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Artikel „Ludecus, Matthäus“ von Karl Ernst Hermann Krause in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 19 (1884), S. 369, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Ludecus,_Matth%C3%A4us&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 18:09 Uhr UTC)
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Ludecus: Matthäus L. (Lüdtke), lutherischer Dechant des Stiftes Halberstadt, wahrscheinlich der erste, war aus dem der Verehrung des heiligen Blutes wegen weit bekannten märkischen Städtchen Wilsnack gebürtig; er hatte als Knabe noch die Anbetung der angeblich blutenden Hostien gesehen und sicherlich auch geübt. Erst am 28. Mai (9. Juni) 1552 hatte der erste lutherische Prädicant zur Wilsnack, Joachim Ellefelt, die „Abgötterei“ verbrannt, bei deren Verehrung gerade die Vorgänger Lüdtke’s, die Dechanten des Domstiftes, ministrirt hatten. Es fehlte nicht viel, so wäre Ellefelt in der vollständig lutherischen Stadt noch auf Befehl des Domcapitels verbrannt worden. L., obwol in der Schule des Letzteren erzogen, vielleicht noch katholisch geweiht, dann aber strenger Lutheraner, hat sich das Verdienst erworben, eine urkundliche Geschichte der heiligen Blutsverehrung zur Wilsnack seit 1383 zu schreiben, welche 1586 im Druck erschien, und nicht nur die betr. Urkunden, sondern auch einen Tractat des Johannes Huß gegen diese Anbetung und die Legende selbst, lateinisch in einem sonst verschollenen Lübecker und niederdeutsch in einem ebenfalls verlorenen Rostocker Drucke von 1521, erhalten zu haben. Der Titel von Lüdtke’s Schrift lautet: „Historia von der Erfindung, Wunderwercken und Zerstörung des vermeinten heiligen Bluts zur Wilssnagk“ etc. Durch Matthaeum Ludecum W. der Stifftkirchen zu Hauelberg Decanum etc. Gedruckt zu Wittenberg durch Clemens Schleich, Anno 1586. Auch dieses Buch ist äußerst selten geworden und nur von den Bibliotheken zu Berlin, Breslau, Kiel und etwas defect zu Rostock (früher im Besitz v. d. Hagens, dann Wiechmanns) bekannt. L. gab ferner (nach gef. Mittheilung des Herrn Rob. Eitner) 1589 zu Wittenberg vier Kirchenbücher heraus, bestehend in zwei Bänden Missale, einem Vesperale und einem Psalterium Davidis, von denen sich ein Exemplar in der Leipziger Stadtbibliothek findet. L., der sich auch Luedtke, Luidtke, aber nicht Lüdeke (wie Wiechmann) schrieb, nennt sich noch in einer frommen Stiftung für Arme seiner Vaterstadt urkundlich im J. 1601, am 14. September.

C. M. Wiechmann, Mecklenburgs altniedersächsische Litteratur I, S. 60 ff. Dr. A. F. Riedel, Codex diplom. Brandenb. Des 1. Haupttheils Bd. II, S. 121 ff. E. Breest in Märk. Forschungen XVI, S. 131–302.