Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Pruystinck, Eligius“ von Herman Haupt in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 53 (1907), S. 136–137, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Pruystinck,_Eligius&oldid=- (Version vom 26. November 2024, 20:17 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Prugger, Nikolaus
Band 53 (1907), S. 136–137 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Kein Wikipedia-Artikel
(Stand Oktober 2015, suchen)
Eloy Pruystinck in Wikidata
GND-Nummer 119202158
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|53|136|137|Pruystinck, Eligius|Herman Haupt|ADB:Pruystinck, Eligius}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=119202158}}    

Pruystinck: Eligius P., Stifter der pantheistischen Secte der Loisten, † 1544. – Im März 1525 wurden die Wittenberger Reformatoren durch das Erscheinen von „neuen Propheten“ beunruhigt, die von Antwerpen nach Wittenberg gekommen waren und die Wesensgleichheit der menschlichen Vernunft mit dem heiligen Geiste verkündigten. Ihr Wortführer war der Antwerpener Schieferdecker Eligius (Loy) Pruystinck, der in jenen Tagen in Gegenwart Luther’s mit Melanchthon disputirte. Zu Anfang April 1525 sandte Luther seinen Anhängern in Antwerpen eine eindringliche Warnung vor den Lehren jener „Polter- und Rumpel-Geister“, deren Führer, unter ihnen P., kurz darauf von der Inquisition in Untersuchung gezogen wurden und ihre Irrlehren abschworen. Dieser erzwungene Widerruf that allerdings der weiteren Verbreitung der Secte der „Loisten“, wie sie nach ihrem Stifter genannt wurde, keinen Eintrag. Nach Berichten aus den Jahren 1534 und 1544 waren gerade die wohlhabenden Kreise Antwerpens unter den Anhängern der pantheistisch-libertinischen Lehren zahlreich vertreten. Aber auch außerhalb seiner Vaterstadt hatte P. durch Flugschriften, die einer seiner Jünger verfaßte, namentlich in Flandern, Brabant und im Kölner Gebiete starken Anhang gewonnen. Es ist zu verwundern, daß P. so viele Jahre hindurch von der Inquisition unbehelligt blieb. Erst im Sommer 1544 zog sich infolge der Geständnisse eines Wiedertäufers das Netz über ihm zusammen. Trotzdem er sich zu abermaligem Widerruf erbot, wurde er als rückfälliger Ketzer zum Feuertod verurtheilt, den er am 25. October 1544 erlitt. Sechs seiner Anhänger wurden enthauptet, andere retteten sich durch die Flucht. – Nach der Lehre Pruystinck’s ist der menschliche Geist, wie schon angedeutet, göttlicher Substanz und daher sündlos. Des Menschen letzte Bestimmung ist es, ganz frei zu sein, nichts aus sich selbst zu begehren und im göttlichen Wesen aufzugehen. Die Vermuthung liegt nahe, daß die Loisten aus diesem Quietismus, [137] für den die Lehre von der Sünde, Buße und dem letzten Gerichte bedeutungslos wurde, auch praktische antinomistische Folgerungen gezogen haben, doch sind bestimmte Anklagen nach dieser Richtung gegen die Loisten nicht erhoben worden. Bei der nahen Uebereinstimmung ihrer Lehren mit dem Pantheismus der seit 1545 in den romanischen Ländern verbreiteten „Libertiner“ ist es nicht unwahrscheinlich, daß diese ihren Ausgangspunkt in dem Kreise Pruystinck’s und seiner Anhänger gehabt haben.

Jul. Frederichs, De secte der Loïsten of Antwerpsche libertijnen 1525–1545. Eligius Pruystink en zijne anhangers (= Werken von den practischen leergang van vaderlandsche geschiedenis van P. Fredericq, II). Gent und ’s Gravenhage (1891) und die dort aufgeführten Quellen.