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Artikel „Schinmeyer, Johann Adolf“ von Gottfried von Bülow in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 31 (1890), S. 302–303, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schinmeyer,_Johann_Adolf&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 01:50 Uhr UTC)
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Schinmeyer: Johann Adolf S. (Schinmeier), Dr. theol., Orientalist, Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Stockholm, Superintendent in Lübeck, geboren am 29. (31?) März 1733 in Stettin, † am 2. Mai 1796 in Lübeck. Sein Vater Johann Christoph S. (s. o.), zur Zeit Pastor an St. Johannis in Stettin und der Spener-Francke’schen Richtung zugethan, war wegen des von ihm unter dem Schutze des Königs Friedrich Wilhelm I. nach hallischem Vorbilde eingerichteten Waisenhauses in ärgerliche Streitigkeiten mit dem Rath verwickelt worden, vertauschte deshalb sein Amt mit dem eines Inspectors (Superintendenten) zu Rathenow und starb 1767 als Superintendent zu Tönning (Holstein). Die Mutter war Amalie Emerentia Lieberkühn, Schwester des Leibarztes Friedrich des Großen. Sehr früh entwickelt bezog S. 1746 die Schule zu Kloster Berge bei Magdeburg; die dort verlebten vier Jahre, während deren er sich der besonderen Liebe des berühmten Abtes Steinmetz erfreute, hat er stets unter die wichtigsten seines Lebens gezählt. Bei der Wahl eines Berufs wiesen eigne Neigung und das Vorbild des Oheims S., der 1750 die Universität Halle bezog, auf die Medicin; durch den Rath von Verwandten und namentlich von Baumgarten (s. A. D. B. II, 161), eines alten Freundes seines Vaters, ließ er sich aber für die Theologie gewinnen, in der außer Baumgarten Michaelis (s. A. D. B. XXI, 676), Knapp (s. A. D. B. XVI, 267), Callenberg (s. A. D. B. III, 707) und Stiebritz seine Lehrer waren; doch trieb er auch Geschichte, Naturwissenschaften und Mathematik unter Joachim (s. A. D. B. XIV, 94), Eberhard (s. A. D. B. V, 568) u. A. Wegen eines Brustleidens mußte er Halle verlassen und begab sich in das elterliche Haus nach Tönning, wo ihn 1757 das adlige Fräuleinstift in Itzehoe zum Diakonus daselbst wählte, nachdem er das Jahr vorher in Altona sein theologisches Examen gemacht hatte. Eine Reise in seine Geburtsstadt Stettin wurde die Veranlassung, daß er 1764 zum Archidiakonus an St. Marien daselbst und zugleich zum Professor der Theologie und der morgenländischen Sprachen an das akademische Gymnasium berufen ward; drei Jahre später folgte die Ernennung zum Consistorialrath und 1771 ertheilte ihm die Universität Kiel auf seine Dissertation de sacrae scripturae divina origine die theologische Doctorwürde. Im J. 1772–73 bekleidete er das damals noch ambulirende Rectoramt am Gymnasium. Ziemlich unerwartet traf ihn 1774 die Berufung zum Pastor der deutschen Kirche in Stockholm und zum Inspector der dortigen deutschen Schulen, doch nahm er ihn an und hat in diesem Amte die Liebe seiner Gemeinde und die Achtung Königs Gustav III. sich in so hohem Maaße erworben, daß er bereits 1778 zum Generalsuperintendenten [303] von Schwedisch-Pommern in Aussicht genommen war, als der Rath von Lübeck ihn an Stelle von Cramer (s. A. D. B. IV, 550) zum Superintendenten erwählte. Im Herbst 1779 traf er dort ein; die schwedische Gesellschaft pro fide et christianismo, sowie die Akademie der Wissenschaften in Stockholm hatten ihn zum Abschiede zu ihrem Mitglied ernannt. – Seit 1759 war S. verheirathet mit Marie Dorothea Meyer, Tochter des Hofapothekers Meyer in Stettin, aus welcher Ehe ihn nur eine Tochter überlebte. Er war ein sehr vielseitig gebildeter, für Beifall und äußere Ehre nicht unempfänglicher, gefeierter Kanzlerredner seiner Zeit, wobei ihm seine Umgangsformen, eine ansehnliche Gestalt und ein würdevolles Aeußeres sehr zu Statten kamen; auch hatte er, obgleich er nicht frei vortrug, sondern selbst die kleinste Gelegenheitsrede ablas, bis zuletzt immer volle Kirchen. Als Theologe hatte er sich mit der Zeit von der pietistischen Schule, aus der er hervorgegangen war, mehr und mehr entfernt, er war z. B. auch Freimaurer; gewisse Eigenschaften jener Richtung, wie die Strenge gegen die Adiaphora, hat er indeß bis an sein Ende beibehalten. Von seinen Schriften (ein vollständiges Verzeichniß derselben findet sich in Rötger’s Nekrolog f. Fr. d. d. L. vom Jahre 1796) sind zu nennen: „Sammlung einiger Reden“, Stettin 1766, 8°; „De optima studii theologici in academia ratione“, 1773; „Predigten über den Charakter Jesu“, Stettin 1774 und 1776; „Geschichte der schwedischen Bibelübersetzungen und -ausgaben“, Flensburg 1777–82; „Predigten über Luthers Katechismus“, Lübeck 1780 und 1786; „Imago theologi sapienter liberalis“, 1782; „Lebensbeschreibung der drei schwedischen Reformatoren Lorenz Anderson, Oluf Peterson und Lorenz Peterson“, Lübeck 1783, 4°; „Allgemeine Betrachtungen über Religion, Offenbarung und Bibel“, 1785.

Meusel, Gel. Teutschland III und Nachtrag 1–4. – Schlichtegroll, Nekrolog auf das Jahr 1796, I, 209 ff. Gotha 1799. – Schinmeyer’s Bildniß in Beyer’s Allg. Magazin f. Prediger, Band 8, Stück 2.