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Artikel „Sigmund“ von Felix Dahn in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 34 (1892), S. 284–285, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Sigismund&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 11:41 Uhr UTC)
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Sigmund, König der Burgunden, 516–523, älterer Sohn des Königs Gundobad (s. A. D. B. X, 131), folgte seinem Vater nach dessen Willen als Einkönig der Burgunden unter Ausschluß seines Bruders Godomar (s. A. D. B. IX, 321). Er neigte schon im J. 499 auf dem von dem Vater zwischen den arianischen und den katholischen Bischöfen des Reiches veranstalteten Religionsgespräche dem Katholicismus zu, welchen er im folgenden Jahre offen annahm. Theoderich der Große hatte ihm im J. 494 seine Tochter Ostrogotho (s. den Artikel) vermählt in Verfolgung jener Staatskunst, welche durch Verschwägerungen alle germanischen Königshäuser mit den Amalern gegen die gefährlich um sich greifenden Merowingen verbünden wollte. Allein auch in diesem Falle – wie in manchem anderen – scheiterte der Versuch: nach Ostrogotho’s Tode vermählte sich S. mit einer katholischen Burgundin, mit welcher sich Sigrich, Ostrogotho’s Sohn, nur schlecht vertrug. „Er grollte, berichtet die Sage, „die Stiefmutter einher schreiten zu sehen in dem Schmuck, den weiland ihre Herrin, Ostrogotho, getragen.“ Derselbe stark sagenhaft gefärbte Bericht erzählt: die Königin verleumdet den Stiefsohn bei dem Vater, er trachte diesem nach Thron und Leben, worauf der König dem Sohn räth, nach Mittag einen Rausch zu verschlafen, in diesem Schlafe läßt er ihn durch zwei Knechte erdrosseln (522). Mag dies Sage sein, – immerhin zog sich S. alsbald als ein Büßer in das von ihm gestiftete Kloster Agaunum (St. Maurice) zurück. Allein schon im J. 523 griffen die Söhne Hrothechildens (Tochter Hilperik’s II., Nichte Gundobad’s und Base Sigmund’s) und Chlodovech’s Burgund an: S. und sein Bruder Godomar wurden geschlagen, S., der nach Agaunum geflohen war, von Burgunden selbst dem Merowingen Chlodomer ausgeliefert, der alsbald S., dessen schon früher gefangene Gattin und beider Söhne, Gisklahad und Gundobad, zu Belsa oder Columna bei Orleans (Coulmiers oder Coloumelle?) in einen Ziehbrunnen [285] werfen und so ertränken ließ, obwohl zwiefache Bande des Blutes ihn und S. verknüpften: außer der Verwandtschaft durch Hrothechild hatte Chlodomer’s Halbbruder Theuderich eine Tochter Sigmund’s, Suavegotho (gewiß von Ostrogotho) sich vermählt.

Gregorius Turonensis, historia ecclesiastica Francorum, ed. Arndt et Krusch (Hannover 1884) II, 32–34; III. 5. 6. 11. – Passio Sigismundi regis, ed. Bolland. Acta Sanctorum 1. Mai I. p. 87 seq. – Historia Abbatum Agaunensium, ebenda. – Marius Aventicensis ed. Arndt (Leipzig 1875). – Fredigar ed. Krusch (Hann. 1887). – Aviti epistolae, ed. Peiper (Berol. 1883). – Vita Apollinaris, Bischof von Valence, † etwa 520 (von Eladius?) ed. Bolland. A. S. 5. October III, p. 58. – Bluhme, das westburgundische Reich und Recht, Jahrb. d. germ. Rechts I. 1857. Der burgundische Reichstag zu Ambérieux II, 1861. – Derichsweiler, Geschichte der Burgunden (Münster 1863). – Jahn, Geschichte der Burgundionen II. Halle 1874. S. 290–321. (Daselbst auch II. S. 304 die vita Sigismundi). – Binding, das burgundisch-romanische Königreich I. Leipzig 1868. S. 224–255. – Dahn, Urgeschichte der germanischen und romanischen Völker, IV. Berlin 1889. S. 110 f.