ADB:Rehhoff, Johannes Andreas

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Artikel „Rehhoff, Johannes Andreas“ von Carsten Erich Carstens in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 27 (1888), S. 596–597, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Rehhoff,_Johannes_Andreas&oldid=- (Version vom 26. Dezember 2024, 07:05 Uhr UTC)
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Rehhoff: Johannes Andreas R. Er war geboren am 28. Aug. 1800 in der Stadt Tondern (Schleswig-Holstein), wo sein Vater damals Archidiakonus († 21. März 1833 als Pastor in Broacker). Er besuchte die Rectorschule der Vaterstadt, die unter dem trefflichen Professor J. Decker mit dem Lehrerseminar verbunden war, und genoß nebenbei Privatunterricht des Vaters. Nach der Confirmation besuchte er während dreier Jahre die Gelehrtenschule zu Husum und studirte dann von 1819 an Theologie in Kiel und Berlin. Am ersteren Orte übten Twesten und Klaus Harms besonders Einfluß auf ihn, am letzteren neben Schleiermacher und Neander besonders der junge Docent Tholuck. Das theologische Amtsexamen bestand er 1824 auf Gottorf mit Auszeichnung, war dann eine Zeit lang Hauslehrer und ward 1826 im November zum Diakonus im Dorfe Tellingstedt in Dithmarschen und 1830 desgleichen zum Archidiakonus in seiner Vaterstadt Tondern gewählt, welches Amt sein Vater früher auch innegehabt. 1837 ward er vom König zum Propst und Hauptpastor in der Stadt Apenrade ernannt, 1841 Ritter vom Danebrog. Als der Generalsuperintendent Callisen 1848 sein Amt niederlegte, wurde die Verwaltung dieses hohen Amtes von der provisorischen Regierung R. für den dänisch redenden Theil des Herzogthums Schleswig übertragen, während für den deutsch redenden Theil dieselbe dem D. Nielsen (s. A. D. B. XXIII, 670) übertragen wurde. 1850 ward er zwar von der dänischen Regierung aus seinen sämmtlichen Aemtern entlassen, dann aber ward er von der Statthalterschaft in Kiel zum Departementschef für die geistlichen Angelegenheiten (Cultusminister) ernannt, welches Amt er vom 29. Mai 1850 bis 1. Februar 1851 verwaltete. Gleichzeitig creirte ihn die theologische Facultät der Kieler Universität h. c. zum Dr. theol. Unterm 25. Mai 1851 ward er darauf vom Kirchencollegium zu Sct. Michaelis in Hamburg zum Hauptpastor gewählt, welche Wahl am 4. Juni vom hohen Senat der freien Stadt Hamburg bestätigt ward, am 7. October trat er nun dieses Amt an. 1864 ward ihm von der obersten Civilbehörde für Schleswig-Holstein ein Commissorium übertragen zur Neuorganisation des Kirchen- und Schulwesens, und der Hamburger Senat bewilligte dazu den Urlaub, so daß er nun vom 21. April bis 4. August in Flensburg wohnend, dieses Werk vollführte. Die ihm angetragene Generalsuperintendentur lehnte er ab, und am 5. Januar 1870 ward er zugleich Senior des hamburgischen Ministeriums, welche Stellung ungefähr die eines Generalsuperintendenten ist. Am 8. October 1876 feierte er sein 25jähriges Amtsjubiläum als hamburgischer Geistlicher und am 14. Januar 1877 das 50jährige Jubiläum als Geistlicher überhaupt. Bei dem letzteren Feste hielt der Generalsuperintendent D. Jensen aus Kiel die Festpredigt, und schleswig-holsteinische Geistliche überreichten ihm ein gesammeltes Capital als Rehhoff-Stiftung für Theologiestudirende. 1879 legte er sein Seniorenamt nieder, weil er nicht mehr damit durchdringen konnte, nur entschieden rechtgläubige Prediger anzustellen, und suchte darauf überhaupt seine Entlassung aus dem Amte, die ihm zum 1. Januar 1880 in sehr ehrenvoller Weise zu Theil ward. Am 27. Mai 1881 war es ihm vergönnt, seine goldene Hochzeit zu feiern. Er starb am 9. Januar 1883. R. war ein besonders begabter Prediger. Er hat überall, wo er wirkte, auch in Hamburg bis ans Ende, immer vor voller Kirche gepredigt. Dabei war er zugleich ein gewandter Geschäftsmann, wie er sich als solcher in seinen administrativen Aemtern, Propstei, Seniorat, besonders bewährt hat. Er war „ein christlicher Charakter, ein Mann in Christo, demüthig, zuverlässig, fest und treu“. Zum litterarischen Schaffen fühlte er, obwol theologisch durchgebildet, doch mehr Mann des Lebens, als der Wissenschaft, sich weniger aufgelegt. Während seines Tondern’schen Aufenthaltes erschien von ihm als Seitenstück zu dem Vent’schen Werk über die Evangelien: „Homiletisches Magazin [597] über die epistolischen Texte“, Hamb. 1833, 2 Bde. In Apenrade, wo viel Schifffahrt, fand er Veranlassung zu seinem „Seemannsbüchlein. Betrachtungen, Belehrungen und Ermahnungen für Seeleute“, Schlesw. 1843, wovon 1856 eine zweite Auflage, Hamb., Rauh. Haus, erschienen. Das Buch ist vom Pastor Ruban in’s Dänische übersetzt, 1843. Während seines Kieler Aufenthaltes gab er heraus: „Achtzehn Predigten, zehn über das Vaterunser und acht über das Gleichniß vom verlornen Sohn“, Kiel 1850, davon er den Ertrag zur Unterstützung der abgesetzten schleswig-holsteinischen Geistlichen bestimmte. Außerdem sind von ihm während seines Hamburger Aufenthaltes eine Reihe Casualpredigten in Druck gegeben, auf Verlangen der Hörer.

Alberti, S.-H. Schriftstellerlex., II. 242, Forts. II. 162. – Hamburger Schriftstellerlex., Bd. VI, S. 184. – S.-H. Kirchen- u. Schulbl. 1883 Nr. 5. – Zum Gedächtniß an D. J. A. R. in Monatsschr. f. d. evang.-luther. Kirche im Hamb. Staate und separat Hamb. 1883.