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Artikel „Goldfuß, Georg August“ von Victor Carus in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 9 (1879), S. 332–333, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Goldfu%C3%9F,_August&oldid=- (Version vom 8. Oktober 2024, 06:14 Uhr UTC)
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Goldfuß: Georg August G., geb. am 18. April 1782 in Thurnau bei Baireuth, wurde nach Absolvirung seiner Studien im J. 1810 Hauslehrer beim Freiherrn v. Winckler in Heinhofen bei Erlangen. Im J. 1812 habilitirte er sich als Privatdocent in Erlangen und folgte 1818 einem Rufe als Professor der Zoologie nach Bonn. Die lebendigste Anregung erhielt G. durch die merkwürdigen Höhlenfunde, welche in der Nähe seines Aufenthaltsortes gemacht wurden. Schon 1810 ließ er eine Schilderung der Umgebungen von Muggendorf erschienen, welcher 1816 die mit Bischof gemeinschaftlich herausgegebene „Physikalisch-statistische Beschreibung des Fichtelgebirges“ folgte. Bestimmend für ihn und seine Arbeiten wurde dabei die Bekanntschaft mit dem als Paläontologen bekannten Grafen Georg zu Münster. Nachdem er von 1818 an in den Verhandlungen der leopoldinisch-carolinischen Akademie mehrere fossile Höhlensäugethiere beschrieben hatte (denen später Schilderungen fossiler Reptilien folgten), begann er von 1826 an die Herausgabe des großen Werkes „Petrefacta Germaniae“, bei welchem Graf Münster, der Mitherausgeber und eifrige Sammler, sich um Herbeischaffung des Materials verdient machte. G. war indeß nicht blos beschreibender Zoolog. Als solcher hatte er sich 1805 durch seine Dissertation über südafrikanische Käfer eingeführt. In Erlangen kam er mit Nees v. Esenbeck, der auch in Bonn zwölf Jahre lang sein College war, zusammen und beide folgten den Anregungen der naturphilosophischen Schule. Die innige Verwandtschaft, mit welcher sich verschiedene Thierclassen an mehreren Punkten berühren, führten ihn zu einer Darstellung der Entwicklungsstufen des Thierreichs, in welcher er nach naturphilosophischer Methode die Form eines Eies für das Ganze wählte; dies ist in die vier Weltgegenden eingetheilt; „alle größeren darin eingezeichneten Kreise schließen den ersten nach Osten ein und berühren ihn am Ausgangspunkt, während sie sich am westlichen Pol des all umschließenden Ovals völlig zusammenziehen, um den Menschen zu bilden“. Fast gleichzeitig [333] gibt er eine Eintheilung der Zoophyten (Isis 1818), in welcher er den Ausdruck Protozoa, allerdings in etwas anderer Ausdehnung, als in der er heute noch gebraucht wird, einführt. Auch in seinem „Handbuch der Zoologie“ (1820) erweist er sich als Naturphilosoph, ohne jedoch Oken streng zu folgen. Nach ihm ist das Thierreich die Zerspaltung eines Thieres (beziehentlich des Menschen) in seine organischen Systeme; die Classen sind fixirte Entwicklungsstufen des höchsten Thieres; jede entspricht einem anatomischen System. Dabei stehen immer drei Classen auf gleicher Stufe relativer Ausbildung. G. führte dabei die Vierzahl in den größeren und kleineren Gruppen bis zu den Gattungen so consequent durch, daß er in der Uebersicht für die noch nicht gefundenen Formen Platz läßt. War auch diese Form der Darstellung in Folge der fascinirenden Einflüsse der hyperspeculativen Methode entstanden, so behauptete doch G. durch sein schärferes Eingehen auf anatomische Grundlage und eine ausgebreitete Kenntniß einzelnster Formenverhältnisse (wie es seine Reptilienuntersuchungen beweisen) eine entschieden wissenschaftliche Haltung. Vorübergehend betheiligte er sich auch an der Fortsetzung des großen Werks von Schreber über Säugethiere (65.–69. Heft). Er starb am 2. October 1848.