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Artikel „Strotha, Adolf von“ von Bernhard von Poten in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 36 (1893), S. 627–629, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Strotha,_Adolf_von&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 19:07 Uhr UTC)
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Strotha: Karl Adolf v. St., königlich preußischer Generallieutenant, 1786 in Schlesien geboren, ein Sohn des im J. 1806 bei der Belagerung von Breslau als Commandeur des Regiments v. Plötz gefallenen Oberst v. St., trat im Juni 1805 als Gefreiter-Corporal beim Infanterieregimente v. Treuenfels Nr. 29 in den Dienst, war darauf infolge der Ereignisse des Krieges gegen Frankreich bis zum Jahre 1811 inactiv, ward am 25. April 1811 als Secondlieutenant in der schlesischen Artilleriebrigade wiederangestellt, nahm als solcher an den Befreiungskriegen, in denen er das Eiserne Kreuz II. Classe erwarb, theil, ward am 22. Juni 1815 Premierlieutenant, am 23. Mai 1816 Capitän in der 3. (brandenburgischen) Artilleriebrigade und, nachdem er seit dem 30. December 1827 Artillerieofficier vom Platz in Magdeburg gewesen war, am 15. Februar 1830 Major in der Gardeartilleriebrigade zu Berlin, sowie demnächst in dieser Verwendung Mitglied der Artillerie-Prüfungscommission, am 30. März 1836 aber Brigadier der 3. Artilleriebrigade in Magdeburg, eine Stellung, welche er, inzwischen zum Oberst aufgestiegen, am 21. Januar 1847 mit der gleichen an der Spitze der 7. Artilleriebrigade zu Münster vertauschte. Am 2. März 1848, als man einen Krieg mit Frankreich erwartete, ward er zum Generalmajor und zum Commandanten der Festung Saarlouis ernannt. Von hier wurde er abberufen, als General Graf Brandenburg im Anfange des November jenes Jahres die Aufgabe übernahm, das schwankende Staatsschiff aus den Brandungen der Revolution in ein sicheres Fahrwasser zu führen. Durch Cabinetsordre vom 8. November 1848 ward er zum Kriegsminister ernannt. Man traute ihm diejenige Thatkraft und Entschlossenheit zu, deren der Inhaber des Postens in dieser schweren Zeit bedurfte, und hatte damit den rechten Mann getroffen. H. v. Sybel erzählt in „Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I.“ (München und Leipzig 1889, 1. Bd., S. 252), daß S. in der Frühe des nämlichen Morgens, an welchem die neuen Minister zum ersten Male in der Kammer erscheinen sollten, aus seiner Garnison in Berlin eingetroffen, nicht nach dem politischen Programme des Ministeriums gefragt, sondern sich nur erkundigt habe, ob er in Uniform oder in Civil kommen solle. Wenn diese Mittheilung auch nicht ganz mit einer genauen, augenscheinlich von gutunterrichteter Seite herrührenden Darstellung des Vorganges stimmt, welche in den „Militärischen Blättern“ (G. v. Glasenapp, Berlin 1870, 23. Bd., S. 552) enthalten ist, so kennzeichnet sie doch den Mann. Energisch, streng, militärisch, imponirend – nennt ihn ein Neffe, welcher ihn persönlich gekannt hat, der Freiherr von Kessel-Zeutsch in den „Erinnerungen eines Gardeoffiziers“ (Berlin 1892). Bis zum 27. Februar 1850 hat er an der Spitze des Kriegsministeriums gestanden. Da bat er um seine Entlassung. Ueber den Beweggrund schreibt Varnhagen v. Ense in seinen Tagebüchern (Zürich 1865, 7. Bd., S. 83): „Der König hatte ihm mehrere Beförderungen im Heere durch bloße Cabinetsschreiben aufgetragen, ohne Vortrag, [628] ohne Beweggründe. Der Minister, der sich darüber mit seinen Collegen berathen hatte, ließ die Schreiben unberücksichtigt liegen; endlich kam es zur Sprache und der Minister trat ab.“ Wenn auch der Hergang nicht so gewesen sein wird, wie Varnhagen ihn erzählt, und St. seinem Kriegsherrn gegenüber eine derartige Haltung schwerlich angenommen hat, so ist doch sein Rücktritt durch Vorkommnisse und Verhältnisse der bezeichneten Art mit herbeigeführt worden. Auch M. Duncker bestätigt dies in seiner ohne Nennung des Verfassers 1851 zu Berlin herausgegebenen Flugschrift „Vier Monate auswärtiger Politik“, indem er über St. im allgemeinen und über seine Wirksamkeit als Minister insbesondere sagt: „Generallieutenant v. Strotha, ein intelligenter Officier und guter Administrator, hatte sein Amt niedergelegt, weil er, einst das entschlossenste Mitglied des Novemberministeriums, mit der Vollendung der Revision der Verfassung und der Vollziehung des Eides von seiten des Königs auf dieselbe – einem Ereigniß, zu welchem er selbst mit dem Grafen Brandenburg am meisten beigetragen hatte – die Aufgabe der Novemberverwaltung für vollendet hielt und es für deren Pflicht ansah, die Leitung des Staates anderen Händen zu überlassen. Gewisse über Personalfragen zwischen der Krone und dem Kriegsministerium eingetretene Differenzen waren für diesen Entschluß nur von untergeordneter Bedeutung gewesen.“ Sehr ungünstig lautet das Urtheil, welches Leopold v. Gerlach (Denkwürdigkeiten aus dem Leben etc., Berlin 1891) über St. fällt. Er schreibt im März 1849: „St., der mir immer mehr als bornirt erscheint, hat sich mit S. M. über die Cadettenhäuser überworfen. Der König legt auf diese Sache einen zu großen Werth, sie ist verbrodelt und er sollte sie laufen lassen; aber außerdem ist Strotha eigenmächtig und unverschämt; er läßt ein königliches Diner absagen, weil er Befehle des Reichskriegsministers erwartet!!!“ (a. a. O. I, 307) und im Juni d. J.: „Der König ist unzufrieden mit seinen Ministern, namentlich mit Strotha, der sich albern benimmt“ (a. a. O. I, 330). Wrangel meint, St. sei ein braver Mann, der in der Kammer die Armee gut vertheidigt habe, sich aber falsch zum Könige stelle (a. a. O. I, 343). Bei dieser Stellungnahme hatte St. jedoch die übrigen Minister auf seiner Seite; sie waren der Ansicht, daß die ministerielle Verantwortlichkeit des Kriegsministers die nämliche sei wie ihre eigene und daß namentlich bei der damals in Rede stehenden Besetzung von Stellen die Gegenzeichnung der königlichen Ordres durch den Kriegsminister ebenso nöthig sei wie sie bei den übrigen Ministerien erfolgte (a. a. O. I, 336). Bald darauf warf der König St., unter Anerkennung der von ihm geleisteten Dienste, sein persönliches Verhalten gegen ihn selbst vor, worauf St. entschuldigend aber nicht reuig antwortete (a. a. O. I, 347). Uebrigens hat der König seine Verdienste durch Verleihung der Insignien von Krone und Scepter zur I. Classe des Rothen Adlerordens besonders anerkannt. Als St. abging sagte ihm der König, er möge sich eine Gnade ausbitten, er sei bereit sie ihm zu gewähren. St., der letzte seines Namens, bat, seinen Namen, der mit ihm ausgestorben wäre, auf seine nächsten Verwandten übertragen zu dürfen. So kommt es, daß der Name, obgleich St. keinen Sohn hinterließ, nicht erloschen ist. St. trat aus dem Ministerium zunächst als Generallieutenant zu den Officieren von der Armee über, ward am 26. September 1850 zum Inspecteur der 2. Artillerieinspection zu Berlin, bald darauf auch zum Präses der Artillerie-Prüfungscommission und der Prüfungscommission für Artillerie-Premierlieutenants ernannt, erhielt am 18. Februar 1854 den erbetenen Abschied und starb am 15. Februar 1870 zu Berlin. – Der Muße, welche das Leben im Ruhestande ihm vergönnte, entstammen zwei werthvolle Arbeiten über die Vergangenheit der Waffe, aus welcher er hervorgegangen ist: „Zur Geschichte der königlich preußischen 3. Artilleriebrigade bis zum Jahre 1829“, und „Die königlich preußische reitende Artillerie vom [629] Jahre 1759–1816“, beide Berlin 1868. Nach den obengenannten Erinnerungen eines Gardeofficiers liegen Beschreibungen von größeren Reisen, welche St. unternommen hat, im Archive des Gutes Raake, Kreis Oels, in Schlesien, woher seine Mutter, eine geborene Fräulein v. Kessel, stammte.

B. v. Kleist, Die Generale der königlich preußischen Armee von 1840 bis 1890. Hannover 1891 (enthält nur die Daten der Dienstlaufbahn).