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Artikel „Bonnus, Hermann“ von Heinrich Heppe in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 3 (1876), S. 133, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Bonnus,_Hermann&oldid=- (Version vom 7. Dezember 2024, 02:55 Uhr UTC)
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Bonnus: Hermann B. (wahrscheinlich Uebertragung des Familiennamens „Gude“), geb. c. 1504 in dem osnabrückischen Städtchen Quakenbrück, wo sein Vater Rathsherr war, † 12. Febr. 1548. Auf der Schule zu Münster humanistisch tüchtig vorbereitet, bezog B. um 1521 die Universität Wittenberg, auf welcher er bis zum Jahre 1525 blieb. B. scheint hier, wo die reformatorische Bewegung der Zeit ihn sofort mächtig erfaßte, vorzugsweise zu Melanchthon’s Füßen gesessen zu haben. Wenigstens gewann hier seine ganze Persönlichkeit das humanistisch-reformatorische Gepräge, welches ihn später charakterisirte. Ueber Belbuck in Pommern, wo er sich nur kurze Zeit aufhielt, begab sich B. sodann nach Greifswald, wo er (1525–1527) drei Jahre blieb und als Lehrer auftrat. Indessen die antiprotestantische Gesinnung des Herzogs Georg von Pommern nöthigte ihn schließlich, Greifswald zu verlassen und nach Stralsund zu ziehen, wo er wiederum als Lehrer wirkte. Aber auch hier war seines Bleibens nicht lange. Im Jahre 1530 wurde B. (nachdem er sich, wie es scheint, kurz vorher in Wittenberg aufgehalten hatte), Rector der neugegründeten Schule zu Lübeck, wo eben damals die Bürgerschaft in die religiöse Erregung und Bewegung der Zeit hineingezogen war. Nach den heftigsten Kämpfen siegte endlich die evangelische Partei der Bürgerschaft. Bugenhagen, welcher zur Organisation eines evangelischen Kirchenwesens nach Lübeck berufen wurde, arbeitete daselbst eine Kirchenordnung für die Stadt aus, als deren erster Superintendent im Anfang des Jahres 1531 der damals 27 Jahre alte B. bestellt wurde. Durch ihn wurde die Herrschaft des Protestantismus in Lübeck für immer befestigt. Allerdings wurde in den nächsten Jahren die Stellung des B. zu Lübeck infolge eines Kampfes mit dem angesehenen Bürger Jürgen Wullenwever zeitweilig eine sehr bedenkliche. Wullenwever wollte in dem Lübecker Gemeinwesen absolute Gleichheit aller Stände als wahres protestantisches Ideal zur Herrschaft bringen und bewirkte es durch seinen Anhang, daß B., der ihm energisch entgegentrat, für eine Zeit sogar außer Thätigkeit gesetzt wurde. Indessen war die Wirksamkeit des B. in Lübeck bald wieder befestigt und zugleich von so glücklichem Erfolge begleitet, daß sich überall in Norddeutschland die Blicke auf ihn richteten. Der Stadt Lüneburg gelang es nicht (1535), ihn als ihren Superintendenten zu gewinnen. Dagegen erreichten es der Rath zu Osnabrück und der dortige Landesherr, Graf Franz von Waldeck (Bischof von Osnabrück und Münster und Administrator des Bisthums Minden), daß B. im Januar 1543 mit Genehmigung seiner Obrigkeit für eine Zeit nach Osnabrück zog, wo er eine Kirchenordnung ausarbeitete und in Stadt und Land (auch in der Grafschaft Delmenhorst) die Reformation einführte. Noch vor Ablauf des Jahres 1543 hatte B. die reformatorische Arbeit, mit der er betraut worden war, beendet, und von dem dankbaren Magistrat reich beschenkt kehrte er nach Lübeck zurück, wo ihm indessen nur noch drei Jahre einer reichgesegneten Wirksamkeit vergönnt waren. Er starb zu Lübeck, von der gesammten Bürgerschaft, wie von dem geistlichen Ministerium tief betrauert, erst 44 Jahre alt.

Dr. Spiegel, Hermann Bonnus, erster Superintendent von Lübeck und Reformator von Osnabrück; nach seinem Leben und nach seinen Schriften bearbeitet (Leipzig, 1864), wo (S. 148–149) auch die zahlreichen humanistischen und theologischen Schriften des B. zusammengestellt sind. Seine geistl. Lieder finden sich in Wackernagel’s D. Kirchenl. III. 733 ff.