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Artikel „St. Magnus“ von Gerold Meyer von Knonau in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 20 (1884), S. 74–75, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Magnus_von_F%C3%BCssen&oldid=- (Version vom 26. Dezember 2024, 11:30 Uhr UTC)
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St. Magnus, Mönch und Glaubensbote im 8. Jahrhundert (Heiligentag 6. September). Wegen der in sehr zweifelhafter Gestalt vorgebrachten Erzählung des Lebens dieses Heiligen war dem geschichtlichen Vorhandensein der geschilderten Persönlichkeit selbst noch in neuester Zeit ernsthaftes Bedenken gegenüber gestellt worden (vgl. auch vom Verf. d. Art. Bd. VIII S. 346); doch ist ganz vorzüglich neuerdings (1876 und 1877) durch Steichele, Das Bisthum Augsburg, Bd. IV S. 338–369 (wo auch eine kritische Uebersicht der ganzen einschlägigen Litteratur S. 349 ff.) und Baumann, Geschichte des Allgäu’s, Bd. I S. 93–98, eine Beleuchtung dieser Fragen gebracht worden, welche die Aufnahme eines biographischen Artikels über diesen Missionär des östlichen Allgaues rechtfertigt. – Ein seinem Namen nach deutscher Mönch Maginold und sein Gefährte Theodo hatten 613 den Iren Gallus in die von demselben gewählte Einsamkeit begleitet und dann noch lange über dessen Tod hinaus hier an der Steinach sich aufgehalten. Ein Mönch romanischer Geburt, Magnus, dagegen folgte gegen Mitte des 8. Jahrhunderts, in der Zeit des Abtes Otmar, als nach dem nun in klösterlicher Weise wohl geordneten St. Gallen eine Einladung des ersten geschichtlich feststehenden Augsburger Bischofs Wichbert kam, dem Rufe desselben und begab sich mit einem Begleiter Theodo (oder Dieto) nach dem Allgau hinaus. Theodo blieb in Kempten, während M. nach der entlegeneren, noch im Heidenthum verharrenden Lechgegend vordrang. Da gründete er in Füßen eine Zelle, welche erst ein Jahrhundert später sich von St. Gallen löste und durch die Bischöfe von Augsburg zu einem eigenen Kloster gemacht wurde; um die Mitte des 8. Jahrhunderts starb M. zu Füßen. – Als, eben etwa 851, Bischof Lanto die Gebeine des Heiligen feierlich erhob, wurde das Bedürfniß zu Füßen lebhaft empfunden, eine Lebensgeschichte desselben zu besitzen. So wurden die im Volke durch mündliche Verbreitung haftenden Erzählungen und Sagen aufgezeichnet, dabei die im Mittelalter nicht seltene Beglaubigung erdichtet, das ganze Buch sei nur eine verbesserte Abschrift einer neben den Gebeinen bei der Erhebung gefundenen Schrift, welche von Theodo, dem Begleiter des M., verfaßt gewesen sei. Doch als um 898 der Abtbischof Salomon III. zu St. Gallen die St. Magnuskirche (St. Mang) errichtete und vom Augsburger Bischof Adalbero Reliquien sich erbat, wobei ohne Zweifel auch die Füßener Lebensbeschreibung mitkam, machte man sich auch in St. Gallen über das Buch. Man wußte aus der Legende des eigenen Klosterstifters von jenem Maginold, wurde durch den Namensanklang, durch die Gleichnamigkeit – Theodor – des Theodo des 7. und des Theodo des 8. Jahrhunderts, der beiden begleitenden Persönlichkeiten noch mehr verwirrt, zog alle Maginold betreffenden Stellen und noch Weiteres aus den Lebensgeschichten des St. Columban und St. Gallus aus und setzte so aus jener Füßener Schrift und diesen neu gewonnenen Bestandtheilen ein neues Ganzes zusammen, die jetzt sogenannte Vita s. Magni, welche selbstverständlich [75] die sonderbarsten chronologischen Unglaublichkeiten in sich aufnehmen mußte. Diese in St. Gallen zurecht gemachte, zwei Persönlichkeiten getrennter Jahrhunderte in eine einzige Vita vermengende Arbeit ist im St. Galler Codex Nr. 565, noch ohne Eintheilung in zwei Bücher, enthalten (Goldast gab sie dann kurzweg als ein Werk des bekannten Ellwanger Mönches Ermenrich heraus); im 11. Jahrhundert redigirte Otloh von St. Emmeran auf Bitte des Füßener Abtes Adalhelm die Vita neu und gab ihr noch Erweiterungen. Daß also alles auf Maginold Bezügliche, das in dem biographischen Werke vorangeht, von M. abzutrennen ist, versteht sich von selbst. Aber auch das Bild des Füßener Glaubensboten selbst erscheint in dem glaubwürdigen Theile schon legendarisch umhüllt: so ist der Besieger des Heidenthums zum Erleger eines Drachen gemacht.

Vgl. auch schon v. Verf. d. Art. den Artikel Magnus in Bd. IX von Herzog’s Realencyklopädie, 2. Aufl. (1881).