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Artikel „Söll, Christoph“ von l. u. in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 34 (1892), S. 570–571, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:S%C3%B6ll,_Christoph&oldid=- (Version vom 26. November 2024, 08:20 Uhr UTC)
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Söll: Christoph S., auch Christopherus Solius, mitunter auch Seel, Sell und Schöll genannt, stammt aus Brauneck im Etschlande, wo er wahrscheinlich im J. 1517 geboren ist. Frühe schon wandte er sich der Reformation zu; er zog dann nach Wittenberg, wo er im Winter 1537 auf 1538 inscribirt wurde als Christopherus Sell ex Brauneck. (Der ebenda im April 1589 inscribirte Foelix Sell ex Brauneck Athesinus wird wohl ein Bruder von ihm sein.) Nachdem er hier zwei bis drei Jahre sich aufgehalten, zog er nach Straßburg, wo er seine theologischen Studien fortsetzte. Er trat hier besonders zu Martin Butzer in ein näheres Verhältniß; dieser unterstützte ihn auch nach Kräften. Um die Mittel zu weiteren Studien zu gewinnen, nahm S. eine Hauslehrerstelle in der Nähe von Straßburg an, kehrte dann aber nach zwei Jahren wieder zu seinen Studien zurück. Butzer hatte um diese Zeit dem Erzbischof Hermann von Köln (s. A. D. B. XII, 138) bei der Einführung der Reformation in seinem Gebiete geholfen; als er im Herbste 1542 zum zweiten Male nach Bonn ging, nahm er sich S. als Gehülfen mit; S. wohnte mit Butzer zusammen, war ihm bei der Ausführung seiner Pläne behülflich und sorgte außerdem aufs treueste für die Pflege Butzer’s, der kränklich war und die übliche Kost in Bonn nicht vertragen konnte. Etwa nach einem Jahre kehrte S. nach Straßburg zurück, wo damals gerade die Gründung des geistlichen Studienstiftes St. Wilhelm zur Ausführung kam. Als diese Anstalt am 14. Januar 1544 eröffnet ward, wurde S. den Zöglingen als Pädagog vorgesetzt; er wohnte bei ihnen im Wilhelmerkloster, leitete ihre Studien und begleitete sie auch in die Vorlesungen. Im Juli 1544 ward S. zugleich Diakonus zu St. Wilhelm, wobei Butzer als Vorsitzender des Kirchenconvents ihn ordinirte. Familienangelegenheiten riefen ihn dann im J. 1545 zu einem Besuch in seine Heimath, wo er auch seine alte Mutter noch zu sehen wünschte; sehr anerkennend für seinen Fleiß und seine Leistungen lautet das Empfehlungsschreiben, das Butzer ihm mitgab, um ihm zu rascher Abwicklung seiner Geschäfte behülflich zu sein. Nicht lange danach war S. unter den Geistlichen, die die Straßburger Theologen auf Bitten besonders des Grafen Philipp IV. von Hanau-Lichtenberg, nach dem Unterelsaß entsandten, um hier die Reformation einzuführen. S. sollte in Buchsweiler, Pfaffenhofen und Kirweiler und Umgegend thätig sein; seinen Pfarrsitz bekam er in Kirweiler angewiesen; hier wirkte er bis zum Januar 1547. Um diese Zeit forderten ihn die Straßburger zurück; er ward nun zum Diakonus [571] zu St. Aurelien in Straßburg ernannt. Im J. 1548 heirathete S. die Alithia, die Tochter Oekolampad’s, deren Mutter als Witwe erst Capito und nach dessen Tode Butzer geheirathet hatte. Als infolge der Einführung des Interim in Straßburg im August 1548 Butzer und Fagius am 1. März 1549 aus Straßburg ausgewiesen wurden, hatte S. dasselbe Schicksal erwartet; aber ihm wurde nur verboten zu predigen, „nur das Frühgebet solle er thun und zu den Kranken gehen“; er konnte bleiben und scheint, da in der Aurelienkirche nicht wieder katholischer Gottesdienst eingeführt wurde, auch bald wieder gepredigt zu haben; Butzer selbst ermahnte ihn von Cambridge aus zur Mäßigung. Bei der Wiedereröffnung des Concils zu Trient im J. 1551, das nun auf Wunsch des Kaisers auch die Evangelischen beschicken sollten, ward auch Straßburg aufgefordert, an den Verhandlungen Theil zu nehmen; es erwählte zu seinen Gesandten den Johannes Sleidanus, dem dann als Theologen Johannes Marbach und unser S. folgen sollten. Ihre Instruction vom 27. Februar 1552 ist noch vorhanden. Am 24. Februar 1552 waren sie schon abgereist; am 18. März kamen sie in Trient an. Es ist bekannt, wie die Evangelischen dort behandelt wurden, und daß Kriegsgerüchte nach wenigen Wochen das Concil wieder auseinander trieben; Marbach und S. waren schon im April wieder in Straßburg. – Nach Butzer’s Tode am 28. Februar 1551 hatte S. eine Lebensbeschreibung desselben herausgeben wollen; aber er kam nicht mehr dazu. Schon am 18. November 1552 starb er nach kurzer Krankheit, erst 35 Jahre alt. – S. ist auch als Dichter geistlicher Lieder zu nennen; im Straßburger Gesangbuch von 1568 wird ihm eine Vermehrung der alten Strophe: „Christus fuhr auf gen Himmel u. s. f.“ um zwei weitere Strophen (schon 1545 gedruckt) zugeschrieben, und ebenso wird er später im Brandenburger Gebetbuch von 1679 als Dichter eines zuerst in Magdeburg 1585 gedruckten Liedes: „Ach treuer Gott, Herr Jesu Christ, der Du mein Heiland und Helfer bist“, genannt. Ueber andere Lieder, die vielleicht ihm angehören, vgl. Goedeke.

Röhrich, Mittheilungen aus der Geschichte der evangelischen Kirche des Elsaßes II, 50; III, 231– 244. Straßburg 1855. – Koch, Geschichte des Kirchenlieds u. s. f., 3. Aufl. II, 112 f.; V, 653, 656. – Foerstemann, Album, 168 u. 174. – Wackernagel, Das deutsche Kirchenlied III, 955 ff., Nr. 1143 u. Nr. 1146. – Goedeke, 2. Aufl., II, 187, Nr. 51.