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Artikel „Rosenfelder, Karl Ludwig“ von Lionel von Donop in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 29 (1889), S. 207–209, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Rosenfelder,_Karl_Ludwig&oldid=- (Version vom 25. November 2024, 21:05 Uhr UTC)
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Rosenfelder: Karl Ludwig R., Historienmaler, wurde am 18. Juli 1813 zu Breslau geboren. Anfänglich widmete er sich dem Wunsche der Eltern entsprechend den Uhrmacherhandwerke. Die Liebe zum Zeichnen und zur Kunst bestimmte ihn jedoch nach mehrjähriger Thätigkeit in der väterlichen Werkstatt, im December 1832 die Akademie der Künste in Berlin zu besuchen. Mit Anspannung aller Kräfte machte R. den dreijährigen Cursus durch, arbeitete dann in den Ateliers Ternite’s und Hensel’s, die sich des mittellosen Schülers fürsorglich annahmen. Seine ersten Arbeiten „Narcissus, der sein Spiegelbild im Wasser betrachtet“ und „Cola di Rienzi im Gefängniß zu Avignon“, wurden in Danzig angekauft. 1838 nahm R. mit Ehren an der Concurrenz um den großen Preis zu einer Reise nach Italien theil. Unmittelbar darauf malte er für den Stettiner Kunstverein eine Scene aus Shakespeare’s König Johann, wie Hubert bewogen wird, von der Blendung des Prinzen Arthur Abstand zu nehmen. Der Danziger Kunstverein beauftragte ihn darnach mit einem für das städtische Museum bestimmten Bilde „Die Befreiung des Danziger Reformators Pancratius Klein aus den Händen der Bischöfe“, welches die Aufmerksamkeit A. v. Humboldt’s auf den jungen Künstler lenkte. Nach der Ausstellung dieses Gemäldes wurde R. am 17. Juni 1843 von der Akademie der Künste zu Berlin zu ihrem ordentlichen Mitgliede ernannt. König Friedrich Wilhelm IV. stellte ihm sodann [208] die Aufgabe, ein großes Bild aus der brandenburgischen Geschichte zu malen. Von den vorgelegten Entwürfen wurde die Composition „Kurfürst Joachim II. auf dem Gastmahl des Herzogs Alba in der Moritzburg zu Halle, zieht den Degen gegen Alba (1547)“ gewählt, welche dem Künstler die große goldene Medaille eintrug. Schon im J. 1845 wurde R. als Director der neu zu gründenden Kunstakademie nach Königsberg berufen, wo er als Meister und Lehrer eine reiche Thätigkeit auf dem Gebiete der Historienmalerei entfaltete. Eine Reihe tüchtiger Künstler haben in der Anstalt ihre künstlerische Erziehung genossen, sowie auch der allgemeine Kunstsinn in Königsberg durch die Akademie angeregt, belebt und gefördert worden ist.

In seinen eigenen Werken bewährte R. auch fernerhin ein anerkennenswerthes Talent für Composition, er war auf sorgfältige Zeichnung, sowie auf ein klares und gefälliges Colorit bedacht, welches dem Geschmacke seiner Zeit entsprach. Abgesehen von mehreren Porträts malte er 1846 die Darstellung, wie „Karl I. von England Abschied nimmt von seinen Kindern“, angekauft von Baron v. Stecker in Breslau.

Im November 1851 unternahm R. zu seiner Erholung eine Reise nach Italien und kehrte im Juni 1852 geistig und körperlich erfrischt, wieder nach Königsberg zurück. Aus der folgenden Zeit seines künstlerischen Schaffens, ist das für das Provinzialmuseum zu Breslau angekaufte Bild „Columbus verweigert die Abnahme seiner Ketten“ zu erwähnen. Für das Album, welches Königsberg bei Gelegenheit des 600jährigen Jubiläums der Stadt dem Könige Friedrich Wilhelm IV. und der Königin Elisabeth überreichte, arbeitete R. zwei größere Aquarelle: „Herzog Albrecht von Preußen empfängt in der Domkirche zu Königsberg zum ersten Male das Abendmahl nach protestantischem Ritus“ (1525) und „Krönung König Friedrichs I. in der Schloßkirche zu Königsberg am 18. Jan. 1701“. – In demselben Jahre malte er im kleinen Hochmeister-Remter zu Marienburg zwei Figuren in Stereochromie „Heinrich Walpot von Bassenheim, den ersten Hochmeister des deutschen Ordens 1100“ und „Hermann Balk, den ersten Landmeister in Preußen 1228“, ferner „Die Besitznahme der Marienburg durch die Söldnerhäuptlinge des Deutschen Ordens im J. 1457“. – 1859 vollendete R. das Gemälde „Kurfürstin Elisabeth von Brandenburg wird beim Empfang des Abendmahls in beiderlei Gestalt von ihrem Gemahl Kurfürst Joachim I. überrascht“. – In das Jahr 1861 fällt das nach einer früheren Skizze ausgeführte Bild „Betende am Sarge Kaiser Heinrich’s IV. in der uneingeweihten Capelle der heil. Afra in Speyer 1106“, angekauft von der Verbindung für historische Kunst und gegenwärtig im Wallraf–Richartz-Museum zu Köln. – Ein Altarbild für die evangelische Kirche zu Rastenburg „Christus am Kreuze, umgeben von den beiden Marien, Maria Magdalena und Johannes“ gehört dem Jahre 1863 an.

Von 1865 bis 1870 schmückte R. die Aula der Königsberger Universität mit stereochromischen Wandgemälden, welche auf die Facultäten der Theologie und Medicin Bezug nehmen. Als Hauptmotive schildert er „Paulus predigt in Athen“ und „Hippokrates am Krankenbette“, in den Lünetten Allegorien mit Kindergruppen. In Anerkennung seiner Verdienste wurde dem Künstler zu Anfang des Jahres 1871 von der philosophischen Facultät die Würde eines Ehrendoctors verliehen. – Nerven- und Augenschwäche, die in den folgenden Jahren ihn heimsuchten, veranlaßten ihn, am 1. October 1874 nach fast 30jähriger verdienstvoller Amtsthätigkeit aus dem Staatsdienste zu scheiden. Am Morgen des zweiten Ostertages, Montag den 18. April 1881 erlöste ihn der Tod zu Königsberg von seinen quälenden Leiden.

[209] Vgl. Acta der königl. Kunstakademie zu Königsberg i. Pr. betreffend den Director, Professor Rosenfelder. Nr. 21. – Verzeichniß der Werke lebender Künstler auf der LV. Ausstellung der königl. Akademie der Künste zu Berlin, 1881. –