ADB:Mencken, Anastasius Ludwig

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Artikel „Mencken, Anastasius Ludwig“ von Paul Bailleu in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 21 (1885), S. 313–314, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Mencken,_Anastasius_Ludwig&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 15:47 Uhr UTC)
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Mencken: Anastasius Ludwig M., geb. am 2. August 1752 als Sohn des Professors der Rechtswissenschaft Gottfried Ludwig Mencke, zu Helmstedt (s. o. S. 312), vorgebildet auf der Stadtschule zu Halle und bei dem Rector Rambach in Quedlinburg, widmete sich seit 1768 zuerst in Helmstedt, später in Leipzig juristischen Studien. Im J. 1773 nach Helmstedt zurückgekehrt, um sich für die Doctorpromotion vorzubereiten, ging er im J. 1775 aus Abneigung gegen die juristische Laufbahn nach Berlin, wo er einige Zeit als Hauslehrer bei dem Geh. Kriegsrath und Bürgermeister Troschel thätig war, bis er zu Ende des Jahres 1776 durch Hertzberg in die diplomatische Pepinière aufgenommen wurde. Im Mai des folgenden Jahres wurde er als Legationssecretär nach Stockholm geschickt, aber bereits im März 1782 zurückberufen und auf Vorschlag des Grafen Finckenstein von Friedrich dem Großen zum Geh. Cabinetssecretär ernannt. Der König, dem er durch seine Schwester Ulrike von Schweden[WS 1] empfohlen war, zeichnete ihn sichtlich aus und bevorzugte ihn vor den übrigen Cabinetssecretären. Seine Arbeit bestand anfangs nur im Chiffriren und Dechiffriren der abgehenden und eintreffenden Depeschen, doch wurde er bald auch mit dem Concipiren der Cabinetsordres beauftragt, wobei er große Gewandtheit und Leichtigkeit zeigte. Friedrich Wilhelm II. machte ihn bald nach seiner Thronbesteigung zum Geh. Cabinetsrath und bediente sich seiner in allen wichtigen Angelegenheiten der Civilverwaltung. Im J. 1792, als M. sich während des französischen Feldzuges im Gefolge des Königs befand, gerieth er, wie erzählt wird, in den Verdacht jacobinischer Gesinnung und fiel in Ungnade; gewiß ist, daß er im December 1792, während der König noch in Frankfurt a. M. verweilte, auf seinen Wunsch nach Potsdam beurlaubt wurde. M. lebte dann eine Zeit lang in Zurückgezogenheit, wozu ihn auch seine beginnende Kränklichkeit und Körperschwäche nöthigten; doch arbeitete er zu Ende des Jahres 1796 auf Veranlassung des Königs eine umfangreiche Instruction für die Commission zur Organisation von Südpreußen aus, welche fast zu einem Reformplane für die gesammte Regierung und Verwaltung Preußens wurde. Ueberhaupt gehörte M., der besonders mit Struensee verbunden gewesen zu sein scheint, zu denjenigen Männern, welche eine Reorganisation des preußischen Staates unter Benutzung der Ideen der französischen Revolution für unerläßlich hielten. Eben aus diesem Grunde wurde er von König Friedrich Wilhelm III. wieder mehr zu den Geschäften herangezogen; aus seiner Feder stammen jene Cabinetsordres aus der ersten Zeit der neuen Regierung, die freisinnig und human, aber zugleich wortreich und unklar, den Umschwung zu einer liberaleren Richtung der inneren Politik bezeichneten. Allein seine Wirksamkeit war nur von kurzer Dauer: nach längerem Leiden, das er durch Badereisen nach Pyrmont vergebens zu heben gesucht hatte, starb er schon am 5. August 1801 zu Potsdam. – M. war, nach Stein’s Urtheil, ein liberal denkender, gebildeter, feinfühlender, [314] wohlwollender Mann von den edelsten Gesinnungen und Absichten. Durch seine am 24. Febr. 1790 geborene Tochter Luise Wilhelmine[WS 2], die sich am 7. Juli 1806 mit dem Rittmeister a. D. Karl Wilhelm Ferdinand von Bismarck[WS 3] vermählte, ist M. der Großvater des Fürsten Bismarck.

Vgl. Schlichtegroll, 1801, I, 104–144, 331–342, guter Nekrolog, dessen Angaben durch die Acten des Geh. Staatsarchivs zu Berlin bestätigt werden.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Königin von Schweden; Siehe Wikipedia: Luise Ulrike von Preußen (1720–1782)
  2. Luise Wilhelmine Mencken (1789–1839)
  3. Ferdinand von Bismarck (1771–1845), bewirtschaftete seine Güter in Schönhausen, Kniephof, Külz und Jarchelin in Pommern