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Artikel „Rink, Melchior“ von Alfred Stern in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 28 (1889), S. 646, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Rink,_Melchior&oldid=- (Version vom 26. April 2024, 21:37 Uhr UTC)
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Rink: Melchior R., Zeit und Ort der Geburt sind ebenso unbekannt wie die des Todes. Eine unglaubwürdige Nachricht läßt ihn Ende des Jahres 1521 unter den Zwickauer Propheten nach Wittenberg gelangen. Sicher verbürgt ist, daß er 1523 als Schulmeister und Caplan in Hersfeld wirkte. Er hatte, namentlich wegen seiner Sprachkenntnisse, den Beinamen des „Griechen“. Da er nebst dem Pfarrer Heinrich Fuchs das Evangelium zu predigen anfing, ward er, wie dieser, vom Abte des Stiftes Hersfeld abgesetzt. Ein Aufruhr des Volkes nöthigte jedoch den Abt, diese Verfügung zurückzunehmen. R. verließ bald darauf Hersfeld, wurde Pfarrer in Oberhausen bei Eisenach, danach in Eckardshausen, nahm als Gesinnungsgenosse Münzer’s am Bauernkriege Theil und wurde durch den Ausgang der Schlacht von Frankenhausen zur Flucht gezwungen. Vielleicht war er 1527 unter den Täufern zu Worms. Man findet ihn 1528 als Mittelpunkt einer anabaptistischen Gemeinde in der Nähe von Hersfeld. Er ließ sich weder vom Pfarrer Raidt, noch von der theologischen Facultät zu Marburg bekehren und wurde vom Landgrafen Philipp zur öffentlichen Ablegung der Kirchenbuße verurtheilt. Aufs neue flüchtig, ward er 1531 ergriffen und zu Vacha an der Werra in gelinder Haft gehalten. Georg Witzel, der ihn in jener Zeit sah, suchte ihn vergeblich umzustimmen. Später wurde er mehrfach im Gebiete des Kurfürsten von Sachsen betreten. Im J. 1538 erscheint er wieder auf kurhessischem Territorium in Baerbach als Gefangener, und noch im März 1540 taucht er in der Correspondenz des Landgrafen Philipp und Bucer’s auf. R. war, wie Münzer, stark von der Mystik beeinflußt und forderte im Einklang mit dessen Lehren, daß alle Obrigkeit von der Gemeinde zu wählen sei, sowie daß Gütergemeinschaft herrschen müsse. Er ist mehrfach (so von Hochhuth in Herzog’s theologischer Real-Encyklopädie) mit Melchior Hofmann verwechselt worden, was u. a. zur Annahme geführt hat, daß er sich zeitweilig in Schweden und Ostfriesland aufgehalten habe.

Hochhuth, Mittheilungen aus der protestantischen Sectengeschichte in der hessischen Kirche (Zeitschrift für die historische Theologie, h. v. Niedner, Bd. XXVIII. 1858). – Cornelius, Geschichte des Münsterischen Aufruhrs II, 40. 42. – F. O. zur Linden, Melchior Hofmann, ein Prophet der Wiedertäufer. Haarlem 1885. S. 95, 171–185, 394. – M. Lenz, Briefwechsel Landgraf Philipps mit Bucer I, 325.