Auge gefaßt werden. Indessen ließ W. sich erst dann darauf ein, als der Kaiser 1372 mit Heeresmacht den Bruder zu befreien Miene machte. Er führte Wenzel frei von Haft und Lösegeld dem Kaiser entgegen und gab ihm die Entscheidung anheim. Karl IV. verlieh nun Wilhelm’s gleichnamigem Sohne, der mit Katharina, der Tochter des Pfalzgrafen Albert, Grafen zu Hennegau und Holland verlobt wurde, das Herzogthum Geldern und die Grafschaft Zütphen, mit der Bestimmung, daß W. bis zur Großjährigkeit seines Sohnes dort die Regierung führen sollte. Zwischen W. und Herzog Wenzel wurde gleichzeitig ein besonderes Bündniß aufgerichtet. Parteiungen in Geldern führten zum Kampf gegen Jülich. Die Schwester der Herzöge Eduard und Reinald, Mathilde, Wittwe des Grafen Johann von Cleve beanspruchte die Succession in Geldern, verband sich 1373 mit der Herzogin Johanna von Brabant gegen W. und vermählte sich mit dem Grafen Johann von Blois. Jedoch kam es im April 1374 zum Frieden, gemäß welchem das Land zwischen Mathilde und Jülich getheilt werden sollte. Da sich Mathilde indessen nicht zu behaupten vermochte, verzichtete sie 1379 gänzlich auf die Succession. Nach Beendigung des geldrischen Krieges durch den Frieden mit Mathilde, infolge dessen es zur erneuten Aufrichtung des Landfriedens zwischen Maas und Rhein gekommen war, hatte W. gegen seinen Neffen, den Grafen Wilhelm von Berg Krieg zu führen wegen gewisser Erbansprüche des Letzteren. Durch Abtretung von Breisig und Sinzig im J. 1376 erklärte sich Graf Wilhelm befriedigt. W. starb im J. 1393 und hinterließ von seiner ihn überlebenden Gattin drei Kinder: Wilhelm, Reinald und Johanna, letztere vermählt mit Johann von Arkel.

Lacomblet, Urkundenbuch f. d. Gesch. d. Niederrh. III. – Lacomblet, Archiv f. d. Gesch. d. Niederrh. IV, 86 ff. – Kelleter, Die Landfriedensbünde zwischen Maas u. Rhein im 14. Jahrh. Paderborn 1888, S. 27 ff.