ADB:Salisch, Karl Heinrich Julius Graf von

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Artikel „Salisch, Karl Heinrich Julius, Graf von“ von Albert Schumann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 30 (1890), S. 251–253, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Salisch,_Karl_Heinrich_Julius_Graf_von&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 16:21 Uhr UTC)
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Salisch: Karl Heinrich Julius, Graf v. S., Geschichtschreiber und Dichter, wurde am 3. Januar 1769 zu Dobrischau in Schlesien geboren. Sein Vater, der eine Freiin v. Scheliha, die Tochter des Rittergutsbesitzers Karl Joachim v. Scheliha auf Großkrutschen, geheirathet hatte, scheint nicht sehr vermögend gewesen zu sein; denn der junge S. wuchs, ohne daß sich ein Todesfall in der Familie als Ursache angegeben fände, seit dem 4. Altersjahre in dem Hause seines Großvaters auf, der seine Erziehung sorgfältig überwachte. Nachher wird er eine Ritterakademie besucht haben, bevor er zu Anfang 1788 nach Gotha übersiedelte, wo einer seiner Vettern aus dem Geschlechte v. Scheliha als Hofjunker und Kammerauditor lebte und wo er selbst der vier Jahre zuvor durch Konrad Ekhof gestifteten Freimaurerloge „Der Kosmopolit“ beitrat. 1792 ernannte ihn Herzog Ernst II. von Sachsen-Gotha zum Kammerjunker, und dessen Nachfolger August verlieh ihm etwa 12 Jahre später die Kammerherrnschlüssel, beförderte ihn 1821 zum Oberhofmarschall mit dem Prädicate Excellenz und bezeigte ihm auch sonst seine Huld, wie er ihn denn z. B. mit einem Gute in dem gothaischen Dorfe Liebenstein beschenkte, das S. nachmals wieder verkauft hat. Vom Herzog von Braunschweig erhielt er das Großkreuz des Guelfenordens, [252] eine Auszeichnung, die sowohl seine eigenen Verdienste als diejenigen seines Großvaters ehren sollte, da dieser, vor der Zeit seiner Gutsverwaltung, in Wolfenbüttel und bei Anton Ulrich in St. Petersburg sich als treuer Diener und Freund bewährt hatte. – S. war ein allezeit freundlicher und hülfsbereiter Mann und die maurerische Lehre von der Menschenliebe bei ihm in Fleisch und Blut übergegangen. Für die Aufgaben seines Ordens lebte und wirkte er unablässig bis zu seinem Tode, so daß er in der Geschichte der gothaischen Loge einen Ehrenplatz behauptet. Bei öffentlichen, dieselbe betreffenden Anlässen trat er mehrfach als Ordner und Redner auf. So bestimmte er als erster Marschallstabführer nach dem Tode Ernst’s II. (21. April 1804), daß die irdischen Ueberreste des verewigten Bruders „um Hochmitternacht der Erde wiedergegeben würden“, und dem verstorbenen Gymnasialdirector F. W. Döring rief er bei dessen Beerdigung (30. November 1837) tiefgefühlte Worte in die offene Gruft nach. Er veranlaßte die Gattin des seit dem 30. November 1811 in Magdeburg gefangenen Maurers R. Z. Becker, dem Kaiser Napoleon beim Pferdewechsel vor Gotha (25. April 1813) eine Bittschrift zu überreichen, welche die Wiederbefreiung ihres Mannes herbeiführte. Er stellte die Loge wieder her, die unter den wechselnden Namen „Kosmopolit“, „Rautenkranz“ und „Kompaß“ seit 1774 fortgedauert und sich am 29. Mai 1803 aufgelöst hatte, angeregt durch den Umstand, daß sich unter den im Winter 1805–1806 zu Gotha einquartierten preußischen Officieren viele angesehene Mitglieder der Berliner Mutterloge zu den drei Weltkugeln befanden, wählte auch zum Gedächtniß des verewigten fürstlichen Maurers Ernst II. statt des bisherigen den neuen Namen „Ernst zum Kompaß“ und als ihren Stiftungstag den Geburtstag des Herzogs (30. Januar). Damals wurde er zum ersten Meister vom Stuhle ernannt und konnte in dieser Stellung am 21. October 1824 die 50jährige Jubelfeier der Loge begehen. Bei deren Eröffnung übertrug er dem ältesten Maurer, H. A. O. Reichard (s. A. D. B. XXVII, 625 ff.), die Führung des Hammers; doch nahm ihn dieser nur auf einige Minuten an, um ein Dankgebet für die Versammlung und den Vorsitzenden zu sprechen. An dem gleichen Tage erfolgte auch die feierliche Aufstellung des Bildnisses von S., als des neuen Stifters von 1806, neben demjenigen Ekhof’s, des ersten Begründers der Gesellschaft. Für diesen Jubeltag hatte er den genannten Reichard bewogen, den „Versuch einer Geschichte d. g. u. v. “ (der gerechten und vollkommenen Loge) „Ernst zum Kompaß und ihrer älteren Schwestern im Orient von Gotha“ zu verfassen. Endlich durfte er noch am 30. Januar 1838 seinen 50jährigen Eintritt in die Loge unter allgemeiner Theilnahme und lebhafter Anerkennung seines Wirkens feierlich begehen. Nicht lange darauf reiste er zur Wiederherstellung seiner angegriffenen Gesundheit nach Karlsbad. Dort ist er am 14. Juni 1838 gestorben. – Zum mündlichen und schriftlichen Ausdrucke seiner Gedanken gleich geschickt, ein Freund der Wissenschaften, namentlich der Geschichte, und mit dichterischem Talente begabt, verwendete S. seine Mußestunden gern zu schriftstellerischen Versuchen. Von solchen sind im Druck erschienen: „Carl Jaroslaw Paczensky von Tenczin“ (in Fr. Schlichtegroll’s Nekrolog auf das Jahr 1792, 1. Bd., Gotha 1793, S. 60–80); die für Freunde bestimmten Erinnerungsblätter: „Carl Joachim von Scheliha“ (1795), im gleichen Nekrolog (1794, 2. Bd., ebenda 1796, S. 57–80) mit einigen Kürzungen wiederholt; „Merkwürdige Begebenheiten und Charaktere berühmter Personen aus der mittleren und neueren Geschichte“ (2 Bde., 1797–1799; 1. Bd.: Die Belagerung von Malta. Der Kardinal von Retz; 2. Bd.: Die Entthronung Iwan’s III. Die Friedensunterhandlungen zu Haag und Antwerpen); „Frauen unsers Zeitalters“ (in: „Tägliches Taschenbuch“, Gotha 1799); „Geschichte von Schlesien“ (3 Bde., 1828 [253] bis 1832; in der „Cabinets-Bibliothek der Geschichte, redigirt von J. C. Hahn und J. H. Möller“, 1. Abthlg., Bd. 19–21); „Kurze Darstellung der letzten Octobertage des Jahres 1813“ (in der Augsburger Allgemeinen Zeitung, Nr. 25 vom 7. März 1814); endlich Gedichte in Musenalmanachen, z. B. in „Schlesiens Bardenopfer“ (1786), und in Zeit- und Gelegenheitsschriften.

Meusel, Gel. Teutschl. – (Chr. Ferd. Schulze) in der Chronik des Gothaischen Historien-Kalenders auf das Jahr 1839. – A. Beck, Ernst II., Herzog zu Sachsen-Gotha und Altenburg, Gotha 1854, S. 139. – H. A. O. Reichard (1751–1828). Seine Selbstbiographie überarb. u. hrsg. von Herm. Uhde, Stuttgart 1877, S. 344, 366, 426, 430, 517, 518. – N. Nekrolog, 16. Jahrg., 1838, 2. Thl., S. 1121. – Das Intelligenzblatt der Jen. Allgem. Litteratur-Zeitung, Nr. 16 vom Juli 1838, nennt den 12. Juni fälschlich als Todestag. –