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Artikel „Sibäus, Heinrich“ von Paul Bahlmann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 34 (1892), S. 121–122, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Sib%C3%A4us,_Heinrich&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 18:31 Uhr UTC)
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Sibäus: Heinrich S. (Sibbe oder Sibe) aus Olfen im Stift Münster, gebildet unter den Münster’schen Humanisten Murmellius und Timann Kemner, wird zuerst 1511 als Lector an der Schule zu Münster genannt und dürfte dort wohl Lehrer der fünften (nicht sechsten) Classe gewesen sein. Nach kurzem Aufenthalt in Wittenberg wurde er Conrector des Rectors Joh. Alexander von Meppen (s. Herm. Stüve) an der Domschule in Osnabrück, im J. 1529 des Rectors Rudolf Möller zu Herford, dem er auch als Rector der Domschule nach Minden folgte. Da er aber hier seines Glaubens wegen vielfache Anfeindungen erlitt, ging er zum zweiten Male – diesmal auf etliche Jahre – nach Wittenberg, wirkte dann an den Schulen in Cassel, Helmstedt und Ditmarschen, wurde [122] schließlich Conrector des Rectors Sleibing an der Barfüßerschule in Osnabrück, und als dieser dort das Predigeramt an St. Katharinen übernahm, sein Nachfolger. Schon längst ein Freund der Reformation gab er in einem anonymen Pasquill auf den Domschulrector Hubert Brinkaner der Bürgerschaft den Rath, ihre Kinder nicht in die Domschule zu schicken, worüber die Domherren derart erzürnten, daß der Superintendent Sandfurt (s. A. D. B. XXX, 353), den sie für den Verfasser hielten, die Stadt verlassen mußte. Doch auch des S. Tage in Osnabrück waren gezählt: das Interim trieb ihn mit seinem Freunde Sleibing nach Herford, wo er wieder erst dessen Conrector und 1553 sein Nachfolger wurde. Wegen Mißhelligkeiten mit dem Rath legte S. 1555 sein Amt nieder und ging nach Lemgo, wo er das Rectorat bis 1561 verwaltete, dann privatisirte und 1566 trotz seiner mehr als 50jährigen Lehrthätigkeit das Rectorat nochmals übernahm. Schon in demselben Jahre aber endete die Pest sein vielbewegtes Leben. Er war ein tüchtiger Grammatiker und fleißiger Poet: er schrieb viele Epitaphien, so z. B. eins auf Joh. Glandorp (s. A. D. B. IX, 209), das „Liber carminum de obitu multorum excellentium virorum in inclyta urbe Osnaburga“ und das „Elogium de tribus Hermannis Westphalis, Buschio, Bonno, Tulichio.

Vgl. Strodtmann im Programm des Raths-Gymnasiums zu Osnabrück v. 1869. – Hölscher im Progr. d. Gymnas. z. Herford v. 1874, S. 5 f.