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Artikel „Mahlmann, August“ von Franz Schnorr von Carolsfeld in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 20 (1884), S. 97–98, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Mahlmann,_August&oldid=- (Version vom 25. November 2024, 22:56 Uhr UTC)
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Band 20 (1884), S. 97–98 (Quelle).
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Mahlmann, Siegfried August M., Dichter, geb. zu Leipzig (laut Taufbuchs der Nikolaikirche Bl. 726, nach dessen Zeugniß er die Namen Gottfried August, nicht Siegfried August erhalten hätte) am 13. Mai (nicht März) 1771, † daselbst am 16. Decbr. 1826, war ein Sohn des Kramers Siegfried Martin M., der aus einer angesehenen Ascherslebener Familie stammte, aber schon in jungen Jahren, um den Nachstellungen preußischer Werber zu entgehen, nach Leipzig übergesiedelt war. M. wurde seinem Vater in einer zweiten Ehe, welche dieser noch in höherem Lebensalter mit Wilhelmine Auguste Müller, einer Tochter des Diaconus M. Müller in Wurzen, eingegangen war, geboren. Er wurde zu Borna in der Privatlehranstalt des Rectors Korbinsky, später in der Fürstenschule zu Grimma, deren Schüler er in der Zeit vom 30. Novbr. 1785 bis 26. August 1789 war, unterrichtet und bezog im letztgenannten Jahre die Universität Leipzig, um sich dem Studium der Rechte zu widmen, was er, wie er später in einem Briefe an Böttiger äußerte, „leider nicht blos obenhin“ that, sondern so, daß er „viele Zeit mit dieser elenden Wissenschaft verlor“. Im J. 1792 übernahm er in Livland die Stelle eines Hofmeisters bei dem Sohne eines Herrn von Zimmermann, dem er Unterricht in Sprachen und Mathematik ertheilte und mit welchem er später, an dessen Studium der Jurisprudenz und Cameralwissenschaften theilnehmend, die Universitäten zu Leipzig und Göttingen besuchte, alsdann den Winter von 1796 auf 1797 in Berlin verbrachte und endlich eine Reise durch Deutschland, Dänemark und Schweden nach Petersburg ausführte. Kaiser Paul trieb ihn aus Rußland. 1798 nach Leipzig zurückgekehrt, kaufte M. hier 1802 die Juniusische Buchhandlung, gab dieselbe jedoch schon im Januar 1806 nach beträchtlichen Geldverlusten wieder auf. Ursprünglich in der Absicht, der Wittwe und den Kindern Spaziers, des mit ihm verschwägerten Begründers der Zeitschrift, eine Einnahme zu sichern, leitete er in den Jahren 1805–1810 allein, 1810–1816 gemeinschaftlich mit Methusalem Müller die Herausgabe der „Zeitung für die elegante Welt“. In der Zeit von 1810 bis 1818 war er Pachtinhaber und Redacteur der „Leipziger Zeitung“, in welcher Stellung er in Folge der politischen Ereignisse große Schwierigkeiten und selbst Gefahren zu bestehen hatte, aber auch reichen Geschäftsgewinn erzielte. Er konnte 1814 das Rittergut Ober- und Unter-Nitzschka, im folgenden Jahre das sogenannte Brandvorwerk bei Leipzig kaufen und sich während seiner letzten Lebenszeit ganz seinen Lieblingsbeschäftigungen hingeben. Unter diesen nahmen Studien aus den Fächern der Naturkunde, Physik, Chemie und Astronomie die oberste Stelle ein, was es erklärlich macht, daß ihn die Leipziger Oekonomische Societät 1821 an ihre Spitze berief. Im J. 1810 war ihm vom Könige von Sachsen, schon 1806 vom Herzoge von Sachsen-Gotha der Hofrathstitel verliehen worden. Nach dem Tode seiner ersten Frau, einer Schwägerin Spazier’s und Jean Pauls, hatte er sich 1807 mit einer Tochter des Kaufmanns Erttel in Leipzig vermählt. – Mahlmann’s lyrische Poesien, ausgezeichnet durch echten dichterischen Schwung und eine edle formgewandte Sprache, gleich fähig den Empfindungen religiöser Weihe, wie der Stimmung frischer Lebensfreude innigen und beredten Ausdruck zu geben, fanden im Publicum die entgegenkommendste Aufnahme. Wie er selbst die Genugthuung erlebte, 1813 als Verhafteter an den Wänden seines Erfurter Gefängnisses, in welchem vor ihm Gefangene von Lützow’s Corps gelegen hatten, Lieder von sich angeschrieben zu finden, so können noch jetzt mehrere seiner Lieder den beliebtesten Gesängen auch der heutigen deutschen Jugend beigezählt werden. Am meisten machte er sich jedoch durch das Stück „Herodes vor Bethlehem, oder der triumphirende Viertelsmeister“ (1803) bekannt, eine Parodie der Kotzebueschen „Hussiten vor [98] Naumburg“, in welcher er dieses Schauspiel und seine thränenseligen Bewunderer mit Witz und Humor verspottete und dadurch auf die Verbesserung des herrschenden Zeitgeschmacks erfolgreich einwirkte. Gesammtausgaben seiner Schriften erschienen 1839 und 1859. Das von ihm bereits im Jahre 1801 herausgegebene Lustspiel „Der Hausbau“ erschien ohne seinen Namen; unter dem Namen „Julius Heiter“ veröffentlichte er „Narrheit und Vernunft. Jedem das Seine. Ein moralisches Bilderbuch für alte Kinder, frei aus dem Französischen übersetzt“ (1802). Als Mitglied der Loge Minerva zu den drei Palmen in Leipzig, der er 1796 beigetreten war und von 1813 bis zu seinem Tode als Meister vom Stuhl vorstand, gab er heraus „Liederbuch der Loge Minerva“ (1822). Mehrere seiner in der Loge gehaltenen Reden finden sich im Jahrgang 1859 der Freimaurerzeitung.

Mahlmann’s Briefe an Böttiger in der k. öffentl. Bibliothek zu Dresden. Joh. Friedr. Köhler in der Handschrift L. 446 derselben Bibliothek (Nr. 1008). Meusel, G. T. Zeitung für die elegante Welt, 1827, Nr. 3, 4. Januar, Sp. 17 ff. Neuer Nekrolog 1826, S. 724 ff. Mahlmann’s sämmtliche Schriften nebst Mahlmann’s Biographie, Bd. 1, Leipzig 1839, S. V ff. C. D. v. Witzleben, Geschichte der Leipziger Zeitung, Leipzig 1860, S. 82 ff. 192. Briefe an Ludwig Tieck, herausgegeben von K. v. Holtei, Bd. 2, Breslau 1864, S. 285–289. Allgemeines Handbuch der Freimaurerei, Bd. 2, Leipzig 1865, S. 269.