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Artikel „Stabius, Johannes“ von Franz von Krones in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 35 (1893), S. 337, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Stabius,_Johannes&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 11:28 Uhr UTC)
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Stabius: Johannes St. (Stab), Humanist der Epoche Kaiser Maximilian’s I., geb. zu Steyr in Oberösterreich, † Anfang Januars 1522. Zu Schlettstadt unter der Leitung Dringenberg’s classisch geschult, übersiedelte St. nach Ingolstadt, wurde hier Professor der Mathematik, College Konrad Celtis’, und erhielt noch vor dessen Abgange an die Wiener Hochschule eine Lehrkanzel der gleichen Wissenschaft an dieser Universität (1497). St. gehörte zum engsten Kreise der Freunde des Schöpfers der Sodalitas Rhenana und Danubiana und trat auch in die Leitung des sogenannten Collegium poëtarum als Vorstand der mathematischen Abtheilung ein. Obschon vorzugsweise mathematisch-astronomischen Studien, der Geographie und der genealogischen Geschichte zugethan, versuchte sich St. auch in lateinischer Poëterei, und wurde in Anerkennung dessen von seinem Freunde Celtis (s. A. D. B. IV, 82 f.) 1502 mit dem Lorbeer geschmückt. Als Celtis (1508) starb, war St., der Lehrthätigkeit an der Universität immer ferner gerückt, dem kunst- und wissensfreundlichen Kaiser Max I. bereits als Vertrauensmann und Beirath nahe getreten und erhielt alsbald den Titel eines kaiserlichen Historiographus. Als solcher verkehrte er viel mit Ladislaus Sunthem und Jakob Manlius (s. Art. „Mennel“ in d. A. D. B. XXI, 358 f.), die ihm bei der Ausarbeitung einer historica austriaca behülflich sein sollten. Zur Ausführung des Werkes kam es nicht, wohl aber ließ Maximilian I. ein großes Holzschnittwerk, größtentheils nach Zeichnungen Albrecht Dürer’s (s. A. D. B. V, 475 f.) mit lateinischem Text aus der Feder des Stabius herstellen, das unter dem Namen „Triumphbogen“ oder „Ehrenpforte“ Maximilian’s I. bekannt ist. – Auch an dem Stammbaume der Habsburger arbeitete St. im Geiste und Geschmack seiner Zeit und zeigte sich da keineswegs jenen kritiklosen „Alfanzereien“ (ineptiae), die er an einem Trithemius rügte, abgeneigt. Selbst Kaiser Max I. fand den Versuch seines Genealogen, die Wurzeln des Hauses an Cham und Noah zu knüpfen, so bedenklich, daß er diese Meinung der Wiener theologischen Facultät zur Begutachtung vorlegen ließ. Die eigentliche Bedeutung des Stabius ruhte aber nicht in solchen Arbeiten, sondern auf dem Felde der Mathematik, Geographie und Astronomie, in welchen Wissenschaften er ein Lehrer des Wiener Humanisten und Professors Collimitius (Georg Tanstätter, geb. 1482, † 1535) genannt werden darf. Sein Zeitgenosse Cuspinian und der genannte Collimitius rühmen dies. St. habe Karten von Oesterreich und Kärnten hergestellt, einige Instrumente, z. B. Mond- und Sonnenuhren verfertigt, bezügliche Anleitungen gegeben und astronomische Beobachtungen angestellt. 1515 gab er mit Albrecht Dürer eine Weltkarte heraus. Auch mit der Astrologie gab sich St. ab und verfertigte ein Horoscop. Er überlebte seinen kaiserlichen Gönner um 3 Jahre, im Genusse einer ergiebigen Kirchenpfründe als Domdechant der St. Stefanskirche. Mit weittragenden genealogischen Arbeiten beschäftigt, wurde St. auf einer Reise nach Görz vom Tode überrascht.

Khautz, Versuch einer Gesch. der österr. Gel. 1755. – Chmel, Hdschr. der k. k. Hofbibl. I. Bd. – Aschbach, Geschichte der Wiener Univ. II. Bd. 1877. – Glax, Ueber Maximilian’s Ehrenpforte in den „Quellen und Forschungen für vaterländische Geschichte, Litt. u. Kunst.“ Wien 1849. – Thausing, Dürer, Gesch. f. Lebens und seiner Kunst. 1876. – Sotzmann, Ueber Joh. Stabius u. s. Weltkarte (Monatsberichte über d. Verhandlungen der Gesellsch. f. Erdkunde. 1848, 7. – Wegele, Gesch. d. deut. Historiogr. 1885.