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Artikel „Smetana, Friedrich“ von Hermann Arthur Lier in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 34 (1892), S. 479–480, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Smetana,_Friedrich&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 14:22 Uhr UTC)
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Smetana: Friedrich S., Componist, geboren am 2. März 1824 zu Leitomischl, † am 12. Mai 1884 in Prag. S. war der Sohn eines nicht unbemittelten Brauers aus Leitomischl in Böhmen. Die Neigung des Vaters für die Musik, die sich über ein bloßes Wohlgefallen an dieser Kunst erhob, ging [480] auf den Sohn über, der schon in früher Jugend Proben eines ungewöhnlichen Talentes an den Tag legte. Um den Sohn einen besseren Unterricht in der Musik zu Theil werden zu lassen, als es in Leitomischl möglich war, siedelte der Vater nach Neuhaus über, wo der Sohn bei dem Chormeister Ikavec Unterricht im Clavier- und Violinspiel erhielt. Trotzdem wünschte der Vater nicht, daß S. sich ausschließlich zum Musiker ausbilde. Er brachte ihn daher auf das Gymnasium zu Deutschbrod und dann nach Prag, wo sich S. bald gar nicht mehr um die wissenschaftlichen Studien kümmerte und nur an seine musikalische Weiterbildung dachte. Dies war aber ganz gegen den Willen des Vaters, der den Sohn von Prag fortnahm und ihn zu seinem Bruder Joseph Franz S., Professor an dem Lyceum zu Pilsen, brachte. Erst den Vorstellungen dieses Mannes gelang es, den Vater zum Nachgeben zu bewegen. So kam S. im J. 1843 wieder nach Prag, wo Proksch seine weitere Ausbildung übernahm. Als im J. 1846 Robert und Clara Schumann in Prag Concerte gaben, trat ihnen S. näher. Schumann verwies S. auf das Studium Bach’s und Beethoven’s und übte überhaupt auf seine spätere Entwicklung Einfluß aus. Bald darauf errichtete S. in Prag eine eigene Musikschule, die so gut einschlug, daß er sich einen eigenen Hausstand durch Vermählung mit der Pianistin Katharina Kolar gründen konnte. Im September 1856 traf Liszt in Prag ein und knüpfte sofort mit S. einen intimen Verkehr an, der Smetana’s musikalische Weiterbildung wesentlich förderte. Noch im Herbste desselben Jahres reiste S., einer Aufforderung Dreyschock’s Folge leistend, nach Gothenburg in Schweden, um die Leitung der dortigen philharmonischen Concerte zu übernehmen. Als seine Gattin erkrankte und ihr Ende herannahen fühlte, sah er sich genöthigt, sie auf ihren Wunsch in die Heimath zurückzugeleiten. Sie starb jedoch kurz vor Erreichung des Reisezieles am 19. April 1859 zu Dresden. S. kehrte hierauf nach Gothenburg zurück, wo er bis zum Jahre 1861 blieb. Von da ab bis zum Herbste 1866, wo er erster Capellmeister am tschechischen Nationaltheater in Prag wurde, trat er vielfach in Schweden und Deutschland als Concertgeber auf. Schon vor seiner Anstellung in Prag hatte er sich als Componist, namentlich für Instrumental- und Claviermusik, versucht. In Prag aber verlegte er sich hauptsächlich auf die Composition von Opern, denen sämmtlich tschechische Texte zu Grunde liegen. Ein von Jahr zu Jahr zunehmendes Gehörleiden nöthigte ihn im J. 1874 von seinem Posten zurückzutreten. Er starb am 12. (oder 13?) Mai 1884 in der Landesirrenanstalt zu Prag.

Wurzbach XXXV, 173–176. – F. J. Fétis, Biographie universelle des musiciens. Supplément Tome II, 525–526. Paris 1880. – G. Grove, a Dictionary of Music and Musicians. III, 538. London 1883. – Monatshefte für Musikgeschichte 16. Jahrg. Leipzig 1884. S. 96. – Almanach der Genossenschaft deutscher Bühnen-Angehöriger. Herausgeg. von E. Gettke. 13. Jahrg. Kassel u. Leipzig 1885. S. 94. – E. Hanslick, A. d. Tagebuche eines Musikers. Berlin 1892. S. 300–304, 342.