ADB:O’Donel, Carl Claudius Graf

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Artikel „O’Donel, Carl Claudius Graf“ von Adolf Schinzl in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 24 (1887), S. 151–153, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:O%E2%80%99Donel,_Carl_Claudius_Graf&oldid=- (Version vom 26. Dezember 2024, 04:39 Uhr UTC)
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O’Donel: Carl Claudius Graf O. (auch O’Donell), k. k. General der Cavallerie, 1756–1771 Inhaber eines k. k. Kürassierregiments, jetzt Dragonerregiment Nr. 5, seit der Schlacht bei Torgau am 30. November 1760 Großkreuz des Militär-Maria-Theresienordens, wurde im J. 1715 (nach Victorin, Geschichte des Dragonerregiments Nr. 7, in welcher Truppe er bis zum Obersten diente, im J. 1718) in Irland geboren und ist am 26. März 1771 zu Wien gestorben. Schon im 11. Jahrhundert lassen sich Ahnen desselben in Irland nachweisen; dort erwarb sich auch das von den Schloßherren v. Dunegall und Dynasten im früheren Tyrconell abstammende Geschlecht der O’Donel’s am 10. April 1604 den Grafentitel von Tyrconell, welcher den etwa um das Jahr 1720 nach Oesterreich übersiedelten, dem neuen Vaterlande treu und verdienstvoll dienenden, directen Nachkommen Hugh’s Graf v. O. am 11. November 1763 neuerlich zuerkannt wurde. Von diesen erkämpften sich nebst Carl Claudius noch Johann und Heinrich die höchste militärische Auszeichnung, mehrere andere, worunter Hugo, Carl, sowie einen zweiten Carl ereilte der Tod auf dem Schlachtfelde, Josef wirkte verdienstlich als Präsident der allgemeinen Hofkammer, Maximilian vereitelte am 18. Februar 1853 einen auf Kaiser Franz Josef unternommenen meuchlerischen Ueberfall. Fast für alle die hier Genannten fehlen aber leider umständliche und sichere biographische Daten und scheinen namentlich bezüglich Carl Claudius vor seiner Ernennung zum Generale und rücksichtlich der Schlacht bei Leuthen am 5. December 1757 mehrfache Verwechlungen mit dem Lebenslaufe seiner Verwandten zu bestehen. Glaublich dürfte jedoch sein, daß Carl Claudius im J. 1736 als Cornet im Kürassierregiment Graf Andreas Hamilton, jetzt Dragonerregiment Nr. 7, Aufnahme fand, in dessen Verbande im Türkenkriege am 23. Juli 1739 verwundet wurde, noch in demselben Jahre zum Major vorrückte, im oesterreichischen Erbfolgekriege bei Hohenfriedberg am 4. Juni 1745 eine zweite Blessur erlitt, 1748 zum Oberstlieutenant avancirte, 1752 als Oberst zum Dragonerregiment Johann August Herzog von Sachsen-Gotha, jetzt Ulanenregimeut Nr. 8 kam, kurz hierauf das Commando des Regiments zugewiesen erhielt und spätestens im J. 1756 in die Charge eines Generalmajors trat. Denn als solcher befehligte er am 31. September 1756 den aus allen Grenadier- und Carabiniercompagnien zu Fuß und zu Pferd und allen leichten Truppen der Generale Hadik und Draskowics zusammengesetzten Vortrab des Heeres, worauf er am 1. October 1756 in der unentschiedenen Schlacht bei Lobositz nach Verwundung des Generali Radicati das Commando der Reiterei übernahm und ungeachtet des äußerst mörderischen feindlichen Gewehrfeuers [152] unerschütterlich seine Stellung behauptete. Mit gleicher Umsicht und Ausdauer führte O. auch bei Prag am 6. Mai 1757 die ihm untergeordnete Reiterei; ganz besonders hat er sich aber in dieser Schlacht dadurch hervorgethan, daß er vom linken Flügel aus der hart bedrängten Infanterie des rechten Flügels mit mehreren Regimentern zu Hilfe eilte, deren geordneten Rückzug nach Wolschan durch eine kühne, trotz großer Verluste nachdrückliche Attaque deckte und dann vor dem genannten Orte sich wieder festsetzte. An der Schlacht bei Kollin am 18. Juni 1757 nahm O., damals schon Feldmarschalllieutenant, gleichfalls einen nennenswerthen Antheil; er führte den Angriff in General Hülsen’s Rücken, lockte hierbei den Gegner durch einen vorbedachten freiwilligen Rückzug in ein heftiges Gewehr- und Geschützfeuer, und nachdem er dasselbe Manöver nochmals mit gleichem Erfolge wiederholt hatte, zersprengte er endlich gemeinsam mit der übrigen Cavallerie die gesammte Infanterie Hülsen’s und des Prinzen Moritz. Vollste Anerkennung brachte ihm ferner der Ueberfall von Hochkirch vom 13. bis 14. October 1758, bei welcher Gelegenheit er sich bereits in der Charge eines Generals der Cavallerie befand und anfänglich die Verbindung zwischen Daun und Loudon zu halten hatte; sein Hauptverdienst bestand aber darin, daß er nach dem Verluste eines Theiles des schon erobert gewesenen Hochkirch mit der Cavallerie des linken Flügels entschieden in die Action trat, wiederholt mit Gewinn in Flanke und Rücken Zieten’s fiel, diesen dauernd aus dem Orte trieb, die in großer Gefahr gestandene Infanterie aus solcher befreite und endlich den Rückzug des Gegners ernstlich bedrohte. Auch bei Sackwitz (Düben) am 29. October und Maxen am 20. November 1759 fand O’Donel’s Thätigkeit und Truppenführung die gebührende Zustimmung. Zu seiner verdienstvollsten Leistung gab ihm aber der preußischerseits schwer errungene Sieg bei Torgau am 3. November 1760 den Anlaß, denn O. wußte sich an diesem Tage den wechselnden Anforderungen des Kampfes rasch anzuschmiegen und vornehmlich dadurch nutzbringend zu wirken, daß er selbständig dem Gegner in die Flanke fiel und auf eigene Verantwortung durch eine rechtzeitige kräftige Unterstützung des Generals Buccow diesem es möglich machte, der überlegenen feindlichen Reiterei Stand zu halten und auf des Gegners Infanterie einzuhauen. Noch während der Schlacht hatte O. an Stelle des verwundeten Feldmarschalls Daun das Obercommando des Heeres übernommen, welches er nach Dresden führte und während der Abwesenheit Dauns befehligte. Seine letzte Verwendung im siebenjährigen Kriege fand er in dem Gefechte bei Reichenbach (Mittel-Bielau) am 16. August 1762, wo sich nach einer Zuschrift Daun’s an Pergen vom 19. August 1762 die preußische Cavallerie unter Bevern „also zwar auf die Reiterei des Centrums unter O. warf, daß hierdurch ein sehr hartnäckiges Cavalleriegefecht, dergleichen nicht so bald gesehen worden, erfolget und nach mehreren sich ergebenden choques die feindliche Cavallerie viermahlen gänzlich repoussiret worden ist“. Hierauf wurde O. im December 1762 als commandirender General nach den Niederlanden entsendet, im J. 1765 übernahm er das Generalinspectorat der Cavallerie, vom Jahre 1768 bis Ende 1770 befand er sich als Gouverneur zu Siebenbürgen, im J. 1771 hatte er den ehrenvollen Auftrag erhalten, Kaiser Josef nach Ungarn zu geleiten, doch schon während der Vorbereitungen zu dieser Reise endete sein Leben. Daß dasselbe reich an gemeinnützlicher Wirksamkeit gewesen sein mußte, läßt sich aus den einstweilen bekannten, hier erwähnten Hauptzügen erkennen und wären wohl weitere Aufhellungen über O’Donel’s Lebenslauf und Charaktereigenthümlichkeiten sehr erwünscht. Schon deshalb, weil O. die erreichten hohen Würden und Auszeichnungen ausschließlich seiner Regententreue, Tapferkeit und erfolgreichen Bethätigung bedeutender Fähigkeiten zu danken hatte; ferner aber auch aus dem Grunde, weil ihn als Reiterführer die für alle Zeiten [153] lehrreichen Eigenschaften kennzeichnen, wie: stete Geistesgegenwart, selbstständige Entschlossenheit, rechtzeitig rasches Handeln, dann der Muth der Selbstverantwortung, sowie die Gewandtheit, sich in allen Lagen bestmöglichst zurecht zu finden.

Wurzbach, Biogr. Lex. d. Kaiserth. Oesterreich 21. Th. Wien 1870. – Hirtenfeld, Der Militär-Maria-Theresienorden etc. Wien 1857. – Victorin, Gesch. d. 7. Drag.-Rgts. Wien 1879.