ADB:Neuber, Ulrich
Valentin N., zwei Nürnberger Buchdrucker und Buchhändler des 16. Jahrhunderts, welche durch ihre umfangreiche und doch im wesentlichen sich auf bestimmte Gebiete der Litteratur beschränkende Thätigkeit für diese eine gewisse Bedeutung gewonnen haben. Der betreffende Zeitraum der Nürnberger Buchdruckergeschichte hat bis jetzt noch keine Bearbeitung gefunden und so ist denn auch über die beiden Drucker fast nichts bekannt, als was aus ihren Drucken sich ergibt. Ulrich N., † 1571, nach einer handschriftlichen Notiz am 19. August, erscheint zum ersten Mal auf Drucken des Jahres 1542, doch nicht allein, sondern als Genosse des Johann vom Berg (Montanus), der aus Gent in Flandern gewesen sein soll. Bis zum Tod des letzteren (1563), dauerte diese Geschäftsverbindung ununterbrochen und sie wurde auch nach demselben noch einige Jahre, wenigstens bis 1565 einschließlich mit dessen Erben bzw. mit Dietrich Gerlach (Gerlatz, Gerlitz, s. A. D. B. IX, S. 8) fortgesetzt. Das gemeinsame Druckerzeichen, das die Verklärung Christi darstellt und in verschiedener Größe und verschiedener Form, bald als Rechteck, bald kreisförmig, in ersterem Fall mit reicher Umrahmung ausgeführt ist, ging bei der Auflösung der Geschäftsverbindung mit einem großen Theil des Verlags auf Gerlach über. Ob auch N. es noch fortgeführt, hat sich nicht feststellen lassen. J. vom Berg und Ulrich N. bezeichnen sich öfter als „auf dem Neuen Bau bei der Kalkhütten wohnhafft“; später als N. allein war, gibt er die „Jüdengasse“ als seine Adresse an, so wenigstens auf einem Druck des Jahres 1568. Was nun die Thätigkeit der Neuber’schen bzw. vom Berg-Neuber’schen Presse anbelangt, so gibt es wol einen Index librorum per Johannem Montanum et Vlricum Neuberum impressorum, s. l. et a. erschienen, den jedoch Verfasser nicht zu Gesicht bekommen konnte. Wenn es aber, trotzdem daß man durch die allgemeine Bibliographie gerade für jene Zeit fast ganz im Stiche gelassen wird, möglich gewesen ist, gerade 100 Drucke aus der fraglichen Presse zu verzeichnen, so ist wol der Schluß auf eine recht umfangreiche Thätigkeit derselben erlaubt. Unter jenen Drucken sind zwar Werke aus verschiedenen Wissenschaften, namentlich aus Mathematik und Sternkunde; das vielleicht schönste Erzeugniß dieser Presse, Joh. Schoner’s Opera mathematica (1551 u. 1562), gehört hierher. Besondere Erwähnung verdienen auch die Musikdrucke ihrer Presse (vgl. R. Eitner, Bibliographie der Musik-Sammelwerke des 16. und 17. Jahrhunderts, im Index S. 958 s. Montanus), darunter vor allem Georg Forster’s große Liedersammlung (Bd. VII, S. 164), deren 5 Theile von der 2. Auflage des ersten Theiles von 1549 an (die erste Auflage erschien 1539 bei Petrejus) bei ihnen gedruckt sind und die für die Geschichte des Liedes nicht minder wichtigen 68 Lieder, die s. a. (um 1550) bei ihnen erschienen (der Titel fehlt). Aber zum weitaus größten Theil (zu zwei Dritttheilen) besteht [477] der Verlag aus Schriften theologischen Inhalts und zwar solcher der lutherischen Richtung und unter diesen wiederum stellen die Werke der praktischen Theologie und die eigentliche Erbauungslitteratur das größte Contingent. Die Theologen, von welchen am meisten bei N. gedruckt worden ist, sind Joh. Matthesius, Hier. Weller und besonders Veit Dietrich, der alles was er verfaßt oder von andern herausgegeben, einschließlich der betreffenden Schriften Luther’s, dort erscheinen ließ. – Hat sonach Ulrich N. mit Joh. vom Berg die theologische und religiöse Litteratur besonders bevorzugt, so ist dagegen von Valentin N. die Volkslitteratur als solche, zumal die poetische, fast ausschließlich gepflegt worden. Nur wenige unbedeutende Drucke desselben ließen sich finden, die nicht dahin gehören. Dagegen sind in Goedeke’s Grundriß zur Geschichte der deutschen Dichtung, Bd. I der 1. Aufl. und in Weller’s Annalen der Poetischen Nationallitteratur, Bd. I und II, an 150 Drucke aufgeführt, die Val. Neuber’s Namen tragen, geistliche und weltliche Sachen, ganze Sammlungen und – dies namentlich häufig – einzelne Liederheftchen. Nimmt man dazu, wie manches derartige wol ohne seinen Namen ausgegangen sein mag, so wird man sagen können, daß diese Neuber’sche Presse zu denjenigen gehört, welche in jener Zeit am meisten für das Lesebedürfniß des Volkes gesorgt und damit auf dessen geistige Bildung Einfluß genommen haben. Val. N., ohne Zweifel jünger als Ulrich (sein Bruder oder Vetter?) trat später als dieser als selbständiger Drucker und Buchhändler auf, doch nicht erst 1551; denn wir kennen schon aus dem Jahr 1549 einen und aus 1550 mehrere Drucke, welche mit seinem Namen gezeichnet sind. Ebenso hat er nicht schon 1581 zu drucken aufgehört, vielmehr kommt sein Name noch auf Schriften der Jahre 1583 und 1584 vor. Als seine Wohnung bezeichnet er seit 1579 das „obere Wehr“; sein Druckerwappen ist von Nagler, Monogrammisten V, Nr. 1305 wiedergegeben: ein Schild mit einem aus V und N gebildeten Monogramm, über welch letzterem diese Buchstaben überdies noch einzeln durch ein Kreuz getrennt stehen. Um 1589 kommt ein Buchdrucker Georg N. in Nürnberg vor, vielleicht sein Sohn und Nachfolger im Geschäfte.
Neuber: Ulrich und- Vgl. J. H. G. Ernesti, Die Wol-eingerichtete Buchdruckerey, Nürnberg 1721, Blatt f2b–f3b.