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Artikel „Wünschelburg, Johannes“ von Friedrich Lauchert in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 44 (1898), S. 320–322, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:W%C3%BCnschelburg,_Johannes&oldid=- (Version vom 20. April 2024, 00:02 Uhr UTC)
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Band 44 (1898), S. 320–322 (Quelle).
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Wünschelburg: Johannes W., Theologe, c. 1439. Von den Lebensverhältnissen dieses Mannes ist weiter nichts bekannt, als daß er in den noch vorhandenen Handschriften seiner einen Schrift und der ihm zugeschriebenen Predigt (s. unten) als Magister, Professor der Theologie und Licentiat des kanonischen Rechts und als Prediger der Stadt Amberg bezeichnet wird. Nicht weitet controlirbar ist die Angabe des Georg Fabricius, er sei ein Schlesier gewesen. (Auf Grund davon spricht Herschel es nur vermuthungsweise aus, er könnte etwa „aus dem Städtchen Wünschelberg in der Grafschaft Glatz“ gewesen sein.) Auf Flüchtigkeit in der Benutzung der ihm vorliegenden Quellen scheint es zu beruhen, wenn Schröckh, Christliche Kirchengeschichte, 33. Theil, S. 439 aus dem „praedicator Hambergensis“, wie die ältern Autoren schreiben, einen „Dominicaner zu Hamburg“ gemacht hat (die 1. Auflage von Herzog’s Real-Encyklopädie, Bd. 21, S. 519, wiederholt die irrthümliche Angabe aus Schröckh). Zuerst, wie es scheint, bei Konrad Gesner, dann bei Flacius Illyricus und nach [321] dem letztem bei H. Pantaleon, M. Ludecus und Joh. Wolf findet sich die Nachricht, W. habe eine Schrift „de signis et miraculis falsis“ und eine andere „de superstitionibus“ verfaßt, die jedoch nicht gedruckt seien. Von der ersteren Schrift, für welche sich die genannten Autoren näher interessiren, berichten dieselben, daß W. darin neben andern falschen Wundern auch das angebliche heilige Blut von Wilsnack im Bisthum Havelberg bekämpft habe. Wenn bei Flacius und Wolf diese Schrift mit der allgemeinen Angabe über die Lebenszeit des W. um das Jahr 1400 angesetzt wird, so scheint dies ein zu früher Zeitansatz zu sein; nach G. Fabricius wäre die Schrift vielmehr um das Jahr 1444 anzusetzen. Dieselbe scheint übrigens verloren zu sein. Dagegen sind von der zweiten Schrift, dem „Tractatus de superstitionibus“, die ebenfalls nie gedruckt worden ist, zwei Handschriften bekannt, eine Handschrift der königlichen Bibliothek in Dresden, Cod. Q. 24 (s. Herschel, Serapeum XV, 332), und eine Handschrift der Bibliothek des Domgymnasiums zu Magdeburg, Cod. 113 (s. Breest). Da in diesem Tractat die Wilsnacker Angelegenheit nicht erwähnt wird, so darf wohl angenommen werden, daß es sich nicht etwa nur um eine einzige Schrift des W. unter zwei verschiedenen Titeln handelt, sondern daß die verlorene Schrift „de signis et miraculis falsis“ thatsächlich als eine von der andern verschiedne existirt hat. Nach den von Herschel aus dem Inhalt gemachten Mittheilungen scheint auch der Tractat „de superstitionibus“ um die Mitte des 15. Jahrhunderts verfaßt zu sein. Mit diesen beiden Schriften steht W. als Jo. Vunschelburgensis auf dem Index (vgl. Reusch, der Index der verbotenen Bücher, I, 282). – Außerdem finden wir bei Flacius und nach diesem bei Joh. Wolf die Nachricht von einer Predigt, die W. im J. 1439 (so übereinstimmend bei Flacius und in den noch vorhandenen lateinischen Handschriften; 1409 bei Wolf ist Schreibfehler oder Druckfehler) am Tage des Apostels Bartholomäus in der St. Martinskirche zu Amberg gehalten habe, welche nach den darüber gemachten Mittheilungen die in jener Zeit verbreitete Kaiserprophezeiung des sogenannten Gamaleon (vgl. Döllinger, Kleinere Schriften S. 546 f.; F. v. Bezold in der unten bezeichneten Abhandlung) zum Gegenstande hatte. Flacius macht eine kurze Mittheilung („aliqua fragmenta aut excerpta,“ wie er sagt) aus dieser Predigt, nach einer Handschrift, die ihm zur Hand gekommen war; Wolf wiederholt den hier gegebenen Auszug. Ein ausführlicherer Bericht, wohl derselbe, den Flacius in seiner Handschrift gefunden hatte, liegt in zwei Handschriften der Münchener Hof- und Staatsbibliothek vor (Bezold S. 572; der Text gedruckt S. 604–606). In beiden Handschriften ist am Schlusse noch eine andere kurze Weissagung, die mit dem Gamaleon nicht zusammenhängt, angefügt (vgl. Bezold S. 580 ff.); eine Prophezeiung, welche dieses letztere Stück in Verbindung mit noch anderen Elementen ohne die Prophezeiung des Gamaleon enthält, wird in einer Handschrift der königlichen öffentlichen Bibliothek in Dresden (Cod. M. 63, Juristisches Formularbuch des Ulrich Klenegker, 2. Hälfte des 15. Jahrh.) als „die practicei maister Hannsens von Wunschlwurg, ain lerer der heiligen geschrifft, der Stat zu Amberg prediger“, mitgetheilt.

Appendix Bibliothecae Conradi Gesneri, Tiguri 1555, unter Joannes Vunschelburgensis.Matth. Flacius Illyricus, Catalogus testium veritatis (Basel 1556; in der Ausg. Lugduni 1597 T. II, p. 832). – H. Pantaleon, Prosopographia heroum atque illustrium virorum totius Germaniae (Basileae 1565), P. II, p. 365. – Joh. Wolf, Lectionum memorabilium et reconditarum Centenarii XVI (Lauingae 1600), T. I, p. 728. – Georg Fabricius, Rerum Misnicarum libri VII (Lipsiae 1569), p. 150. – Matth. Ludecus, Historia von der Erfindung, Wunderwerken und Zerstörung des vermeinten heil. [322] Bluts zu Wilßnagk (Wittenberg 1586), fol. M. (Vgl. auch Fortgesetzte Sammlung von Alten und Neuen Theologischen Sachen, 1748, S. 174.) – Herschel, Dr. Wünschelburg; im Serapeum, 15. Jahrg. 1854, S. 331–333. – E. Breest, das Wunderblut von Wilsnack 1383–1552 (Märkische Forschungen Bd. 16, 1881, S. 131–302), S. 162 f. – Friedr. v. Bezold in den Sitzungsberichten der philos.-philol. und hist. Classe der Münchener Akademie, Jahrg. 1884 (Zur deutschen Kaisersage, S. 560–606), S. 571 ff., 604–606. – F. Lauchert, die dem Joh. Wünschelburg zugeschriebene Prophezeiung (Materialien z. Geschichte d. Kaiserprophetie im Mittelalter, I; erscheint i. Hist. Jahrb. 1898, 4. Heft).