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Artikel „Osterwald, Georg“ von Johann Jakob Merlo in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 24 (1887), S. 523–525, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Osterwald,_Georg&oldid=- (Version vom 23. April 2024, 10:18 Uhr UTC)
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Osterwald: Georg O., ein vielseitig gebildeter Künstler, der als Maler, Zeichner, Lithograph und Radirer vorzügliches geleistet hat, wurde am 22. December (nach anderer Angabe am 26. Januar) 1803 zu Rinteln im Weserthal geboren. Beim Besuch des dortigen Gymnasiums gewann seine Neigung für die Kunst bald das entschiedene Uebergewicht und als ihm die alten Classiker vorgelegt wurden, konnte die erregte jugendliche Phantasie sich nicht enthalten, Schlachten und mancherlei andere großartige und erhabene Begebenheiten in bildlichen Versuchen darzustellen. Nachdem die oberste Classe erreicht war, begab er sich zu einem älteren Bruder, der in Bonn beim Oberbergamt angestellt war und wurde bei der dortigen Zeichnenkammer beschäftigt. Gleichzeitig ließ er sich bei der Bonner Universität immatriculiren und besuchte die mathematischen, archäologischen und artistischen Vorlesungen der Professoren D’Alton, Diesterweg, A. W. v. Schlegel und Welcker. Architektur wurde sein Lieblingsfach, besonders der gothische Stil. Nach Verlauf von drei Jahren wanderte er mit guten Empfehlungen nach München, um unter Professor Gaertner’s Leitung seine Ausbildung fortzusetzen. Bei der Münchener Baugewerkschule wurden ihm einige Lehrfächer übertragen. Drei Jahre währte sein Aufenthalt in Baierns Hauptstadt; dann erhielt er eine Anstellung als Lehrer im Zeichnen, Malen, in der Perspective etc. in dem zu jener Zeit berühmten v. Fellenberg’schen Institut zu Hofwyl bei Bern. Die großartigen Eindrücke der Schweiz bewirkten, daß er nun vorzugsweise zum Studium der Landschaftsmalerei überging, zu welchem Zweck er in der Ferienzeit nicht nur das Schweizerland, sondern auch Oberitalien durchwanderte, und zahlreiche Bilder waren die Frucht dieser Wanderungen. 1829 verlebte er eine kurze Zeit bei seinem Bruder Karl auf der Saynerhütte am Rhein, sich mannigfach beschäftigend mit Entwürfen zu Monumenten etc., welche dort in Guß ausgeführt wurden. 1830 begab er sich nach Paris, wo er tüchtigen Meistern der Kunst näher trat und durch ihren Umgang seine Fähigkeiten bereicherte. Besonders in der Technik bot sich ihm hier Gelegenheit zu erheblichen Fortschritten, vor allem in der Aquarellmalerei, worin die französischen Künstler sich auszeichnen. Während der beiden Jahre, die er hier zubrachte, führte er mancherlei Arbeiten aus, für die es weder an Beifall noch an Abnehmern fehlte; auch ertheilte er Unterricht in verschiedenen Häusern ersten Ranges sowie in einem Erziehungsinstitut für junge Engländerinnen. Von Paris 1832 in die Heimath [524] zurückgekehrt, ward ihm von Pyrmont aus von dem Hofrath C. Th. Menke der Auftrag, eine Anzahl ausgezeichneter Conchylien für ein naturgeschichtliches Werk abzubilden, was ihm meisterlich gelang. Dann wählte er Hannover zum Wohnsitz, wo er bald die angenehmste Stellung fand, bei Hofe sowohl wie im Kreise der Kunstgenossen und Kunstfreunde beliebt und anerkannt. Die hier verbrachten 8 Jahre waren die schönsten seines Lebens und zeigten ihn auf dem Höhepunkt seines künstlerischen Schaffens. 1841 ging er nach Dresden, um dem Studium der dortigen Gallerie einen Sommer zu widmen. Ein oftmal wiederholter Wunsch seines Bruders Wilhelm, damaligen Mitchefs der Heberle’schen Antiquarhandlung, führte ihn nach Köln, und die herrlichen architektonischen Merkwürdigkeiten der ehrwürdigen Colonia vermochten es, ihn dauernd hier zu fesseln. Um 1855 trat zwar eine mehrjährige Unterbrechung ein, indem er, einem lange gehegten Wunsche folgend, Italien aufsuchte, von wo er jedoch 1859 nach Köln zurückkehrte. 1864 verlieh ihm König Wilhelm von Preußen, in Anerkennung seiner artistischen Leistungen, den Titel eines königlichen Professors. Bis zu seinem am 1. Juli 1884 erfolgten Tode hat er mit ungeschwächter geistiger Kraft seine künstlerische Thätigkeit ununterbrochen fortgesetzt. Bei den Ausstellungen des Kölner Kunstvereins sowie bei den zur Verloosung in der Dombau-Lotterie einlaufenden Oel- und Aquarellgemälden war er bis zuletzt stets vertreten. Durch seine Herzensgüte hatte er sich viele Freunde und die allgemeine Verehrung erworben.

Die Kunstschöpfungen Osterwald’s gehören den verschiedensten Gebieten an. Sein lebhafter, das Schöne in allen Gestaltungen warm erfassender Geist trieb ihn dazu an. Von Oelgemälden seien genannt: Der Markt mit dem schönen Brunnen in Nürnberg; kam 1835 in den Besitz des Königs von Hannover. Das Innere der Kirche zu Altenberg und äußere Ansicht derselben Kirche; 1845 und 1846 vom Kölner Kunstverein angekauft. Der Saal im Kölner Rathhaus, 1846; im Besitz des Königs von Preußen. Auch manche Bildnisse hat er in Oel gemalt. Unter den Aquarellen erschienen ganz vortreffliche Arbeiten, wie denn überhaupt unser Künstler sich in diesem Fache von der vortheilhaftesten Seite zeigt. So in dem 1848 als eins seiner ersten Kölner Werke vollendeten großen Blatte: „Haltet Frau Musica in Ehren“, das sich durch sinnreiche Erfindung und äußerst fleißige farbenprächtige Ausführung auszeichnet. Der Kronprinz von Hannover erwarb dasselbe. Vortrefflich gelangen seine Copien der Wandgemälde im Domchor zu Köln, 1846 im Auftrag König Friedrich Wilhelms IV. von Preußen gefertigt, für dessen Album er in demselben Jahre noch acht andere Aquarelle malte. 1858 sandte er aus Italien ein vorzügliches Aquarellbild nach Köln, die Ansicht von Rom vom palatinischen Hügel aus; es wurde vom Kunstverein für seine Verloosung gewählt. Großen Beifalls erfreute sich auch eine Suite von 25 Aquarellen, zu welchen sich ihm die Vorbilder auf einer mit dem Regierungspräsidenten v. Möller unternommenen Reise durch Schweden und Norwegen dargeboten hatten. Kreidezeichnungen, Lithographien und Radirungen lieferte er in großer Anzahl, die mannigfaltigsten Gegenstände behandelnd: Historisches, Humoristisches, Bildnisse, Architektonisches, Landschaftliches etc. Sie finden sich in annähernder Vollständigkeit (bis 1850) in Merlo’s Nachrichten von Kölnischen Künstlern verzeichnet. In größerer Bilderfolge illustrirte er Knigge’s Reise nach Braunschweig, 7. Auflage, Hannover 1839; Pfarrius’ Waldlieder, Quartausgabe; Holbenii pictoris Alphabetum mortis, 1849. Beachtenswerth bleiben die von ihm illustrirten Kataloge über verschiedene unter der Leitung von J. M. Heberle in Köln zur öffentlichen Versteigerung gelangte Kunst- und Antiquitäten-Sammlungen: Pet. Leven, Frau Mertens-Schaaffhausen, Jos. Essingh, J. P. Weyer u. a. [525] Zahlreich sind auch die Einzelblätter und Bilderfolgen, welche nach seinen Zeichnungen von anderen Künstlern in Stahlstich, Lithographie und Holzschnitt ausgeführt worden sind.