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Artikel „Soret, Friedrich Jacob“ von Julius Wahle in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 34 (1892), S. 692–693, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Soret,_Friedrich_Jacob&oldid=- (Version vom 26. Dezember 2024, 19:09 Uhr UTC)
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Soret: Friedrich Jacob S., geb. am 13. Mai 1795 in St. Petersburg, wohin sein Vater Nicolas S. (1759–1830) aus Genf ausgewandert war. Er lebte daselbst als Hofmaler, bis 1800, im Genuß der besonderen Gunst der Großfürstin und späteren Kaiserin Maria Feodorowna, und kehrte dann mit seiner Familie nach Genf zurück. Friedrich Jacob S. erhielt seine Erziehung in Genf, besuchte von 1811 ab die dortige Akademie, studirte dem Wunsche seiner Familie zufolge Theologie, während ihn seine ganze Neigung zu den Naturwissenschaften hinzog. Auf der Grenzscheide beider Wissenschaften steht das Thema seiner akademischen Prüfung, „die Schöpfungsgeschichte“, durch deren freie von naturwissenschaftlichem Geiste inspirirte Kritik er die conservativen Genfer Theologen in heftige Aufregung versetzte. Nun wandte er sich gänzlich seinem Lieblingsstudium, besonders der Mineralogie zu, ging im Herbst 1819 nach Paris, wo er die Förderung des Mineralogen und Geognosten Brogniart, sowie des Mathematikers und Physikers Biot genoß. Mehreren mineralogischen Abhandlungen für die Annales des Mines (1817 f.) ließ er jetzt eine größere folgen: „Ueber das Verhältniß der Form der Krystalle zu deren optischen Eigenschaften“. In Genf arbeitete er fleißig an der Bibliothèque universelle und den Mémoires de la Société de Physique mit. Die Gunst der russischen Gönnerin seiner Familie, der Kaiserin Maria, verschaffte dem jungen Gelehrten den ehrenvollen Ruf zur Erziehung des Enkels der Kaiserin, des am 24. Juni 1818 geborenen Prinzen Karl Alexander von Sachsen-Weimar; im Sommer 1822 trat er daß ebenso schwere als verantwortungsvolle Amt an, das er in ausgezeichneter Weise bis zum Beginn des Jahres 1836 inne gehabt hat. Seine feine Bildung, sein edler, vornehmer Charakter erwarben ihm die allgemeine Achtung, in erster Linie die anhängliche Freundschaft seines ihm allezeit dankbaren Zöglings. Ein großer Gewinn seiner weimarischen Existenz war die Freundschaft mit Goethe. Die naturwissenschaftlichen Kenntnisse des jungen Mannes waren Goethe sehr willkommen. S. ordnete Goethe’s Krystalle. „Seine krystallographische Kenntniß war höchst förderlich in Bestimmung der Diamanten und anderer näher zu bezeichnenden Mineralien, wobei er denn die von ihm in Druck verfaßten Aufsätze willig mittheilte und besprach“ (Tag- u. Jahreshefte 1822). Aber nicht bloß auf dem Gebiete der Krystallographie, auf dem Goethe mit ihm, wie er sich einmal ausdrückt, die „bedeutendsten Forschungen“ anstellt, sondern auch auf dem der Botanik war S. dem Dichter förderlich: er übersetzte unter Goethe’s Leitung und zu dessen höchster Zufriedenheit die „Metamorphose der Pflanzen“ (1828 f., erschienen 1831). Goethe nahm wiederholt, in Briefen und in seinen Schriften, Gelegenheit, der wissenschaftlichen Tüchtigkeit seines „Freundes“ S. das ehrenvollste Lob zu spenden. Auch dichterisch war S. beanlagt. Ueber eine Trilogie, deren erste Theile einen heiter-ländlichen, deren letzter Theil unter dem Titel „Mitternacht“ einen schauerlich-düsteren Charakter trage, äußerte sich Goethe (1. December 1831) zu Eckermann sehr lobend; namentlich die „Mitternacht“ sei vorzüglich gelungen, und S. habe darin Victor Hugo ohne Frage übertroffen. Von dem freundschaftlichen Verhältniß der beiden Männer legt ihr Briefwechsel das beredteste Zeugniß ab; leider sind nur Goethe’s Briefe erhalten, die Soret’s dagegen sind zum großen Theil vernichtet worden. S. veröffentlichte im 2. Bande der Bibliothéque universelle für 1832 eine liebevoll geschriebene „Notice sur Goethe“, worin Bruchstücke von Briefen und Gespräche Goethe’s mitgetheilt sind; und Soret’s Aufzeichnungen [693] bilden den wesentlichsten Theil des 3. Bandes von Eckermann’s Gesprächen mit Goethe (1847). Vier Jahre nach Goethe’s Tode kehrte S., verheirathet mit der Tochter eines hamburgischen Kaufmanns, in seine Heimath zurück, ausgezeichnet durch das Doctordiplom der philosophischen Facultät zu Jena und durch das Ritter- (1830) und das Komthurkreuz (1834) des großherzogl. Hausordens der Wachsamkeit oder vom weißen Falken. In Genf berief ihn die Achtung seiner Mitbürger zu hohen öffentlichen Aemtern, wie er auch als Mitglied verschiedener Vereine für Pflege von Kunst und Wissenschaft eifrig thätig war. Trotz all diesen Mühen erlahmte seine Feder nicht, wie einige schönwissenschaftliche Arbeiten im Album de la Suisse Romane zeigen („Le diable des Alpes, nouvelle Suisse“ und „La vie d’une âme; histoire mystique“). 1847 zum Vertreter der Großherzogthümer Sachsen, Oldenburg und Mecklenburg-Strelitz in Paris erwählt, wurde er durch den Ausbruch der Revolution 1848 verhindert, dieses diplomatische Amt anzutreten. 1857 erschien er zur Grundsteinlegung des Karl-August-Denkmals und zur Enthüllung der Dichter-Denkmäler in Weimar. In den letzten Jahrzehnten seines Lebens oblag er eifrig archäologischen und numismatischen Studien, auf welch letzterem Gebiete er es zu großen wissenschaftlichen Erfolgen gebracht hat; er hinterließ neben vielen kleineren Arbeiten auch ein „Handbuch der arabischen Münzkunde“. November 1865 wurde er durch einen Besuch seines einstigen Zöglings, des Großherzogs Karl Alexander von Sachsen ausgezeichnet. Bald darauf, am 18. December 1865 starb er an einer Lungenentzündung.

Nachrufe: Journal de Genève 24. December 1865. Weimarische Zeitung 1866, Nr. 12–15. – Goethe’s Briefe an Soret, herausgegeben[WS 1] von Hermann Uhde. Stuttgart 1877.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: herausgeben