Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Stetthamer, Hans“ von Karl Theodor von Heigel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 36 (1893), S. 128–130, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Stethaimer,_Hans&oldid=- (Version vom 25. April 2024, 06:27 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 36 (1893), S. 128–130 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Hans von Burghausen in der Wikipedia
Hans von Burghausen in Wikidata
GND-Nummer 118720244
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|36|128|130|Stetthamer, Hans|Karl Theodor von Heigel|ADB:Stethaimer, Hans}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=118720244}}    

Stetthamer: Hans St. (Stethamer, Stethaimer, auch die Bezeichnungen Hans Steinmetz, Hans v. Burghausen, Meister Hans kommen urkundlich vor), Baumeister der Martinskirche in Landshut, † daselbst 1432. Die Landshuter [129] Rathschronik setzt den Anfang des Baues der Kirche ins J. 1444; die Angabe ist jedoch entschieden unrichtig. Noch heute sind bauliche und decorative Ueberreste aus älterer Zeit vorhanden; das Schweißtuch der Veronika mit dem Christushaupt in den östlichen Arkaden, sowie das kolossale hölzerne Crucifix, das ehedem vom Gewölbeabschluß des Chores herabhing, stammen aus früherer Zeit, vermuthlich auch die Fresken, welche vor dreißig Jahren gelegentlich der Restauration an den Säulen sichtbar, aber wieder übertüncht wurden. Auch andere Beweise sprechen gegen die Richtigkeit jener in Christoph Pexenfelder’s Chronik und anderen Stadt-Beschreibungen nachgeschriebenen Angabe. An der Südwand der Martinskirche befindet sich der Grabstein mit der als Console des leidenden Heilands dienenden Porträtbüste des Baumeisters, dem Kopf eines unansehnlichen, alten Männchens mit gerunzelter Stirn und klugen Augen, und mit der Inschrift: „Anno domini 1432 starb Hanns steinmezz in die laurentij, maister der kirchn vnd czu spital (Spitalkirche zu Landshut) vnd in Salczburg (Franziskanerkirche), cze Oting (Pfarrkirche zu Neuötting), cze strawbng (Karmeliterkirche zu Straubing), vnd cze Bassbug (Pfarrkirche St. Jakob zu Wasserburg), dem got gnadig sy. amet.“ Die Platte mit der Inschrift ist jedoch ohne Zweifel jünger als die übrigen Theile des Denkmals, sodaß die Inschrift selbst nicht über jeden Argwohn erhaben ist. Die sichersten Anhaltspunkte für die Geschichte der Kirche und ihrer Baumeister sind in Urkunden des städtischen Archivs zu Landshut und des kgl. Reichsarchivs zu München geboten. Schon eine Urkunde vom 24. April 1389 nennt „Meister Hans, Paumeister zu sand Martein“ als Siegelzeugen. 1406 schenkte Herzog Heinrich von Niederbaiern dem „Hans Steinmetz von Burckhausen“ ein Haus auf dem Friedhof von St. Martin; 1415 wurde dasselbe von „Meister Hanns von Burckhausen, dem Steinmetz und Werckhmaister des Paus zu St. Martein“, dem Handwerk der Schneider zu einer ewigen Messe übergeben. 1429 erhielt Meister Hans Steinmetz für seine Verdienste um den Kirchenbau zu Straubing (Karmeliterkirche) von Herzog Ernst eine jährliche Leibrente von 4 Pfund Geldes auf Lebenszeit. 1431 verkaufte „Hans Stetthamer, Steinmetz und Maler, auch Burger zu Landshut“, dem hl. Herrn Niclas (jetzige Pfarrkirche der Vorstadt St. Niklas) ein Tagwerk Wiesmad. Das an der Urkunde hängende Siegel mit dem Winkelmaß ist mit einem der drei Wappen am Grabstein identisch; das gleiche Wappen in Bronze war bis vor kurzem an der äußeren Chormauer der hl. Geistkirche zu Landshut eingelassen; bei Restauration der Kirche wurde dasselbe von unberufener Hand entfernt und durch ein steinernes ersetzt. In dieser Periode wurde der Münsterbau am rührigsten gefördert; bezeichnend dafür ist, daß die Landshuter Stadtkammerrechnung von 1427 unter den Wandel- und Unlait-Geldern mehrfach statt der sonst üblichen Geldstrafen Steinstrafen verrechnet, d. h. daß die polizeilichen Vergehen mit Lieferung oder Bezahlung von Steinen bestraft wurden, z. B. „Stamhaym 6 ß. für eintausend Stein von Spiels wegen, Winhart 6 ß. für eintausend stain, daß er sitzen und spilen hat lassen etc.“ Eine über dem Westportal angebrachte Ziffer 1432 scheint den Termin der Vollendung bis dorthin zu bedeuten. Die dreischiffige Hallenkirche mit ihrer imposanten Säulenflucht zählt zu den originellsten Ziegelbauten Süddeutschlands; ähnlichen Charakter weisen auch die übrigen auf dem Grabstein genannten Kirchen auf, doch ist die Pfarrkirche St. Jakob zu Wasserburg, wenigstens in ihren Haupttheilen (erst 1445 begonnen) nicht das Werk des Hans St., sondern des Steffan Krummauer von Salzburg. Ob St. auch Bildschnitzer war, wie dies in Lipowsky’s Künstlerlexikon behauptet wird, mag dahingestellt sein; die Nachricht, daß ein „Meister Hans“ nach Tegernsee ein Bild geschnitzt habe, kann [130] nicht als Beweis gelten und vermag die Vermuthung, daß Hans St. selbst seine Porträtbüste gefertigt habe, nicht wahrscheinlicher zu machen. Nach dem Tode Hans Stetthamer’s, der immerhin 1432 erfolgt sein mag, übernahm sein gleichnamiger Sohn die Bauführung. 1441 erscheint ein Meister Hans St. als „Bschaumeister“, d. h. als Leiter der städtischen Baupolizei in Landshut. 1455 siegelt „Meister Hanns Stethammer, Steinmaiß zu Landshut“ eine Urkunde. Vermuthlich ein Bruder desselben, „Meister Steffan Steinmetz“, wird in der Steuerliste von 1454 als Besitzer eines Hauses in der Kirchgasse aufgeführt. Welchen Ruf die Landshuter Bauhütte genoß, beweist die Bestellung eines Meister Jakob von Landshut zum Werkmeister am Straßburger Münster in den Jahren 1492 bis 1509. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß derselbe der Familie St. angehörte; in der Rechnung der St. Johanniskirche zu Moosburg von 1517 heißt es: „Als man das Sacramenthaus an Meister Jakob Steinmetzen von Landshuet gedingt zu Leikauf geben 35 ₰.“ Ein Meister Jakob ist auch in den herzoglichen Kasten- und Baurechnungen in den Jahren 1509 bis 1519 als Hofmaurer mit mancherlei Steinmetzarbeiten vertreten. Die kühnste Leistung der Landshuter Meister war der Thurm von St. Martin, der sich unmittelbar über der Vorhalle des Schiffes erhebt und, vom Viereck ins Achteck übergehend, in 7 Absätzen die Höhe von 454 Fuß erreicht. 1472 war derselbe bis zum Giebel des Langhauses emporgestiegen, wie das dort angebrachte Schildchen anzeigt. 1495 war der Thurm noch unvollendet; Veit Arnpeck in seiner 1495 vollendeten bairischen Chronik versichert, der Landshuter Thurm werde, wenn er erst ausgebaut sei, alle anderen Thürme Deutschlands weit übertreffen. An einer Rippe der obersten Galerie ist die Jahreszahl 1577 angebracht; 1580 scheint mit der Kupferbedachung die letzte Hand angelegt worden zu sein. Von älteren Reiseschriftstellern wird der Landshuter Thurm als der höchste in Deutschland bezeichnet; ein vielverbreitetes Sprüchlein lautete: Zu Straßburg der schönste, zu Wien der stärkste, zu Landshut der höchste. Nach der Einnahme der Isarstadt durch die Schweden ließ deshalb, wie das Theatrum Europaeum erzählt, ein schwedischer Generalquartiermeister eine genaue Messung anstellen, und dabei ergab sich, daß der Landshuter Thurm nur 408 rheinische Schuh mißt, also 81 Schuh weniger als der Straßburger.

Spörl, Der Bau und die Erbauer des Chors zu St. Martin, in den Verhdlgn. des hist. Ver. v. Niederbaiern III, 265. – Sighart, Gesch. der bildenden Künste im Königreich Baiern, 430. – Heigel, Die Landshuter Rathschronik; Chroniken der deutschen Städte XV, 287. – Mittheilungen der Herren Reichsarchivrath Kalcher in Landshut und Bürgermeister Schnepf in Wasserburg.