ADB:Marenholtz, Boldewin von (2. Artikel)

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Artikel „Marenholte, Boldewin von“ von Karl Ernst Hermann Krause in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 20 (1884), S. 311–312, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Marenholtz,_Boldewin_von_(2._Artikel)&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 17:05 Uhr UTC)
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Marenholte: Boldewin oder Balduin v. M. (Marenholtz)[WS 1], der letzte katholische Abt, der 39. in der Reihe, des berühmten Klosters St. Michaelis zu Lüneburg, leistete Profeß am 29. April 1492 und wurde schon 1504 Abt. Er hatte in Italien studirt, war ein eifriger Theolog und durchaus wissenschaftlicher Mann von großer Energie, widersetzte sich daher in Gemeinschaft mit dem patrizischen Rathe auf das Hartnäckigste der andringenden Reformation, und als der Rath den aufstehenden Bürgern nachgab, auch ferner allein den Forderungen Herzog Ernsts, des Bekenners. Schon 1527 hatten die Prälaten versucht gegen den letzteren den der Acht wegen nach Frankreich gegangenen Herzog Heinrich den Mittleren wieder in die Höhe zu bringen. Als aber aller Widerstand nichts half und sogar die Conventualen unter dem Propst Herbord von Holle nachgaben, um dem Adel wenigstens die Klostereinkünfte zu retten, und in der Klosterkirche von dem schon früher eingeräumten lutherischen Prediger zu St. Michaelis, Andreas Garding (Allg. D. Biogr. VIII, 371) sich das Abendmahl in beiderlei Gestalt reichen ließen, warf der hinzugerufene Abt die Chorschlüssel zornig vom Lector herab und starb, sofort vom Schlage getroffen, am 11. December 1532. Für die Stadt und das Kloster hatte er 1530 eine segensreiche Wasserleitung, die „Abtswasserkunst“, mit den Bürgern geschaffen. Seine Tüchtigkeit und seine [312] moralische Ehrenhaftigkeit sind unanfechtbar, auch das Zeugniß des strengen Lutheraners Lucas Lossius (Allg. D. Biogr. XIX, 220) spricht für ihn. Unverdient ist daher in einem Romane neuerer Zeit, „Junker Ludolf’s Gedenkbüchlein. Ein Beitrag zur Geschichte der Reformation in Lüneburg von A. v. d. Elbe; Bremen 1878“, sein Name hart verunglimpft. In der Reformationsgeschichte Norddeutschlands ist er bekannt durch seinen Streit mit dem Hamburger Prediger Stephan Kempe (Allg. D. Biogr. XV, 599), dessen für Lüneburg aufgesetzte Schrift „Artickel uth H. Pomerani Schriften vom Ampte und Denst yn den Kercken summert“ er an Wimpina und D. Johannes Mensing zur Widerlegung sandte. Ersterer schrieb eine deutsche Entgegnung an den Rath: „Vorlegung Articulorum“ etc., letzterer richtete seine Verwerfung an Kempe selbst, und der Abt lieferte die erstere unter dem Titel „Dat Provebock“ (Beweisbuch) dem Rathe ein. Kempe erließ darauf unter deutlicher Anspielung an den Eselnamen im „Reineke de Vos“, Boldewyn, die grimme Antwort: „Up des Abbates van Sunte Michael tho Luneborch und sines Pröwe-Esels Pröwebock Antworth Stephani Kempen etc. – Das „Provebock“ galt 1755 für verloren, die „Antworth“ war in der Bibliothek der Lüneburger Ritterakademie, sie ist auch wieder abgedruckt in Staphorst, Hamburgische Kirchengeschichte I, S. 172 f.

Jo. Lud. Lev. Gebhardi, De re literaria Coenobii S. Michaelis, Lüneburg 1755. Ludw. Albr. Gebhardi, Kurze Gesch. des Kl. St. Michaelis in Lüneburg. v. Weyhe-Eimcke, Aebte des Kl. St. Mich. Bertram. Evang. Lüneburg.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Über diese Person existiert in Band 2 ein weiterer Artikel.