ADB:Schott, Martin
Mentelin Tochter Anlaß, sich auf den Buchdruck zu legen. Doch war nicht er der Erbe von Mentelin’s Presse, sondern dessen anderer Schwiegersohn Adolf Rusch; daher denn auch seine Drucke einen andern, zwar moderneren, aber – wenigstens theilweise – minder gefälligen Charakter tragen. Der erste datirte Druck M. Schott’s (ein deutsches Plenar) fällt ins Jahr 1481, der letzte (Wimpheling’s Philippica) an das Ende 1498 – also nicht ins Jahr 1491 oder 1493, wie man noch in neuen Werken lesen kann. Es ist übrigens anzunehmen, daß seine Druckerthätigkeit nach vor- und rückwärts über die angegebenen Grenzen hinausreicht; insbesondere ist es so gut wie gewiß, daß er mindestens schon 1480 gedruckt hat. Da die Straßburger Buchdruckgeschichte nach der Seite der Bibliographie noch sehr im Argen liegt, so läßt sich zur Zeit weder hierüber, noch über die Zahl von Schott’s Drucken Genaues feststellen. Uns sind im ganzen 21 bezw. 25 Werke seiner Presse bekannt geworden. Dies sind nun sicher nicht alle; doch scheint es nach unsern Forschungen, daß Schott’sche Drucke unter den ohne Angabe des Meisters bezw. auch des Druckorts erschienenen Straßburger Incunabeln nicht in dem Maaße vertreten sind, als man nach der ungemein großen Zahl der letzteren erwarten könnte. Hiernach hätte unser Meister nicht gerade sehr viel gedruckt, aber es sind umfangreiche Werke darunter und was noch mehr sagen will, er hat auf den künstlerischen Schmuck derselben (in Gestalt von Randleisten, Zierinitialen, Holzschnitten) großen Werth gelegt. Die Art von Litteratur, die er mit Vorliebe pflegte, gab ihm dazu freilich auch besonders reiche Gelegenheit. Es sind Bücher, wie sie damals die Lectüre der gebildeteren Stände darstellen mochten, Werke, wie das Buch vom großen Alexander, Guido de Columnis’ Historia von der Zerstörung Trojas, der Elucidarius, die 24 Alten Otto’s von Passau, Joh. Nider’s 24 guldene Harpfen u. s. w. Lateinische Werke fehlen neben diesen deutschen nicht ganz, doch treten sie sehr in den Hintergrund. Dem über den künstlerischen Schmuck der Bücher Schott’s Gesagten entspricht es, daß dieser auch schon ein Druckerzeichen hatte; es ist das Wappen seiner Familie: ein belaubter Baum, der aber in keinem Boden wurzelt, also nach seinem ganzen Umfang sichtbar ist. Links bezw. rechts vom Stamm liest man die Buchstaben M. S.
Schott: Martin S., ein Buchdrucker des 15. Jahrhunderts in Straßburg, † am 22. November 1499. Er gehörte der dortigen alteingesessenen Patricierfamilie dieses Namens an. Ein Sohn von Friedrich S., der Holzschneider und Bildhauer gewesen war, übrigens schon 1451 diesen Beruf aufgegeben hatte, war er vielleicht durch die künstlerischen Neigungen seiner Familie der neu erfundenen Kunst zugeführt worden. Möglicher Weise gab ihm aber auch erst seine Verheirathung mit des großen Druckerherrn- Vgl. C. Schmidt, Zur Geschichte der ältesten Bibliotheken und der ersten Buchdrucker zu Straßburg, S. 111. – Muther, Die deutsche Bücherillustration der Gothik und Frührenaissance I, Nr. 498 ff. – Le Bibliographe Alsacien II, 1863, S. 92–94 („Marque de M. Schott“). – Die Drucke dieses Meisters findet man, soweit sie nicht in Panzer’s Annales typogr. verzeichnet sind, bei Hain Nr. 791–793, 995, 5518, 6740, 10 913, 11 854; aber auch Nr. 4436 und 4471 weisen augenscheinlich die Typen seiner Presse auf und dasselbe soll bei Nr. 6160 der Fall sein. Weitere Drucke, die bei Hain nicht aufgeführt sind, werden bei Schorbach und Spirgatis, Heinrich Knoblochtzer in Straßburg, 1888, (s. Register) gelegentlich erwähnt (vgl. dazu Centralbl. f. Bibliothekswesen V, 1888, S. 73 ff.). Auch sind die im Archiv für Geschichte des deutschen Buchh. XI, 1888, S. 83, Nr. 552 genannten (von Schott’s Diener veruntreuten) vier Drucke sicher ebenfalls aus seiner [406] Presse hervorgegangen. In keiner dieser Quellen angeführt und daher hier besonders zu nennen ist eine Schott’s Namen tragende Ausgabe der 24 Alten von 1483; sie ist bei Trübner in Straßburg am 23. Oct. 1886 zur Versteigerung gekommen.