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Artikel „Sommer, Hugo“ von Paul Zimmermann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 54 (1908), S. 391–392, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Sommer,_Hugo&oldid=- (Version vom 24. November 2024, 15:31 Uhr UTC)
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Sommer: (Gustav Adolf) Hugo S., philosophischer Schriftsteller, † 1899, wurde am 26. Mai 1839 zu Wolfenbüttel geboren, wo sein Vater, C. Aug. Sommer, damals Kreisrichter war († am 15. März 1886); seine Mutter, Luise, war eine Tochter des dortigen Kaufmanns Karl Friedrich Meineke († am 21. Januar 1852). Er besuchte die Bürgerschule und das Gymnasium seiner Vaterstadt, das er Michaelis 1856 mit Primareife verließ, um sich auf der Polytechnischen Schule zu Hannover dem Ingenieurfache zu widmen. Mehr als dieses zogen ihn hier aber bald die Naturwissenschaften an und durch die Bekanntschaft mit einem älteren Officier, der eine private Sternwarte besaß, ganz besonders die Astronomie. Er änderte nun seine Absicht und beschloß Philosophie zu studiren. Nachdem er, schnell privatim vorbereitet, am Lyceum zu Hannover im März 1860 die Maturitätsprüfung bestanden hatte, ging er nach Göttingen, wo der Philosoph Hermann Lotze sogleich bestimmenden Einfluß auf ihn gewann, und er seine Bildung auf einer nach Möglichkeit breiten Grundlage aufzubauen suchte. Außer bei Lotze hörte er u. a. auch bei Wöhler Chemie, bei Henle Anatomie, bei Weber Physik. Aber bald zwangen ihn wohl praktische Erwägungen, nochmals sein Studienfach zu wechseln. Die Philosophie bot ihm nur geringe Aussicht auf eine baldige sichere Lebensstellung; er nahm daher vom Sommer 1861 an die Rechtswissenschaft zu seinem Brotstudium, ohne jedoch seine alte Neigung für die Philosophie im geringsten aufzugeben. Er hatte es auf diesem Gebiete auch bereits zu einer ehrenvollen Anerkennung gebracht; im Juni 1861 wurde ihm für seine Abhandlung „De doctrina quam de harmonia rerum praestabilita Leibnitzius proposuit“ von der philosophischen Facultät zu Göttingen der Preis zugesprochen. Noch zu Michaelis desselben Jahres siedelte er für ein Semester nach Berlin über, wo er bei Gneist, v. Holtzendorff und Homeyer hörte, dann für den Sommer 1862 nach Heidelberg, wohin ihn Zöpfl und Renaud zogen. Den folgenden Winter brachte er wieder in Göttingen zu. Im Juni 1863 bestand er in Wolfenbüttel die erste, im Januar 1868 die zweite juristische Prüfung. Er wurde nun Referendar bei dem Kreisgerichte Gandersheim, seit 1871 mit dem richterlichen Votum, und zu Anfang 1872 Assessor bei dem combinirten Kreis- und Amtsgerichte zu Blankenburg a. Harz. Hier verblieb er auch 1879 bei der Neuorganisation des Justizwesens als Amtsrichter, seit 13. October 1884 mit dem Titel eines Oberamtsrichters, bis zu seinem Tode.

Es war bei den vielseitigen Interessen, die S. erfüllten, ein Glück für ihn, daß ihm seine amtliche Thätigkeit auch zu andern Beschäftigungen noch Kraft und Zeit ließ. Oeffentlich hervorgetreten ist S. besonders als philosophischer [392] Schriftsteller. Er blieb sein Leben lang „ein dankbarer Schüler Lotze’s, der die Lehren des Meisters durch Aufsätze in Zeitschriften, kleinere Schriften und öffentliche Vorträge mit Eifer und Begeisterung zu verbreiten und die Auswüchse moderner Bildung, wie sie besonders im Materialismus, Positivismus und Pessimismus zu Tage treten, energisch zu bekämpfen suchte.“ Ihn erfüllten ein warmherziger Optimismus und eine tiefreligiöse Weltanschauung, und es trieb ihn unwiderstehlich an, als Redner wie als Stilist diese seine Ueberzeugung auch öffentlich zum Ausdruck zu bringen und, so viel er konnte, Andere dafür zu gewinnen, theils durch Vorträge, wie z. B. über „Die Einseitigkeiten der modernen Bildung und den Universalismus Leibnitzens“, „Die Idee der Persönlichkeit Gottes“, „Das Recht“ u. a., die er an den verschiedensten Orten hielt, theils durch zahlreiche gemeinverständliche Aufsätze, die zumeist in den „Preußischen Jahrbüchern“ erschienen. Seine Arbeit über den „Pessimismus und die Sittenlehre“ wurde 1882 von der Teylerschen theologischen Gesellschaft zu Haarlem mit dem Preise gekrönt. Eine Streitschrift gegen die Auswüchse des Darwinismus, die er 1887 an Wilh. Wundt’s Adresse richtete, führte von dieser Seite zu einer scharfen Zurückweisung. Auch für den Evangelischen Bund, dessen Vorsitz er im Zweigvereine Blankenburg führte, war er litterarisch thätig, indem er sich 1889 über dessen „culturgeschichtliche Mission“ verbreitete. Lebhaft trat er ferner für die Erhaltung der Naturschönheiten des Harzes ein, die er als eifriger und rüstiger Wanderer und Bergsteiger oft und freudig genoß; er eiferte namentlich gegen die Anlage einer Drahtseilbahn im Bodethale und schrieb über „die Bedeutung der landschaftlichen Schönheit für die menschliche Geistescultur“. Noch in späteren Jahren hat ihn die Liebe für die Natur zur Landschaftsmalerei geführt, die er mit Eifer betrieb. Einige Jahre (1890-1894) gehörte er als Abgeordneter auch der Landesversammlung an, doch wird sich sein Idealismus bei den Geschäften, die es hier zu erledigen galt, schwerlich befriedigt gefühlt haben. In den letzten Jahren wollte er seine Kräfte zu einer größeren Arbeit zusammenfassen; er hatte für die unter Leitung des Professors A. v. Kirchenheim erscheinende „Juristische Handbibliothek“ die Bearbeitung eines Lehrbuchs der Rechtsphilosophie übernommen. Aber lange bevor er das Werk zum Abschlusse bringen konnte, raffte ihn, anscheinend bei voller Gesundheit und Kraft, plötzlich am 31. Januar 1899 ein Herzschlag hinweg.

Verheirathet war S. seit dem 9. Juli 1870 mit Clara v. Münchhausen, einer Tochter des[WS 1]r Obergerichtsraths Julius v. Münchhausen in Wolfenbüttel, die am 7. November 1884 starb, dann in zweiter Ehe seit dem 20. Juli 1886 mit Elsbeth Fressel, der Tochter des Senators Fressel in Lüneburg. – Ein älterer Bruder Sommer’s, Robert S., geboren am 1. November 1837, war Oberlandesgerichtspräsident zu Braunschweig, ein jüngerer, Oskar S., ebenfalls zu Wolfenbüttel geboren am 7. December 1840, Architekt, der lange Zeit eine erfolgreiche Thätigkeit am Städel’schen Institute zu Frankfurt a. M. entfaltet hat, wo er schon am 13. Februar 1894 verstarb.

Vgl. Hinrichsen, Das literarische Deutschland, 2. Aufl. (Berlin 1891), S. 1246 f. - Braunschw. Magazin 1899, S. 65–70 und 80, wo auch die philosophische Stellung und Schriftstellerei Sommer’s von Alex. Wernicke eingehend gewürdigt und seine Schriften u. Aufsätze aufgeführt werden.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: der