ADB:Prugger, Nikolaus
Maximilian I. ließ ihn dann zum Maler ausbilden. „Er malte in der Folge so fein, daß er auf Kupferblättchen in der Größe eines Groschen 7 Porträte der Kurfürstin malte“. Neben der Miniaturmalerei betrieb er auch das Oelmalen, fertigte Altarblätter; so werden von ihm genannt der heilige Gallus auf dem Erasmusaltar in der Peterskirche zu München und in der Schloßkirche zu Tegernsee der heil. Cajetan. Hauptsächlich bekannt ist aber P. als Porträtmaler, wobei er nicht bloß kleine miniaturartige Bildnisse malte, sondern auch lebensgroße Figuren. In der Galerie Schleisheim befindet sich als „Schule der Clouet“, Nr. 691–95 eine Folge kleiner Oelporträts: Herzog Anton der Gute von Lothringen; Renata, Gemahlin desselben; Herzog Franz I. von Lothringen; Renata, Gemahlin des Herzogs Wilhelm V. von Baiern; Elisabeth, Gemahlin des Kurfürsten Maximilian I. von Baiern. Da diese schon früher als Arbeiten Prugger’s aufgeführt wurden (Elisabeth ist bei Lipowsky nicht genannt, dagegen Karl III., Herzog von Lothringen, dessen jetziger Verwahrungsort mir nicht bekannt ist), so kann man kaum zweifeln, daß diese sieben Bildchen in der That von P. herrühren, der sie, wahrscheinlich im Auftrag des kurfürstlichen Hofes, nach älteren Vorlagen ausgeführt hat. Die Schleisheimer Sammlung verwahrt in der Ahnengalerie (Nr. 33–35) noch drei Bildnisse: der Kurfürst Maximilian I., die erste Gemahlin desselben Elisabeth Renata und die zweite Maria Anna; die Kurfürstin Elisabeth ist natürlich nach einem ältern Bilde copirt. Außerdem sieht man parterre im Speisesaale des Schlosses noch das große Reiterbild Max I., im Hintergrund eine Schlacht (Nr. 276). In der alten Pinakothek zu München ist von P. das lebensgroße Stifterbildniß des genannten Kurfürsten. Das Bildniß eines jungen Mannes in schwarzem Gewande, das früher in der Pinakothek war, befindet sich jetzt unter Nr. 19 in der Gemäldegalerie des kgl. Schlosses zu Ansbach. Dufresne führt in seinem Catalogue de ses Tableaux (Munich [136] 1769) unter den Nrn. 333–339 Bildnisse der Familie Paar an, die P. im J. 1647 gemalt hatte. „Unter dem Kurfürsten Ferdinand Maria wurde P. Hofmaler und unterrichtete diesen Fürsten acht Jahre lang im Zeichnen und Malen und fertigte für ihn viele zarte Miniaturen. Besonders zierte er für denselben zwei Officia beatae Virginis, eines in Oetav, das andere in noch kleinerem Formate.“ Der Künstler erhielt auch ein kaiserliches Privilegium, das seine Schüler des Zunftzwanges enthob. Leider kam der verdiente Künstler, da seine Gönnerin Maria Anna 1665 starb, in üble Vermögensverhältnisse und mußte zuletzt noch Hühnersteigen verfertigen und diese selbst auf dem Markte feilbieten. 1690 ließ er sich als Sodal bei der größern von den Jesuiten geleiteten Congregation einschreiben, vier Jahre darauf (1694) verstarb er.
Prugger: Nikolaus P., auch Brugger und Brucker genannt, Maler, geboren vermuthlich um 1620–25 zu Trudering, einem Dorfe östlich von München. Ueber seine ersten Schicksale wird erzählt: „seine Mutter ging mit ihm von Trudering nach München, um die Charfreitagsprocession zu sehen, während welcher ihn die Kurfürstin Maria Anna vom Balkon, wo sie der Procession ebenfalls zusah, erblickte und ihn liebgewann. Die Mutter wollte der Kurfürstin auf ihr dringendes Verlangen den Knaben nicht schenken, wohl aber leihen, und so wurden endlich beide einig“. KurfürstSeine Tochter Theresia († zu Sulzbach 1719) heirathete den Maler Johann Georg Asam und wurde die Mutter zweier localberühmter Künstler, des Malers Cosmas Damian Asam (geb. 1686) und des Bildhauers Aegidius Asam, deren bekannteste Schöpfung der Bau und die Ausschmückung der St. Jakobskirche zu München ist.
Der Kupferstecher Michael Wening stach nach P. das Porträt des kurfürstlichen Leibarztes und Comes Palatinus Johannes Jacobus de Maphaeis (Maffei) in Halbfigur, 8°, worauf der Name des Künstlers mit N. Brug. pinxit angegeben ist.
Dem Münchener Schriftsteller Franz Trautmann diente unser Künstler als Held eines Romanes: „Meister Niclas Prugger, der Bauernbub von Trudering. Eine Erzählung aus dem 17. Jahrhundert“. Regensburg 1879.