ADB:Röhling, Johann Christoph
[57] im J. 1790 (anonym) ein „Versuch einer Universal-Bienengeschichte“, I. (einziger) Theil; sodann die „Abhandlung über Bienenzucht“, in Weißenbruch’s ökon. Lehr- und Hülfsbuch, 1795; später der „Beitrag zur Bienenbegattung“, im Reichsanzeiger, 1800, Nr. 266; „Moosgeschichte Deutschlands“, I, 1800. Am bedeutendsten ist das botanische Werk: „Deutschlands Flora, zum bequemen Gebrauch in tabellarische Form gebracht, nebst erklärender Einleitung in die botanische Kunstsprache, ein Taschenbuch“, 1796; die zweite Auflage erschien in erweiterter Gestalt: „Deutschlands Flora oder systematisches Verzeichniß aller in Deutschland entdeckten Gewächsarten nebst Anleitung zur Kenntniß der äußeren Theile der Pflanzen, ein Handbuch für Botaniker u. s. w.“, 1812–1813, 3 Theile, die dritte Auflage, in abermals erweiterter Bearbeitung von F. K. Mertens und W. D. J. Koch: „Röhling’s Deutschlands Flora, nach einem veränderten und erweiterten Plane bearbeitet“, 1823–1839, 5 Bände. Der Vollständigkeit wegen fügen wir hinzu (anonym): „Reise eines Marsbewohners auf die Erde, zur Zeit der Wahl und Krönung Leopold’s II. zum Kaiser. Auf der Erde“, 1791, und „Sesostris, Pharao von Mizraim, eine Geschichte der Urwelt“, I, 1796.
Röhling: Johann Christoph R., evangelischer Geistlicher und Naturforscher, geboren am 27. April 1757 zu Gundershausen bei Darmstadt, † am 19. December 1813 zu Massenheim. Er war der Sohn eines armen Leinwebers, welcher auf einer Seereise nach Surinam sich mancherlei Kenntnisse erworben, aber auf der Rückreise seine ganze Habe durch den Sturm verloren hatte. So erweckte derselbe schon frühe in dem Knaben einen großen Wissenstrieb und zwar namentlich für das Gebiet der Natur, doch konnte bei den ärmlichen Verhältnissen nicht davon die Rede sein, daß derselbe sich den Wissenschaften widme, sondern er wurde frühe zu des Vaters Handwerk angehalten, bis in seinem 13. Lebensjahre der Geistliche des Ortes, Joh. Pet. Bonhardt, ihm Unterricht in der lateinischen Sprache ertheilte und das Interesse der Frau Geheimrath v. Atzenheim, nachher Frau General v. Hofmann für den talentvollen Knaben erweckte. Diese ermöglichte durch ihre Fürsprache bei anderen und einen wenn auch geringen Geldzuschuß, daß er die Schule zu Darmstadt besuchen und im J. 1778 die Universität Gießen beziehen konnte, um Theologie zu studiren; freilich mußte er auch selbst durch „Informiren“ sich Geld zu erwerben suchen. Nach absolvirtem Triennium wurde er zunächst Hauslehrer bei den Söhnen seines Wohlthäters, des Pfarrers Bonhardt; in den Freistunden beschäftigte er sich mit Studium der Mathematik und Beobachtung der Bienen, sowie mit Botanik. Nebenbei übte er sich im Predigen; indeß erregte er durch seine rationalistischen Predigten Anstoß, u. a. auch bei seiner früheren Wohlthäterin. Nach fünf Jahren, als seine Zöglinge die öffentliche Schule in Darmstadt bezogen, wechselte er seine Stellung; doch gab er die neue Stelle bald auf und übernahm das Amt des ersten Lehrers an der Waisenhausschule zu Frankfurt a. M. Waren auch die Verhältnisse in dieser Anstalt nicht ganz nach seinem Sinne, so gab doch der Aufenthalt in der großen Stadt seinem Geiste manche Anregung und vielfache Gelegenheit den Blick zu erweitern; namentlich auch lernte er in den gebildeteten Kreisen, in welche er kam, sich gesellschaftlich besser zu bewegen, als bisher. Doch nach fünf Jahren trieben ihn Verläumdungen, die seine Stellung unhaltbar machten, auch von Frankfurt weg. Zum Glücke war eine Pfarrei erledigt, welche er beanspruchen zu dürfen glaubte und auch erhielt. So wurde er am 24. Juli 1792 zum Pfarrer von Braubach ernannt und am 25. November eingeführt. Das Jahr 1797 erweiterte seinen Wirkungskreis, da er zugleich das Amt eines Inspectors der Diöcese Braubach und Katzenelnbogen übernahm. Im J. 1800 wurde er zum Pfarrer in Breckenheim, 1802 zum Pfarrer in Massenheim bei Eppstein ernannt, wo er starb. Auch während seiner pfarramtlichen Thätigkeit, von welcher mehrere Predigten und andere kleine Schriften, die er drucken ließ, Zeugniß ablegen, blieb er seiner Liebe zur Natur treu und verfaßte mehrere auf eigener Beobachtung beruhende Schriften, welche auch für die spätere Zeit ihren Werth behielten; so erschien- Vgl. Strieder, Grundlage zu einer hessischen Gelehrten- und Schriftsteller-Geschichte XII, 1799, S. 52–62 und Nachträge in Band XIII. und XIV. – Meusel X, S. 495. – Scriba, Biogr.-litt. Lexikon der Schriftsteller des Großherz. Hessen II. – F. W. Schellenberg im Allg. Nassauischen Schulblatt, 1856, S. 193–198, 687.