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Artikel „Seubert, Moritz August“ von Ernst Wunschmann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 34 (1892), S. 51–52, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Seubert,_Moritz_August&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 05:45 Uhr UTC)
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Seubert: Moritz August S., Botaniker, geboren zu Karlsruhe am 2. Juni 1818, † ebendaselbst am 6. April 1878. Als Sohn des Medicinalraths und späteren Geheimraths Karl Seubert im elterlichen Hause durch eine liebevolle und vorzügliche Erziehung herangebildet, bezog S., nachdem er auf dem Lyceum seiner Vaterstadt das Maturitätsexamen mit Auszeichnung bestanden, 1836 die Universität Heidelberg, um Medicin zu studiren. Ein Jahr darauf siedelte er nach Bonn über, um sich hauptsächlich mit Naturwissenschaften zu beschäftigen, für die er frühzeitig große Befähigung zeigte, gefördert durch den Unterricht des Botanikers Alexander Braun, der damals am Karlsruher Polytechnicum lehrte. In Bonn waren Goldfuß, Treviranus und Noeggerath seine Lehrer auf dem bezeichneten Gebiete. Nach erfolgter Promotion zum Dr. phil. unter dem Decanat von E. M. Arndt, begab sich S. auf einige Zeit nach Berlin, wo er sich mit dem Ordnen der reichen naturhistorischen Sammlungen beschäftigte und habilitirte sich, 1843 nach Bonn zurückgekehrt, daselbst als Privatdocent. 1846 folgte er einem Rufe an das Polytechnicum seiner Vaterstadt, woselbst durch Braun’s Weggang nach Freiburg die Professur für Zoologie und Botanik frei geworden war. Zugleich übernahm S. die Stelle eines Vorstandes des großherzoglichen Naturaliencabinets und Botanikers am großherzoglich botanischen Garten, sowie für einige Jahre die eines Bibliothekars an der Hof- und Landesbibliothek. Von nun an blieb er an Karlsruhe gefesselt. 1862 zum Hofrath, 1877 zum Geheimen Hofrath ernannt, widmete er sich seinem Amte als Lehrer und Verwaltungsbeamter mit unermüdlicher Treue und benutzte seine Mußezeit zu ausgedehntem litterarischem Schaffen. Sein glückliches Familienleben wurde leider durch wiederholte eigne Erkrankung, sowie solche seiner Familienglieder nicht selten getrübt. Eine durch Arbeiten in den ungeheizten Sammlungsräumen hervorgerufene Erkältung steigerte sich zu einer Lungenkrankheit, die schnell einen bösartigen Charakter annahm und den fleißigen Mann noch vor Vollendung des 60sten Lebensjahres den Seinen, seinen zahlreichen Schülern, sowie der botanischen Wissenschaft entriß.

Seubert’s litterarische Thätigkeit wandte sich theils der monographischen Bearbeitung einzelner Pflanzenfamilien, theils der Herausgabe botanischer Lehrbücher zu. Seine Erstlingsarbeit war eine 1844 erschienene „Flora azorica“, bearbeitet auf Grund des Materials, welches ihm das Herbarium des Eßlinger Professors und Stadtpfarrers Ch. F. Hochstetter, sowie die von dessen Sohne Karl an Ort und Stelle selbst gesammelten Pflanzen boten. S. verfertigte und radirte die Abbildungen, die 15 Tafeln einnahmen und gab die Beschreibungen, unterstützt durch Martens, Schimper und Bischoff, welche bezw. die Algen, Laub- und Lebermoose übernahmen. Von den 400 aufgeführten Pflanzenarten werden 50 als endemisch bezeichnet. Auf die Flora der benachbarten canarischen Inseln wird nur theilweise Bezug genommen. Eine ganze Reihe von Pflanzenfamilien bearbeitete S. für die Martius’sche Flora brasiliensis. Darunter sind die umfangreichsten die Alismaceen, Amaryllideen, Butomeen und Liliaceen, daneben noch 11 kleinere. Eine Monographie der Elatineen erschien als Abdruck aus den Verhandlungen der Leopoldina 1845 als selbständiges Werk. Besonders bekannt gemacht hat sich S. jedoch durch seine Lehrbücher, die sämmtlich große Verbreitung erfuhren. Sein „Lehrbuch der gesammten Pflanzenkunde“ wurde zuerst 1853 aufgelegt und erlebte fünf Auflagen, deren letzte 1870 herauskam. Auch eine Uebersetzung ins Holländische besorgte C. A. J. A. Oudemans 1857. [52] In zwei Haupttheilen, die allgemeine Pflanzenkunde, d. h. Biologie, Morphologie, Anatomie und Physiologie und die specielle, nämlich Systematik, Pflanzengeographie und Paläontologie umfassend, bietet es besonders dem Anfänger in klarer Form und durch zahlreiche Holzschnitte wohl erläutert, ein kurz gefaßtes, aber relativ vollständiges Compendium der botanischen Wissenschaft, wobei freilich eine gewisse Ungleichheit in der Behandlung der einzelnen Abschnitte hervortritt und namentlich zu bedauern ist, daß in späteren Auflagen die inzwischen gemachten Fortschritte nicht immer gebührende Beachtung fanden. Unter besonderer Berücksichtigung der forstlich, ökonomisch, technisch und medicinisch wichtigen Pflanzen hatte S. schon vorher, 1849 und 1850 eine kleinere „Pflanzenkunde, gemeinfaßlich dargestellt“ erscheinen lassen, die, in der Anlage jenem ersteren Werke entsprechend, nur ein größeres Gewicht auf den systematischen Theil legt. Auch von diesem Buche erschienen fünf Auflagen. Einer ähnlichen Beliebtheit erfreuten sich Seubert’s Excursionsfloren. 1863 erschien eine solche für das Großherzogthum Baden, 1869 eine für das südwestliche Deutschland. Sie beide zeigen das große Geschick des Verfassers, auf knappem Raume das Wissenswertheste zu bringen, wenngleich auch hier der Gedrängtheit der Darstellung zu Liebe mitunter die Präcision geopfert ist. Ein „Grundriß der Botanik, zum Schulgebrauch bearbeitet“ erschien 1868. Er bringt auf 142 Octavseiten eine durch 260 Holzschnitte erläuterte Uebersicht über die physiologische und systematische Botanik. Die Holzschnitte sind dieselben wie in den Lehrbüchern, auch der Text ist der nämliche, nur mit Rücksicht auf den verfolgten Zweck in bedeutender Abkürzung.

Nekrolog in Beilage zur Karlsruher Zeitg. vom 13. April 1878 und in Weech, Badische Biographien. 3. Theil. 1881. – Pritzel, thes. lit. bot.