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Artikel „Rink, Eucharius Gottlieb“ von Ernst Landsberg in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 28 (1889), S. 645–646, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Rink,_Eucharius_Gottlieb&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 12:11 Uhr UTC)
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Rink: Eucharius Gottlieb R., Rechtsgelehrter, Geschichtsschreiber und Sammler, ist geboren am 11. August 1670 aus adeligem Geschlecht, in dessen Besitz das Erbgut Stötteritz bei Leipzig stand, als Sohn des Johann Georg, damals Regierungssecretärs bei dem Herzog Christian als postulirtem Administrator von Merseburg, später chursächsischen Commissars und Amtmannes zu Belzig. Eucharius Gottlieb verbrachte seine ersten Jahre in Merseburg beim Vater, wurde sodann zur Erziehung zu seiner Großmutter mütterlicherseits nach Leipzig geschickt, dort schon 1679 von Lüder Mencke in die akademische Matrikel eingetragen und 1687 wirklich in die Zahl der Studenten aufgenommen. Er hörte Philosophie, Politik, Geschichte und Staatsrecht. Um 1690 zog er nach Altorf über, trat dort zu dem Polyhistor Wagenseil in ein näheres Verhältniß, erwarb 1792 den Grad eines Licentiaten und beschloß seine Studien zu Halle unter Thomasius und Stryk. Letzterer verschaffte ihm die Stellung eines Hofmeisters bei einem jungen Grafen zu Loewenstein-Wertheim, mit welchem er längere Reisen machte, als deren Frucht er eine ihm lebenslänglich nachgerühmte außergewöhnliche Urbanität, feine Manieren, Welt- und Menschenkenntniß mit nach Hause brachte. Er verließ die Wertheim’schen Dienste 1696, ging 1697 wieder nach Altorf, wo er seine Inauguraldissertation hielt und Vorlesungen über öffentlich-rechtliche Materien, sowie über die Kunst der feinen Lebensart u. dgl. begann, begab sich jedoch schon wieder 1700, immer weiterer Fortbildung zustrebend, nach Wien, wo er bis 1703 verweilte und nicht nur juristisch durch processualische Beschäftigung mit reichsritterschaftlichen Angelegenheiten am Reichshofrath, sondern auch poetisch und historisch durch dem Erzhause Oesterreich gewidmete Huldigungen und vor allem gesellschaftlich sich so hervorthat, daß er enge Beziehungen zu vornehmen und mächtigen Persönlichkeiten aller Art anknüpfen konnte und, ein offenbar in allen Sätteln gerechter Mann wie er war, Anerbietungen zum Eintritt in russische Regierungsdienste einerseits und zur Uebernahme einer Hauptmannsstelle in einem kaiserl. österreichischen Infanterieregiment andererseits erhielt, von welchen ihn besonders die letztere stark gelockt zu haben scheint, während er gleichzeitig einen gelehrten Erfolg mit seinem 1701 erschienenen Tractate über das Münzwesen erzielte. Bei der entscheidenden Wahl, welche er nunmehr zwischen den mehreren sich ihm gleich aussichtsreich eröffnenden Lebenswegen zu treffen hatte, überwog schließlich das Drängen seiner Altorfer Freunde zu Gunsten der gelehrten Thätigkeit; er begab sich zunächst wieder nach Leipzig, erhielt 1707 einen Ruf nach Altorf als Professor des öffentlichen und canonischen Rechtes und ist dann den ganzen Rest seiner bis dahin so bewegten Laufbahn in dieser Stellung, zu welcher 1717 noch die Professur des Lehnrechts hinzukam, geblieben, hauptsächlich mit seinem Lehrberuf und der Pflege seiner zahlreichen Liebhabereien beschäftigt. Er doctorirte und heirathete 1709, ward 1732 zum Wirklichen Kaiserlichen Rath ernannt, 1739 in die königl. preußische Societät der Wissenschaften aufgenommen und ist gestorben am 9. Februar 1745. – R. hat verschiedene juristische Arbeiten und Tractate, aus dem Kreise der Fächer, welche er akademisch vertrat, besonders aus dem Lehnrecht und außerdem auch aus dem Gebiete des Deutschen Rechts, geliefert, ohne daß denselben ein hervorragender Werth zukäme. Seine historischen Producte, voluminös-umständliche Erzählungen von Leben und Thaten Leopold’s I., Ludwig’s XIV. und des Prinzen Eugen, sind im gewöhnlichen Geist der Zeit geschriebene Etiquette-, Hof- und Schlachtchroniken mit breitem Wortschwall, hohem Pathos, unzusammenhängender Gesammtdarstellung, aber voll anerkennenswerth kräftig ausgeprägter nationaler Gesinnung. Besonders bekannt geworden ist er durch seine zahlreichen und vollständigen, wie es scheint mit Geschmack und jedenfalls mit Eifer auf Grund eines ansehnlichen Vermögens angelegten und gepflegten Sammlungen hauptsächlich [646] zu der Münz- und Wappenkunde, aber auch von Versteinerungen, Siegeln, Muscheln, Naturwundern, Stufen, Schnupftabaksdosen, Gewehren u. dergl. m.; eine ausgezeichnete Büchersammlung aus den entsprechenden Litteraturzweigen vervollkommnete dieses „Cabinet“, welches jener Zeit als ein Schatz ganz außergewöhnlicher Art erschien, von verschiedenen Gelehrten zu ihren Arbeiten benutzt worden ist und in seiner Integrität eine ausführliche Schilderung durch Rink’s Schwiegersohn, Adam Fr. Glafey (s. A. D. B. IX, 205) gefunden hat. Die Münzen sind 1766 zu Leipzig versteigert worden; über den Verbleib der übrigen Bestandtheile vermag ich nichts anzugeben.

Heumann, Lebensbeschreibung. – Will, Nürnbergisches Gelehrtenlexikon III, 336 f.; Nopitsch, Fortsetzung dazu, 3. Supplementband, S. 269 f. – Köhler, Münzbelustigungen, 28. Stück.