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Artikel „Pöschl, Thomas“ von Franz Heinrich Reusch in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 26 (1888), S. 454–455, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:P%C3%B6schl,_Thomas&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 19:05 Uhr UTC)
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Pöschl: Thomas P., katholischer Geistlicher, geboren am 2. März (oder Mai) 1769 zu Höritz bei Krumau in Böhmen, † am 15. (oder 17.) November 1837 zu Wien. Er machte von 1782 an seine Studien zu Linz und Wien, wurde am 6. September 1796 zu Linz zum Priester geweiht, war an verschiedenen Orten als Hülfsgeistlicher thätig und wurde 1804 Beneficiat-Cooperator und Katechet zu Braunau am Inn. Dort erhielt er den Auftrag, den zum Tode verurtheilten (evangelischen) Buchhändler J. Ph. Palm, der am 26.[WS 1] August 1806 erschossen wurde (s. A. D. B. XXV, 102), zum Tode vorzubereiten. Zwei schöne Briefe, die er an Palm’s Wittwe schrieb, sind in der 1814 erschienenen Schrift (des Grafen Soden) über Palm S. 128 abgedruckt. P. stand in Beziehungen zu M. Boos, J. Goßner und J. Lindl (s. die Artikel), – auch zu J. Salat –, ging aber bald über deren „mystische“ Bestrebungen hinaus. 1813 wurde er wegen seines überspannten Wesens unfreiwillig von Braunau nach Ampfelwang im Hausruckviertel versetzt. Er fand auch dort und in der Umgegend eine Anzahl von Anhängern. Diesen verkündete er neue Offenbarungen, welche die Krämerin Magdalena Sickinger geb. Schlichting aus Edesheim bei Speier 1813 und 1814 erhalten haben wollte, in welchen die Verschmelzung von Judenthum und Christenthum und der Beginn des tausendjährigen Reiches eine Rolle spielten (Aufzeichnungen darüber von Pöschl’s Hand sind abgedruckt in Mastiaux’ Literaturzeitung 1822, Nr. 86, 87). Im Januar 1814 wurde eine Untersuchung gegen ihn eingeleitet. Er wurde zunächst unter die Aufsicht des Dechanten Freindaller von Vöcklabruck gestellt. Da dessen Versuche, ihn zur Vernunft zu bringen, vergeblich waren, wurde er am 27. März 1814 in das Priesterhaus zu Salzburg abgeführt. Er schrieb von dort anfangs fast täglich an seine Anhänger. Bei diesen nahm aber die Schwärmerei bald einen immer wildern Charakter an. In der Charwoche 1817, am 31. März, drangen sie auf Anstiften des Bauern Joseph Haas zu Schlage bei Ampfelwang in das Haus eines Bauern ein, welcher sich mit den Seinigen von ihren Conventikeln fern hielt: die Bäuerin wurde von der Tochter des Haas todt geschlagen; der Bauer und seine Tochter wurden so schwer verwundet, daß sie nach einigen Tagen starben. Dann wurde ein Mädchen Namens Anna Maria Einzinger mit seiner Einwilligung von Haas als „Schlachtopfer“ getödtet; an der Ermordung eines zweiten Frauenzimmers wurde er mit Mühe verhindert. Haas und die anderen Hauptschuldigen wurden noch in derselben Nacht verhaftet, am folgenden Tage über hundert „Pöschlianer“. Haas und seine Tochter wurden von dem Gerichte von der Anklage des Todtschlages wegen Unzurechnungsfähigkeit freigesprochen. Die anderen „Pöschlianer“ wurden bald von ihren Verirrungen zurückgeführt. – P. sprach über die von seinen Anhängern geübten Greuelthaten, als er davon hörte, seinen Abscheu aus. Er wurde von Salzburg nach Wien gebracht und dort als geisteskrank bis zu seinem Tode in dem Deficientenhause detinirt. – Schwärmerische und sectirerische Bewegungen, die sich um dieselbe Zeit in der Gegend von Würzburg zeigten, werden mit Unrecht (von A. v. Feuerbach, Biograph. Nachlaß II, 75 und anderen) mit den Pöschlianern in Verbindung gebracht.

[455] Die Secte der Pöschlianer in Oberösterreich. Eine auf Thatsachen gegründete Erzählung von einem Augenzeugen (Joh. Schmid), 1819 (2. Aufl. 1822). – J. Salat, Versuche über Supranaturalismus und Mysticismus, 1823, S. 267, 445, 450, 453. – Würth, Die protestantische Pfarrei Vöcklabruck … Ein Beitrag zur Kenntniß des Zustands der Protestanten in Oesterreich und der Pöschlianer jener Gegend, 1823. – Benkert, Religions- und Kirchenfreund 1833, Nr. 95, Bem. 33, 39; 1834, Bem. 8. – Wurzbach, Lexikon 23, 19.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: 20.