ADB:Schwarzenberg, Georg Ludwig Graf von

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Artikel „Schwarzenberg, Georg Ludwig Graf von“ von Franz von Krones in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 33 (1891), S. 303–305, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schwarzenberg,_Georg_Ludwig_Graf_von&oldid=- (Version vom 18. Dezember 2024, 01:42 Uhr UTC)
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Schwarzenberg: Georg Ludwig Graf v. S., geboren am 24. December 1586, † am 21. Juli 1646, aus der älteren bairischen Linie der S., die von Christoph I. († 1538) abstammt, Sohn Christoph’s II. († 1596). Die nahen Beziehungen zwischen dem bairischen und innerösterreichischen Hofe seit der Heirath Maria’s von Baiern mit Erzherzog Karl aus dem Hause Habsburg, insbesondere der Umstand, daß Erzherzog Ferdinand, seit 1590 Erbfolger des Vorgenannten, 1600, 23. April, seine erste Ehe mit Maria Anna, Tochter Herzog Wilhelm’s von Baiern, schloß, erklären das Auftauchen des jungen Cavaliers am Grazer Hofe, wo er der Gunst des Fürsten und seines einflußreichen Rathgebers, Hanns Ulrich’s von Eggenberg, damals Kammerpräsidenten und Oberhofmeisters der bairischen Gemahlin Erzherzog Ferdinand’s, sich erfreute. Als Begleiter Eggenberg’s reiste 1605 der neunzehnjährige S. nach Madrid. Es handelte sich um wichtige Auseinandersetzungen mit dem spanischen Hofe über die damalige Sachlage in Oesterreich. Reisen durch Westeuropa erweiterten den Gesichtskreis des aufstrebenden jungen Diplomaten, dem wir 1612 als Sendboten an den Bischof Karl von Breslau, Bruder Erzherzog Ferdinand’s von Innerösterreich, dann an den Warschauer Hof König Sigmund’s von Polen und an den Pfalzgrafen Philipp Ludwig von Neuburg („Paterfamilias“), Gatten Anna’s von Cleve-Jülich, seit 1609, Erben von Jülich-Berg und Ravenstein, begegnen. Ungleich wichtiger wurde die Mission an die Fürsten der katholischen Liga (1616), um sie für ein Waffenbündniß gegen Venedig zu gewinnen, das den Krieg gegen Erzherzog Ferdinand („Uskokenkrieg“) angefangen hatte, – doch fand diese Botschaft kein Entgegenkommen.

Seitdem Erzherzog Ferdinand der Thronfolger Kaiser Matthias’ – in drangvollster Zeit – geworden (1619), mehrten sich die staatsmännischen Aufgaben Schwarzenberg’s. Dies beweist der Auftrag an den Grafen, sich nach London zu begeben, um mit König Jacob I., dem Schwiegervater Friedrich’s von der Pfalz, böhmischen Gegenkönigs Ferdinand’s II., zu unterhandeln und den Herrscher Englands von einer Unterstützung der Ansprüche seines Eidams abzuhalten, 1624 galt es zur Stärkung der Allianz mit Spanien die Vermählung des Thronfolgers, Erzherzog Ferdinand’s (nachmals Kaiser Ferdinand III.) mit der spanischen Infantin Donna Maria einzuleiten. Hierzu war der Bruder des Kaisers, Erzherzog Karl, Bischof von Breslau und Hochmeister ausersehen, mit welchem als dessen Oberhofmeister S. Ende Juli 1624 die Reise durch Italien nach Genua und zur See weiter nach Barcelona antrat, um dann, kranken Leibes, mit seinem Herrn die Reise nach Madrid fortzusetzen. Hier erlag der Erzherzog Ende December 1624 einem Fieber, und S., kaum genesen, hatte mit den äußersten finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen, da ihn der eigene und der spanische Hof hinhielten und er für die Rückbeförderung des ganzen Hofstaates, die Leichenkosten und die eigene Heimreise aufkommen sollte. In die Zeit des Zuwartens in Madrid fallen die Eröffnungen des spanischen Premier gegen S., zur Hintanhaltung der maritimen Uebergriffe Hollands eine spanisch-österreichisch-deutsche Handelsgesellschaft aufzurichten und den Kaiser zu bestimmen, sich der ostfriesischen Häfen Noort und Griet zu bemächtigen und die Holländer von Ostfriesland abzusperren. S. wurde beauftragt, darüber mit Kaiser Ferdinand II. und Minister Eggenberg zu verhandeln, was er auch bei seiner Rückkunft (1625, April) alsbald that, indem er 26. April eine ausführliche Denkschrift übergab, die der Fürst Eggenberg zur Begutachtung erhielt. Sofort berichtete S., ganz erfüllt von der Idee [304] des spanischen Gesandten, an den spanischen Hof über den Erfolg seines Auftrages, während der österreichische Gesandte in Madrid, Khevenhüller, mit dem spanischen und Wiener Hofe einen lebhaften Verkehr unterhielt und die Interessen Oesterreichs zu wahren sich bemühte. Es sollten in Brüssel die maßgebenden Unterhandlungen zunächst über ein starkes Waffenbündniß Spaniens, Oesterreichs und der Liguisten gegen die Verfechter der Sache des Pfälzers gepflogen werden, und S. wurde 25. November 1625 als kaiserlicher Gesandter dahin abgeordnet. Auf dem Wege sollte er die Höfe von Baiern und Kurköln zu Gunsten des Planes besuchen. Der Aufenthalt Schwarzenberg’s in Brüssel (v. 9. Mai bis 4. December 1626) begleitet alle Phasen dieser dornigen Angelegenheit, die besonders in der Gegnerschaft Spaniens und Baierns ungemeinen Schwierigkeiten begegnete. Der Sieg Tilly’s über Christian IV. bei Lutter änderte wesentlich die Sachlage und zwar zum Nachtheile Spaniens, weil nun Baiern, das Haupt der sieghaften Liga, Spanien seinen Unmuth und sein Mißtrauen deutlich verspüren ließ. – Dafür machte sich am Kaiserhofe die besonders von Wallenstein verfochtene Idee der Gestaltung eines streng monarchischen Regiments in Deutschland geltend und verknüpfte sich mit den vorher von Spanien angeregten Plänen, welche die Bildung einer starken kaiserlichen Flotte im Auge hatten. S. vertrat bei der Fortsetzung der Brüsseler Verhandlungen den Kaiser, Gabriel de Roy den spanischen Hof (1627). S. begab sich nach Dresden, um den sächsischen Kurfürsten zu bearbeiten, und im October sodann nach Rendsburg, um sich mit dem Generalissimus, Wallenstein, zu verständigen, dessen Aeußerungen S. sehr befriedigten. Dann reiste er (November) nach Lübeck, um die Hanseaten für die kaiserlichen Pläne zu bearbeiten und die Gesandten Dänemarks gefügig zu machen. Aber alle Anstrengungen Schwarzenberg’s scheiterten an dem allgemeinen Mißtrauen, und so schleppten sich die Verhandlungen unfruchtbar weiter bis in den September 1628, der sie uns vollkommen gescheitert zeigt. – Mit 45 Jahren sehen wir unsern S. den Dienst des Diplomaten, der ihm viele getäuschte Erwartungen und schwere, nicht immer hereingebrachte Geldopfer bescheert hatte, mit dem des Kriegsmannes vertauschen. Er bewarb sich 1631 um das Warasdiner Grenzgeneralat und erhielt es auch. Sein Zeitgenosse Khevenhüller rühmt in den Annales Ferdinandei die auch in dieser Stellung erworbenen Verdienste Schwarzenbergs. Er war der erste seines Hauses, dem Spanien das goldene Vließ verlieh. An Güterbesitz hatte er genug zusammengebracht, aber auf seinem Familienleben ruhte kein Segen. Die erste Ehe war aus einer Berechnung geschlossen. S. verehelichte sich nämlich mit Anna, der Tochter Neumann’s, des reichen Bürgers von Villach, die, in fünfter Ehe mit Ferdinand Grafen von Salamanca-Ortenburg verwittwet, als zweiundachtzigjährige Frau dem dreißigjährigen Freier, die Protestantin dem Katholiken, ein großes Vermögen, zahlreiche Güter, darunter auch die Hauptherrschaft der erloschenen steirischen Liechtensteiner, Murau im Oberland, zubrachte. Das Begräbniß der im achtundachtzigsten Lebensjahre (1623, 18. December) verstorbenen Frau verzögerte sich bis in den Januar 1624, da die Kirchenbehörde die Beisetzung der Protestantin in der Pfarrkirche zu Murau nicht gestatten wollte, und S. mußte sich begnügen, seine Gattin an der Seitenmauer der Spitalskirche begraben zu lassen. Für die feierliche Beerdigung wurden 5000 Goldgulden aufgewendet. S. vermählte sich dann in zweiter Ehe mit Elisabeth, Gräfin von Sulz; die beiden Söhne aus dieser Verbindung starben jedoch in jungen Jahren. Kinderlos geworden, bot S. alles auf, seinen Vettern von der niederländischen Linie gegen die Ansprüche der westfriesischen Schwarzenberge den Anfall der fränkischen Stammlehen zu sichern. Graf Johann Adolf wurde der Erbe dieser Güter, der Grafschaft Schwarzenberg [305] und der großen Herrschaft Murau in der Steiermark, als Georg L. S. am 21. Juli 1646, im Alter von sechzig Jahren, aus dem Leben schied.

Khevenhüller, Ann. Ferdinandei, Leipziger Ausgabe, X.-XII. Bd. (1623–1637). – Hurter, Gesch. K. Ferdinand’s II. – Reichard, Die maritime Politik der Habsburger im 17. Jahrhundert (1867). – Maresch über den gleichen Gegenstand in den Mittheil. des Instituts für österr. Gesch.-Forschung (J. 1881). – Wurzbach, Oesterr. biogr. Lex. XXXIII, (1877) 21/22 (vgl. S. 14).