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Artikel „Pollius, Johannes“ von Franz Jostes in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 26 (1888), S. 395–396, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Pollius,_Johannes&oldid=- (Version vom 25. November 2024, 08:12 Uhr UTC)
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Pollius: Johannes P., deutsch Pollen, Polhen oder Polhenne, wurde gegen das Jahr 1490 in Bielefeld geboren, studierte in Münster unter Timan Kemner, wurde dann in Minden zunächst unter Bartholomäus von Köln Conrector, später Rector der Schule. 1521 ging er nach Osnabrück, wurde aber wegen seiner reformatorischen Tendenzen bald wieder von den Kanonikern verdrängt und folgte einem Rufe des Grafen Konrad v. Tecklenburg an dessen Hof in Rheda. Dort wirkte er eifrig für die Protestantisirung der tecklenburgischen Lande, war zugleich aber auch in politischen Dingen als Geschäftsträger des [396] Grafen thätig. Er scheint schon damals ein Mann von Ruf gewesen zu sein, denn 1533 erbat ihn der Soester Rath vom Grafen, damit er in den zerrütteten kirchlichen Verhältnissen ihrer Stadt wieder Ordnung schaffe. Er scheint an der Lösung seiner Aufgabe mit Ernst und Erfolg gearbeitet zu haben, und wenn es ihm auch nicht gelang die katholische Partei für sich zu gewinnen, – in den Satiren des sog. Daniel von Soest wird er scharf mitgenommen – so milderte seine persönliche Liebenswürdigkeit doch manchen scharfen Gegensatz, weshalb der damals noch keineswegs ächt lutherische Rath seinen Weggang (Ostern 1534) auf das lebhafteste bedauerte. Ob der Grund des Wegganges in dem Willen des Grafen oder in einem Zerwürfnisse mit dem streng lutherischen Soester Superintendenten Brune, dessen Coadjutor er war, lag, mag dahingestellt sein, ohne Zweifel ist es, daß seine theologischen Ansichten vermittelnder Natur waren und er den täuferischen Ideen gegenüber sich nicht durchaus ablehnend verhielt. Bis zum Jahre 1543 blieb er dann dauernd oder abwechselnd wieder in Rheda, in jenem Jahr wurde er als Superintendent und Pastor an St. Katharinen nach Osnabrück berufen, von wo ihn das Interim auf zwei Jahre, die er wieder beim Grafen Konrad verbrachte, vertrieb. Er starb in seiner Stellung 1562. Sein Bildniß in der Katharinenkirche ist unzweifelhaft die Copie eines echten Portraits, das ihn als einen Mann von 60 Jahren darstellt. Die Schilderung des Daniel v. Soest stimmt zu diesem Bilde. – P. ist auch als lateinischer Dichter aufgetreten und hat sich als solcher bei seinen Zeitgenossen hoher Achtung erfreut. Seine Gedichte erschienen bei Froschower in Zürich unter dem Titel: „Johannis Pollii Westphali poetae lepidissimi opuscula piissima et eruditissima in primis autem nostrae aetati appositissima“, s. a. 72 Bl. in 12° (Exemplare in Berlin, München und Zürich). Diese Gedichte sollen zum Theil schon früher bei E. Egenolph[WS 1] in Marburg erschienen sein. – Krafft hat in der Zeitschrift des Bergischen Geschichtsvereins, Band IX, S. 162 eine prosaische Schilderung der kirchlichen Verhältnisse in Westfalen und am Niederrhein veröffentlicht und dem P. zugeschrieben; meiner Ansicht nach kann er der Verfasser nicht sein.

Vgl.: Spiegel, J. P. Erinnerung an einen Verschollenen, in der Zeitschrift für wissenschaftliche Theologie von Hilgenfeld 1864, S. 337 ff. und 1866, S. 316 ff. – Jostes, Daniel v. Soest, S. 34 ff.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. wahrscheinlich ist C. Egenolff gemeint.