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Artikel „Niemeyer, David Gottlieb“ von Otto Nasemann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 23 (1886), S. 679–680, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Niemeyer,_David_Gottlieb&oldid=- (Version vom 20. April 2024, 04:38 Uhr UTC)
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Niemeyer: David Gottlieb N., geb. am 1. November 1745 in Halle, † daselbst in der Vorstadt Glaucha am 6. Februar 1788. Er war der älteste Sohn des Archidiakonus an der Marktkirche, Joh. Conrad Phil. N., und durch seine Mutter Aug. Sophie, eine Tochter des Joh. Anast. Freilinghausen, der Urenkel A. H. Francke’s. Mit dem achten Jahre ward er als Scholar in das Pädagogium aufgenommen, wo er den Unterricht seines Oheims Joh. Anton N., des damaligen Inspectors der Anstalt, genoß. Als er Ostern 1764 die Universität bezog, stellte ihm derselbe im Schulprogramm ein lobendes Zeugniß aus. Er hörte bei dem älteren Knapp, Meyer, Stiebritz, vorzugsweise indessen bei [680] Semler und Nösselt, und dem Einflusse des letzteren besonders verdankte er seinen rationalistischen Standpunkt. Schon als Student ertheilte er Unterricht an verschiedenen Schulen des Waisenhauses und bewährte sich als Lehrer so gut, daß er 1768 zum Inspector der lateinischen Hauptschule ernannt wurde. Als das Diakonat in der Vorstadt Glaucha erledigt ward, berief man ihn; am Sonntag Judica 1774 erfolgte die Einführung. In das Pastorat rückte er jedoch erst 1783 ein, in welchem Jahre er am 20. Sonntage nach Trinitatis gemeinschaftlich mit seinem Neffen Gotthilf Anton N., der das Diakonat übernahm, eingewiesen wurde. Von seiner Wirksamkeit in der Gemeinde wird mehrfach bezeugt, daß er sich der Seelsorge eifrig annahm und überaus wohlthätig war; dessenungeachtet gerieth er wegen Ankaufs eines besonderen Schulhauses, den er 1786 durchsetzte, mit drei Hausvätern in Zwistigkeiten. Sonst wird berichtet, daß er einige liturgische Neuerungen einführte, bei den Predigtwiederholungen den Vortrag durch Gesang von Liederversen unterbrach, die Privatbeichte abschaffte, auch in das Taufformular „mehr Verständlichkeit, Zweckmäßigkeit und Würde“ zu bringen suchte und den Exorcismus gänzlich beseitigte. Der größere Theil der Pfarrkinder scheint mit ihm gleicher Ansicht und Richtung gewesen zu sein, doch weist das Pfarrarchiv nach, daß die Zahl der Communicanten während seiner Amtsführung nicht unbeträchtlich abnahm. Seine schriftstellerische Thätigkeit war eine ziemlich ausgedehnte. Er gab heraus eine „Predigerbibliothek“, 3 Bde., 1784; „Trostschriften zur Aufrichtung für Leidende“, 1783; „Nachrichten von der Amtsführung rechtschaffener Prediger und Seelsorger“, 1770, außerdem manche kleinere Gelegenheitsschriften; das Journal für Prediger hat er vom 9. bis 20. Bande redigirt. Seine Arbeiten gewannen ihm viele Freunde, selbst in weiter Ferne, und veranlaßten u. a. die Asketische Gesellschaft in Zürich ihn 1776 zum Mitgliede zu ernennen. Daheim scheint er wegen seiner Kränklichkeit ziemlich eingezogen gelebt zu haben. Zu Neujahr 1788 hielt er seine letzte Predigt, die gedruckt ist und ihn als einen Mann von gebildetem Geschmack und bemerkenswerther Beherrschung des Ausdrucks kennen lehrt. Am 6. Februar starb er ruhig und gefaßt.

Akten, Urkunden und Nachrichten zur neuesten Kirchengeschichte, Weimar 1791, II, 557 ff. – Hallisches Adreßverzeichnis auf das Jahr 1804. -– Pfarrarchiv zu St. Georg in Glaucha.