BLKÖ:O’Donnell, Johann Graf

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 21 (1870), ab Seite: 4. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
Johann O’Donnell von Tyrconell in der Wikipedia
Johann O’Donnell von Tyrconell in Wikidata
GND-Eintrag: [1], SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|O’Donnell, Johann Graf|21|4|}}

O’Donnell, Johann Graf (k. k. Feldmarschall-Lieutenant und Ritter des Maria Theresien-Ordens, Geburtsjahr unbekannt, gest. zu Wien 12. März 1784). Ein Bruder des Grafen Karl, der Großkreuz des Maria Theresien-Ordens war. Mit demselben zugleich trat Graf Johann in die kaiserliche Armee, focht in den zahlreichen Feldzügen, die dem siebenjährigen Kriege vorangegangen waren, in welch letzterem er bereits zum General-Major vorgerückt war. Nach der Schlacht bei Kollin erbat sich der General der Cavallerie Graf Nádásdy von dem Feldmarschall Daun den General-Major O’Donnell zur bleibenden Zutheilung bei dem von ihm (Nádásdy) befehligten Corps. Bei Leuthen, 5. December 1757, befehligte O. auf dem linken Flügel des Nádásdy’schen Corps. Um unsere durch die feindliche Uebermacht bereits in Unordnung gerathenen Truppen zu unterstützen, erhielt O. Befehl, vorzurücken. Terrainhindernisse erschwerten und verzögerten sehr für O’Donell’s Reiterei die Ausführung dieses Befehls. Indessen gewann der Feind immer mehr Vortheile über die Unseren, die von mehreren Seiten gedrängt und auf das Heftigste angegriffen, zurückwichen. Nun erhielt auch General-Major O’Donell Befehl, sich zurückzuziehen. In diesem Augenblicke aber gewahrte er die im vollen Trabe auf ihn und seine Reiterei heransprengende feindliche Cavallerie. Zudem war ein hinter seiner Aufstellung sich hinziehender Graben auch sonst noch ein Hinderniß für den Rückzug und gefährdete nur noch mehr seine Lage, wenn die feindliche Cavallerie seine Reiter erreichte. Nur eine entschlossene Offensive konnte hier retten und diese ergriff auch, ohne sich weiter zu besinnen, der tapfere General, der sich nun mit einem Male auf die feindliche Cavallerie mit großem Ungestüm warf, sie zurückschlug und eine weite Strecke verfolgte. Dann in guter Ordnung auf seine Stellung zurückkehrend, erhielt er noch von Feldmarschall Daun Befehl, zwei feindliche Gendarm-Schwadronen zu attaquiren, welche er auch alsbald über den Haufen warf, aber seine Reiter hatten sich in der Hitze der Verfolgung des Feindes so weit vorgewagt, daß der Graf, als er eben von der Seite her gegen sich feindliche Cavallerie heranrücken sah, kaum mehr eine Schwadron der Seinigen zu sammeln im Stande war. Wohl nahm er trotz alledem den Kampf mit der Uebermacht des Feindes an, aber er konnte sich nicht behaupten, sein Pferd hatte bereits zwei Wunden, auch er bereits einen starken Hieb in den Kopf, und endlich unfähig, sich länger zu vertheidigen, wurde er gefangen. Nach seiner Ranzionirung kehrte er zur Armee zurück und zeichnete sich bei Maxen aus, wo er in einem [5] Reitergefechte mit seinen Dragonern die feindlichen Huszaren schon nach der ersten Attaque zurückwarf. Kaum in seine Stellung zurückgekehrt, bot sich Gelegenheit zum Angriffe zweier feindlicher Bataillone, den er mit solcher Bravour ausführte, daß das eine derselben sofort die Waffen streckte, während das zweite in voller Auflösung sich in den Schluchten zerstreute. Im Jahre 1760 wurde Graf O. zum Feldmarschall-Lieutenant befördert und in dem Nachtragscapitel vom 21. November 1763, das nach Beendigung des siebenjährigen Kriegs berufen ward, um alle jene zu belohnen, welche darauf Anspruch hatten, mit dem Ritterkreuze des Maria Theresien-Ordens ausgezeichnet. Im J. 1771 erhielt der General noch überdieß eine Elisabeth Theresien-Stiftung. Er starb in Wien im Jahre 1784; seine Tochter Theresia wurde die Gemalin eines Vetters, des als Finanzministers bekannt gewordenen Grafen Joseph (auch Franz Joseph) O’Donnell [s. d. Folg.].

Hirtenfeld (J.), Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder (Wien 1857, Staatsdruckerei, kl. 4°.) S. 175 u. 1731.