ADB:Taxis, Franz von (kaiserlicher Postmeister)

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Artikel „Taxis, Franz von“ von Josef Rübsam in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 37 (1894), S. 488–491, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Taxis,_Franz_von_(kaiserlicher_Postmeister)&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 11:35 Uhr UTC)
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Taxis: Franz von T., Sohn des Simon und Enkel jenes Roger von Taxis, welcher unter Kaiser Friedrich III. in die Dienste des Hauses Habsburg trat und von demselben zum Kämmerer und Oberstjägermeister ernannt wurde, entstammte einer uralten bergamaskischen Familie, welche in ihrem Wappenschilde einen schreitenden Dachs (italienisch tasso) führte. Vom Namen „Taxis“ konnten bis jetzt urkundlich folgende Varianten nachgewiesen werden: Tasso, tassi, tassus, taxus, taxius, Dax, de Tassis, Tasis, Thassis, Tässis, Tarsis, Targis, Targes, Täxis. Torquato Tasso, der Schöpfer des befreiten Jerusalem, ist mit Franz von Taxis, dem Begründer der Post im modernen Sinne des Wortes, gleichen Stammes, wie Abate Pierantonio Serassi, der gründlichste Tassoforscher, im Einklange mit Giambattista Manso, Marchese di Villa, dem vertrauten Freunde und ersten Biographen dieses Dichters, darthut. Ob bereits der Großvater unseres Franz von Taxis, Roger von Taxis, durch Tirol und Steiermark eine Post angelegt, wie vielfach angenommen wird, bedarf noch eines authentischen Beweises. Soviel steht jedoch fest, daß schon Kaiser Friedrich III. (1440–1493) „erstlichen vnd anfenckhlichen die Postleger (Stationen) im Reich vnnd seiner Majestät Erblannden an vnnd aufgericht vnnd dasselb aus trefflichen beweglichen Vrsachen, sonderlichen auch von wegen der beschwerlichen Kriegssachen, Item zu Haltung gueter fürderlicher Khundschafften gegen vnnd wider allgemainer Cristenhait Erbfaindt den Turggen vnnd anderer anstoßender Potentaten des Reichs, auf das also Kayser, Khunig vnd andere Potentaten Ire Correspondenzen gegen ainander haben mügen“. Auch daß Kaiser Friedrich III. den Postbetrieb in seinen Landen denen von Taxis anvertraut hatte, unterliegt keinem Zweifel.

Nach dem jetzigen Stande der Forschung erscheint der Name des Franz v. T. urkundlich zuerst in einem Raitbuche des k. k. Statthalterei-Archivs zu Innsbruck zum Jahre 1491, wo derselbe, zusammen mit seinem Bruder, dem „obristen postmaister“ des römischen Königs Maximilian I. (1486–1519) „Johannet Dax“, dem Stammvater der später in Augsburg seßhaft gewordenen Linie derer von Taxis, genannt wird. In ihren Anfängen trugen die Taxisschen Posten zunächst nur den Charakter einer Hof- und Staatspost im Dienste des habsburgischen Hauses, welche gegen eine bestimmte Vergütung angelegt und dem jeweiligen Bedürfnisse entsprechend wieder aufgehoben oder verlegt wurde. Für [489] das Jahr 1496 lassen sich Taxis’sche Posten in Augsburg, Worms, Lindau, Feldkirch, Bludenz, Chur, über das Wormser Joch, Taufers, Lienz, Görz, Laibach nachweisen, als deren Mittelpunkt Innsbruck erscheint, wo seit dem Jahre 1500 Gabriel von Taxis (S. 493), ein Onkel unseres Franz v. T., als Postmeister wirkte.

Diese österreichische Territorialpost entwickelte sich an der Schwelle des 16. Jahrhunderts zu den internationalen Postanlagen des habsburgischen Herrscherhauses. Am 1. März 1500 wurde Franz v. T. zu Gent von König Philipp I. dem Schönen, dem Sohne Kaiser Maximilian’s I., zum „capitaine et maître de nos postes“ ernannt. Am 18. Januar 1505 traf Philipp der Schöne als König von Castilien, Leon, Granada, Erzherzog von Oesterreich und Herzog von Burgund, Lothringen und Brabant mit seinem Hauptpostmeister Franz v. T. ein Abkommen, kraft dessen sich Letzterer, gegen eine jährliche Entschädigung von 12 000 Livres, verpflichtete, eine Postverbindung zwischen den Niederlanden, dem Hofe Maximilian’s I. in Deutschland, der jeweiligen Residenz des französischen Königs und dem spanischen Hofe ins Leben zu rufen und im Gange zu erhalten. Franz v. T. übernahm es, die Briefe von Brüssel, dem Sitze der niederländischen Regierung, nach Innsbruck im Sommer in 51/2 Tagen, im Winter in 61/2 Tagen zu befördern. Der Weg von Brüssel nach Paris sollte in 44 Stunden, nach Lyon in 4 Tagen, nach Granada in 15 Tagen, nach Toledo in 12 Tagen zurückgelegt werden. Für die Winterszeit, und wenn kriegerische Ereignisse eine Abweichung von der gewöhnlichen Poststraße nöthig machten, wurde eine entsprechende Verzögerung des Postenlaufes entschuldigt. Während der niederländisch-deutsche und der niederländisch-spanische Postenzug die Herstellung einer regelmäßigen, dauernden Verbindung bezweckten, sollte die französische Post den diplomatischen Verkehr mit diesem Nachbarlande erleichtern.

Daß Franz v. T. die Errichtung, die Organisation und den ordnungsmäßigen Betrieb einer Verkehrsanstalt unternahm, welche gleich bei ihrer Begründung eine internationale Bedeutung hatte, zeugt von dem Muthe und der Thatkraft dieses Mannes. Franz v. T. war die Seele jenes großartigen Werkes, welches die weit auseinanderliegenden Reiche der spanisch-habsburgischen Weltmacht durch einen sicheren und raschen Depeschenverkehr mit einander verband. Auf ihm lastete die volle Verantwortung für die genaue Ausführung seiner vertragsmäßig festgesetzten Obliegenheiten. Er haftete dem König mit Leib und Leben und mit seinem ganzen Vermögen dafür. Zudem wahrte sich König Philipp I. das Recht, die Posten in der beschriebenen Ausdehnung jederzeit wieder aufheben zu können. Da die königliche Schatzkammer bei fortwährendem Mangel an Geld ihren Verpflichtungen gegen Franz v. T. nicht nachkommen konnte, so war derselbe, sollte seine Anstalt Bestand haben, auf die Erträgnisse des Portos angewiesen. Die Beförderung von Privatsendungen und Privatpersonen durch die Post gegen eine entsprechende Vergütung war daher gestattet, sofern nur hierdurch der königliche Dienst keine Beeinträchtigung erlitt. Im Gegensatze zu den postähnlichen Einrichtungen des Alterthums und des Mittelalters schlug somit die von Franz v. T. ins Leben gerufene Culturanstalt, obwohl dieselbe in erster Linie den Bedürfnissen des Staates Rechnung trug, gleich bei ihrem Entstehen eine gemeinnützige, volkswirthschaftliche Richtung ein, indem dieselbe Jedermann zugute kam, welchem durch eine möglichst rasche, billige und sichere Beförderung seiner Briefschaften gedient war. Daß die Posten auch wirklich im Betriebe waren, ergibt sich u. A. aus deren Erwähnung in den Correspondenzen König Philipp’s des Schönen, wie sie uns in der von Gachard [490] herausgegebenen Collection des voyages des souverains des Pays-Bas I, 505, 514 ss., 535, 545, 550 vorliegen.

Auch nach dem Tode Philipp’s I. († 1506) behielt Franz v. T., unterstützt von seinen Brüdern und Vettern Johann, Gabriel, Johann Baptista, David und Simon (s. diese), unter der damaligen Statthalterin der Niederlande, Margarethe von Oesterreich, Herzogin von Savoyen, die oberste Leitung der Posten. Die weitverbreitete, selbst in streng wissenschaftlichen Werken vorgetragene Ansicht, daß Franz v. T. im J. 1516 die Posten erfunden habe, beruht somit auf einem Irrthum. Mit diesem Jahre schließt vielmehr die erste Epoche des Taxis’schen Postwesens bereits ab, indem damals die alten Posten „les vieilles postes, qui courent presentement“ verabschiedet wurden, und zwischen König Karl I. von Spanien, dem nachmaligen deutschen Kaiser Karl V. einerseits und seinen Hauptpostmeistern Franz und dessen ältestem Neffen Johann Baptista von Taxis andererseits am 12. November 1516 ein Abkommen zu Stande kam, welches, neben einer bedeutenden Vervollkommnung und Beschleunigung des Betriebes, den Umfang des Taxis’schen Postbereiches durch Angliederung von Verona, Rom und Neapel an die bestehenden Postcurse erweiterte. Ohne hier auf den Inhalt und die Würdigung dieses wichtigen Vertrages näher einzugehen, verweise ich auf dessen Veröffentlichung und Besprechung in meinem 1889 bei Herder in Freiburg erschienenen Buche: „Johann Baptista von Taxis (1530–1610). Nebst einem Excurs: Aus der Urzeit der Taxis’schen Posten“, S. 201 ff.

Franz v. T., dessen culturhistorische That Johann Jakob Moser mit der des Columbus in Parallele zu setzen kein Bedenken trug, hatte seinen Wohnsitz in den Niederlanden, dem Herzen der spanisch-habsburgischen Weltmonarchie, aufgeschlagen, und leitete von dort aus den von ihm genial organisirten, die österreichischen Erblande, das deutsche Reich, Italien, Frankreich und Spanien umspannenden Postbetrieb. Ueber die persönlichen Verhältnisse des Schöpfers der modernen Post ist nur Weniges auf uns gekommen. Als Philipp der Schöne zur Besitzergreifung der castilianischen Krone nach Spanien reiste, begleitete Franz v. T. denselben. Im J. 1517 treffen wir ihn gleichfalls in Spanien in der Umgebung König Karl’s I. Kaiser Maximilian I. bestätigte, bezw. verlieh ihm und seinen Brüdern: Roger, Leonard und Johann, sowie den Söhnen des Roger: Baptista, David, Maphe (Mateo) und Simon am 31. Mai 1512 die erbliche Adelswürde im Reich, den österreichischen und burgundischen Landen, und ernannte dieselben zu Hofpfalzgrafen „comites palatii Lateranensis“. In Anbetracht der hervorragenden Leistungen des Johann, Leonard, Franz und Baptista von Taxis, als der Vorsteher des kaiserlichen Post- und Courierwesens, erneuerte und vermehrte der Kaiser zugleich deren angestammtes Wappen, welches in dem Diplome in folgender Weise beschrieben wird: Auf dem unteren blauen Felde des getheilten Schildes zeigt sich ein silberner Dachs, auf dem oberen goldenen ein schwarzer Adler bis zur Brust; über der schwarzgold tingirten, mit vier Pfauenspiegeln besteckten Helmdecke ruht als Kleinod ein goldenes Jagdhorn. Ueberdies wird Franz v. T., in Anerkennung seiner ganz besonderen dem Kaiser und seinem Enkel Karl I. geleisteten Dienste zum Ritter vom goldenen Sporn ernannt.

Im J. 1515 ließ Franz v. T. die große Glocke zu Santa Maria Camerata bei Cornello, dem etwa 3 Meilen nördlich von Bergamo im Brembanathal gelegenen Stammsitze derer von Taxis, gießen. Auch stiftete er in der Capelle Battel-lez-Malines eine ewige Freitagsmesse zu Ehren des heiligen Kreuzes. Der von O. Redlich veröffentlichte Post-Stundenpaß aus dem Jahre 1500 trägt eigenhändige Aufzeichnungen, darunter auch den Namenszug des Begründers der Post. Franz v. T. starb ohne Nachkommen gegen Ende des [491] Jahres 1517, und zwar zwischen dem 30. November und 20. December, nachdem er noch die Fundamente der Taxis’schen Grabapelle in der Kirche Notre Dame des Sablons zu Brüssel hatte legen lassen. Im Falle der von Lucas Rem in seinem Tagebuche erwähnte „Francisco von Taxis, postmaister“ mit unserem Franz v. T. identisch ist, woran kaum zu zweifeln, so hinterließ derselbe eine Wittwe Namens Dorothea, welche im J. 1521 noch unter den Lebenden weilte. Die Oberleitung des Postwesens ging auf den ältesten Neffen des Franz v. T., Johann Baptista, über.

Ein Porträt des Begründers der modernen Post ist auf einem Wandteppich der „Collection Spitzer“ erhalten, von welchem uns eine treffliche chromolithographische Abbildung vorliegt. Die in lebhaften Farben ausgeführte Stickerei stellt die Ankunft des wunderthätigen Bildnisses von Notre Dame des Sablons in Brüssel dar, und zwar in drei verschiedenen Episoden. Jedes der drei Bilder zeigt einen vornehmen, bartlosen Mann, mit weißem Haupthaare, in festlicher Kleidung, welcher knieend mit der einen Hand einen Brief übergibt, an welchem ein Siegel hängt, und mit der andern Stock und Kopfbedeckung hält. Die vier Ränder der Tapisserie sind mit Ornamenten, Spruchbändern und Wappen, worunter auch das Taxis’sche sich befindet, reich verziert. Die auf der unteren Hälfte des linken (heraldisch) Seitenrandes in gothischer Schrift angebrachte Widmung: „Egregius | franciscus de | taxis pie memorie | postarum magister | hec fieri fecit |anno 1518“ läßt keinen Zweifel darüber, daß die den Brief überreichende Person das Bildniß des Stifters dieses Wandteppichs, des Franz v. T., darstellen soll, welcher jedoch, wie sich aus der Angabe des Jahres 1518 und überdies aus dem Zusatze „pie memorie“ ergiebt, die Ausführung nicht mehr erlebte.

Alonso Lopez de Haro, Nobiliario genealogico de los reyes y titulos de España. Parte seconda, S. 23 ff. Madrid 1622. – J. Chifletius, Les marques d’honneur de la maison de Tasis, p. 57 ss. Anvers 1645. – Manso, Vita di Torquato Tasso, 12°, p. 5. Roma 1634. – Serassi, La Vita di Torquato Tasso, p. 7 ss. Roma 1785, 4°. – O. Redlich, Vier Post-Stundenpässe aus den Jahren 1496–1500. In den Mittheil. des Instituts für österr. Geschichtsforschung XII, 499 ff. – Le Glay, Correspondance de l’empereur Maximilien I. et de Marguerite d’Autriche I, 134. II, 17, 173, 186, 299. Paris 1833. – Le Glay, Négotiations diplomatiques entre la France et l’Autriche I, 444. Paris 1845. – Greif, Tagebuch des Lucas Rem aus den Jahren 1494–1541. S. 65. Augsburg 1861. – Sägmüller, Die Anfänge der diplomatischen Korrespondenz. Im histor. Jahrbuch der Görresgesellschaft XV (1894), 298 ff. – Rübsam, Johann Baptista von Taxis, ein Staatsmann und Militär unter Philipp II. und Philipp III. Nebst einem Excurs: Aus der Urzeit der Taxis’schen Posten (1505–1520). S. 5 f. und 174 ff. Freiburg 1889. – Union postale, journal publié par le bureau international de l’union postale universelle XVII, 125 ff. – Vgl. J. E. v. Beust, Versuch einer ausführlichen Erklärung des Post-Regals I, 95 ff. Jena 1747. – P. D. Fischer, Artikel „Post“ im „Handwörterbuch der Staatswissenschaften“. Hrsg. von Conrad, Elster. Lexis und Loening. V (1893), 178 f. – Wagener-Sautter, Denkschrift zur Eröffnung des Reichs-Postgebäudes an den Dominikanern in Cöln (Rhein), S. 94 f. Cöln 1893. – Zur Geschichte des Verkehrs im Elsaß und in Lothringen. Im Archiv f. Post u. Telegraphie. Jahrg. 1893, S. 442 f. – E. M. Schranka, Datenanzeiger der Weltpost-Geschichte, S. 34 u. 167. Leipzig (1893). – I Diarii di Marino Sanuto V, 1009, VII, 702. Venezia 1881 u. 1882.