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Artikel „Spiegel, Bernhard“ von Balduin Weidner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 54 (1908), S. 410–411, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Spiegel,_Bernhard&oldid=- (Version vom 25. November 2024, 07:18 Uhr UTC)
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Spiegel: Heinrich Bernhard S., protestantischer Theologe und Kirchenhistoriker, geboren am 10. September 1826 zu Hohenheyda bei Leipzig, Sohn des dortigen Pastors, besuchte das Gymnasium und die Universität in Leipzig, war als Katechet und Nachmittagsprediger an der dortigen Peterskirche thätig und wurde 1855 zum Pastor an der Marienkirche zu Osnabrück gewählt, wo er, bis in die erste Stelle aufgerückt, bis zu seinem Tode verblieb. Ein Anhänger der Tübinger Schule, schrieb er die „Geschichte der christlichen Kirche. Ein Lehrbuch für höhere Lehranstalten wie auch zum Gebrauch für Gebildete“. Leipzig 1863 (2. umgearbeitete und vermehrte Auflage Zürich 1877). Nach einer Einleitung wird die Geschichte eingetheilt in I. die Zeit vor der Reformation: 1. die dogmatische Periode, 2. die hierarchische Periode und II. die Zeit der Reformation: 1. die Periode der ringenden und 2. die Periode der siegenden Reformation. 1864 folgte: „Hermann Bonnus, Erster Superintendent von Lübeck und Reformator von Osnabrück“. Osnabrück (2. umgearbeitete und vervollständigte Auflage nebst 14 Anlagen und einem Bildniß von Bonnus. Göttingen 1892). 1865 wurde S. von der theologischen Facultät in Jena zum Doctor der Theologie creirt. 1869 erschien „D. Albert Rizaeus Hardenberg. Ein Theologenleben aus der Reformationszeit“. Bremen. Außerdem veröffentlichte S. neben einer Anzahl von Kanzel- und Gelegenheitsreden eine ganze Reihe von Vorträgen, die er meist im Protestantenverein zu Bremen, Hannover und Osnabrück gehalten hat. Eine Serie derselben (Hermann Bonnus, Johannes Pollius, Wilhelm Voß, Magister Karl Krochmann, Böckler, Laag) bringt „Bilder aus der Osnabrücker Kirchengeschichte bis zur Zeit des Rationalismus“. Eine andere beschäftigt sich vornehmlich mit dem Jesuitismus (Der Jesuitismus und dessen Propaganda, 1878. Der Jesuitismus und dessen Moral, 1879. Wie weit haben es die Jesuiten gebracht und was haben wir noch von ihnen zu erwarten? 1884. Unsere deutschen Classiker – Lessing, Schiller, Goethe – in protestantischer und jesuitischer Beleuchtung, 1889) oder mit innerkirchlichen Streitigkeiten (Der Kampf für Bekenntnißfreiheit in der Provinz Hannover, 1873 und Bekenntnißzwang und Bekenntnißfreiheit, 1871). Außer den beiden letztgenannten, die in Berlin [411] bei F. Henschel erschienen, sind alle diese Vorträge und Broschüren in Osnabrück bei J. G. Kisling verlegt.

1876 wurde S. vom Magistrat zum Stadtsuperintendenten von Osnabrück ernannt. Er hat auch die Geschäfte dieses Amtes bis an sein Lebensende verwaltet, ist aber vom Landesconsistorium zu Hannover, das die Ernennung für sich beanspruchte, niemals als Superintendent bestätigt worden. Der freigesinnte, streitbare Mann starb am 17. Juli 1895 zu Mittenwald in Oberbaiern und liegt auf dem dortigen katholischen Friedhof – fast als einziger Protestant – begraben, man möchte sagen wie Hutten im Abtgebiete auf der Insel Ufenau. Seine Bibliothek vermachte er dem Rathsgymnasium zu Osnabrück.

Spiegel’s Grabstein trägt die bezeichnende Inschrift: Und wie er in Zeit seines Lebens sein männlich, ehrlich und trutzig Gemüth gehabt, das hat er auch bis in die Stund seines Todes behalten.