ADB:Margarethe (Erzherzogin von Österreich)
Maximilian und von Maria von Burgund, geb. am 10. Januar 1480, wurde als dreijähriges Kind mit Ludwig’s XI. ältestem Sohne, dem Dauphin Karl von Frankreich, in Folge des Friedens von Utrecht (1482) verlobt und nach Frankreich gebracht, um am dortigen Hofe erzogen zu werden. Die Hochzeit mit dem Dauphin fand in Amboise statt; als aber letzterer König geworden war, sandte er die 13jährige M. an ihren Vater zurück und heirathete Anna von Bretagne, mit deren Hand er zugleich auch letztere Provinz, die von der französischen Krone bis dahin noch unabhängig gewesen war, erhielt. Die Erbitterung des Kaisers über den ihm zugefügten Schimpf war groß und auch in den Niederlanden dürstete man nach Rache und dies um so mehr, als Anna von Bretagne mit Maximilian durch Procuration schon verheirathet gewesen war. Als Bundesgenosse Maximilians fiel Heinrich VII. mit einem Heere in Frankreich ein, ließ sich aber vor Boulogne im November 1492 den Frieden von Estaples abkaufen, und Maximilian, dem es an den nöthigen Mitteln zur energischen Kriegführung fehlte, mußte sich am 23. Mai 1493 zum Frieden von Senlis bequemen. Bald darauf verlobte sich M. mit Johann, dem Sohne Ferdinands und Isabellas von Castilien (1493), aber erst 1497 trat sie von Vlissingen aus die Reise nach Spanien an, wo die Hochzeit im April desselben Jahres gefeiert wurde. Bekannt ist die von ihr auf sich selbst während eines heftigen Sturmes auf der See und angesichts eines drohenden Schiffbruches gemachte Grabschrift:
Margaretha von Oesterreich, Tochter von KaiserCy git Margot la gentile Damoiselle
Deux fois mariée et morte Pacelle.
Aber noch in demselben Jahre wurde sie Wittwe und kehrte kaum 18 Jahre alt wieder in die Niederlande zurück. Im J. 1501 vermählte sie sich mit Herzog Philibert II. von Savoyen, der aber schon 1504 starb. Eine Werbung Heinrichs VIII. von England um ihre Hand schlug sie ab und nach dem Tode ihres Bruders, Philipps des Schönen, wurde sie von ihrem Vater zur Statthalterin der Niederlande ernannt, nachdem Maximilian zuerst den Kurfürsten von Trier und dann den Markgrafen von Baden für diesen Posten in Aussicht genommen hatte. Am 17. Juli 1507 wurde ihr in Dordrecht von den daselbst versammelten Staaten gehuldigt und wiewol diese auf Erweiterung der Privilegien andrangen, verstand sie sich zu keinen weiteren Concessionen als die, welche die früheren Herrscher aus dem Hause Burgund ebenfalls bewilligt hatten. Als Statthalterin wußte sie sich schnell die Liebe und Zuneigung ihrer Unterthanen zu erwerben, und daß sie die internationalen Beziehungen trefflich wahrzunehmen verstand, beweist der Vertrag von Cambrai, den sie 1508 mit dem Cardinal von [324] Amboise gegen Venedig und der Friedensvertrag, den sie ebendaselbst 1509 mit Louise von Savoyen, der Herzogin von Angoulême (Mutter von Franz I.) schloß und der deshalb auch Damenfrieden genannt wird. Sie genoß das volle Vertrauen ihres Vaters und als Karl V. zur Herrschaft gelangt war, wurde sie in der Statthalterschaft bestätigt und die Umsicht, welche sie während der französischen und geldernschen Kriege an den Tag legte, sowie die Energie, mit der sie stets Truppen und Geld zu schaffen wußte, um die Provinzen gegen feindliche Einfälle zu schützen, machten sie für Karl V. bald unentbehrlich. Der Reformation gegenüber mußte sie sich natürlich an die strengen Weisungen und Plakate des Kaisers halten, sie selbst jedoch mißbilligte jede gewaltsame Unterdrückung der neuen Ideen; dagegen war sie mit großem Eifer darauf bedacht, den schreiendsten Mißbräuchen in der katholischen Kirche selbst so viel als möglich entgegenzutreten und namentlich sorgte sie für eine strengere Handhabung der Zucht in den Klöstern. Außerdem war sie eine eifrige Beschützerin von Künsten und Wissenschaften, sie selbst war Malerin und Dichterin, schrieb einen „Discours de ses infortunes et de sa vie“ und Gerardus Noviomagus widmete ihr sein Werk: Philippus Burgundus Episcopus Trajectensis. Sie starb am 1. December 1530 in Mecheln, wo ihre Eingeweide begraben liegen, während ihr Herz in Brügge bewahrt wird und der übrige Leichnam in der von ihr gestifteten Kirche bei Bourg ruht. Jean le Maire hat in der „Couronne Margueritique“ ihre Reden und Gedichte gesammelt (1549). Im J. 1850 wurde ihr in Mecheln ein Denkmal errichtet.